Der 28. Januar ist der Todestag Karls des Großen. Er war es, der aus traditioneller Sicht vor über 1200 Jahren – nach dem Untergang Roms – das christliche Abendland zu seiner ersten Blüte der Frömmigkeit und der Kultur führte.

Zweifellos ist der Mann, der bereits zu Lebzeiten als Pater Europae bezeichnet wurde, ein Orientierungspunkt des modernen Europa gewesen: Eine Persönlichkeit, die katholische Politiker beim Wiederaufbau nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg vor Augen hatten. Sie suchten so etwas wie eine „Karolingische Renaissance“, nämlich eine wirklich geistlich-geistige Erneuerung als Grundlage des Kontinentes.

Karl der Große war als Frankenkönig ein Politiker. Und dieser Carolus Magnus ist bis heute ein Heiliger – aber sicher nicht nach den heutigen Richtlinien der Kongregation für Heiligsprechungen. Über die Heiligen der ersten Jahrhunderte hat die Tradition, nämlich das Gedächtnis des Volkes entschieden. Aus diesem Gedächtnis heraus wurden die Herrschaft und den Taten Karls des Großen bewahrt und bewertet.

Am 28. Januar 2018 predigte anlässlich des Karlsfestes im Aachener Dom der Erzbischof von Prag, Kardinal Dominik Duka. Er wies darauf hin, dass Karl der Große aber nicht um seiner selbst willen die Länder Europas eroberte um sich selber ein Denkmal zu errichten. Vielmehr wollte er denjenigen auf den Leuchter stellen, in dessen Licht er herrschen wollte, so Duka.

"Wir treten in einen Raum unseres Kontinents Europa ein, wenn Karl der Große denjenigen auf den Leuchter stellt, in dessen Licht er herrschen will. Dieses Licht ist niemand anders als Christus, der Pantokrator, der Weltenherrscher, im himmlischen Jerusalem, zu dem der gekrönte Herrscher von seinem aus den Steinen des Heiligen Grabes in Jerusalem gebauten Thron aufsieht. Karl der Große lehrt uns den Blick auf das Licht Christi, das die Welt hell machen möchte, so wie die Lichter auf dem Barbarossaleuchter das Oktogon dieses Domes beleuchten", sagte der tschechische Kardinal. 

Dieser Carolus Magnus verlieh der Vorstellung eines Sacrum Imperium, das er zum Wohle seiner Untertanen bestellte, auch architektonischen Ausdruck. Karl ließ die Pfalzkapelle nach Osten ausrichten, wodurch die für die Aachener Altstadt so typischen Dreiecksplätze entstanden. In den Bau des Domes wurde das gesamte arithmetische, geometrische und astronomische Wissen seiner Zeit in ihrer tiefen Symbolik aufgenommen. Noch heute zeigen sich Aachens Kunstwerke, wie die

Bronzetüren der Hofkapelle, der Pinienzapfen für das Atrium, die Gitter und das Kuppelmosaik des Oktogons. Alles belegt die karolingische Blüte der Kunst, die ergänzt werden durch Werke der Goldschmiedekunst, Buchmalerei, Literatur, Elfenbeinschnitzerei oder Bildhauerei.

Aachen wird zur urbs regalis, zur königlichen Stadt, wie es in der Karlssequenz (Urbs aquensis) aus dem 12. Jahrhundert heißt, die wie die Kaiser-Laudes zu jeder Königskrönung erklang. Dieser Gesang ist auch heute noch gewissermaßen die Aachener Stadthymne.

Karl macht seine Marienkirche, das Aachener Marienheiligtum, zum prächtigsten Bau nördlich der Alpen. Er stattete sie aus mit Marmor aus Rom und Ravenna sowie zahlreichen Reliquien.

Die Inschrift, die er über dem Eingangsportal errichten ließ, deutet auf sie hin:

SANCTISSIMUM TEMPLUM MARIAE VIRGINIS DEVOTE MEMENTO INGREDI

(Gedenke andächtig einzutreten in den heiligsten Tempel der Jungfrau Maria).

Ganz sicher pflegte Charlemagne eine persönliche Marienverehrung. Sie wird auch durch seinen Einsatz für die Einführung des Festes Maria Himmelfahrt belegt. Denn auf der Mainzer Synode von 813, an der Karl teilnahm, wurde dieses Fest im Frankenreich eingeführt. Dieser Festtag ist noch heute das Patronatsfest der Aachener Marienkirche, Kaiser Karls SANCTISSIMUM TEMPLUM MARIAE VIRGINIS.

Mittelpunkt der Aachener Marienfrömmigkeit ist eine sich in Karls Mariendom befindende gotische Marienfigur. Das Gnadenbild Maria Kaiserin ist bekleidet mit wertvollen Gewändern und kostbarem Schmuck. Als es 1676 verbrennt, werden die Köpfe von Maria und dem Kind sowie eine Hand gerettet. Die Aachener ließen eine neue Figur anfertigen, die der alten sehr ähnlich war, und versahen sie mit den geretteten Überresten. In einem Hohlraum wird die Asche der verbrannten Teile aufbewahrt.

Dass in der heutigen Zeit ausgerechnet das Domkapitel von Karls Marienkienkirche meint, die würdevollen Kleider der Kaiserin von Aachen seien nicht mehr zeitgemäß, so ist das nicht verwunderlich. Man versucht krampfhaft für alles „zeitgemäße“ Formen zu finden. Schließlich sei Maria nur eine Frau aus dem Volk gewesen, die nie reich war und darum „eine Identifikationsfigur für viele Gläubige“. 

So suchte man mit dem Wettbewerb „Ein Kleid für Maria“ denn auch „eine jungen Frau mit Kind im modernen Alltagsgewand“. Mit „Erfolg“ wurde jedoch die Kaiserin von Aachen aber in den Augen gläubiger Christen in ihren neuen Kleidern degradiert – und die Würde des Gnadenbildes herabgesetzt. In den Entwürfen sieht man: Das Gnadenbild der Mutter Gottes trägt keine Krone und kein Zepter mehr. Auch das Jesuskind wird ohne Herrscher-Insignien gezeigt. Stattdessen sieht man das Gnadenbild zum Beispiel einzig in eine Aluminium-Decke gehüllt.

Ist das würdevoll? Ist dies noch das Gnadenbild von Aachen? Entspricht das noch jener Symbolik, die nicht nur Karl der Große und die Verwalter des Domes über Jahrhunderte noch kannten?  Einer Symbolik, den die Kirche im 5. Gesätz des glorreichen Rosenkranzes meditiert: „Der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat“?

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Fakt ist: Die hohe Würde Marias war schon in der frühen Christenheit selbstverständlich. Auch und gerade unter den ärmsten und verfolgten Christen. Eine Zeichnung aus dem 2. Jh. in den Priscillakatakomben stellt Maria in der Tracht der damaligen Kaiserinnen dar, das Christuskind den drei Weisen zeigend. Ehrentitel wie  Herrscherin aller Sterblichen, Herrin aller Geschöpfe, Heilige Königin, glückselige Königin, wurden ihr in den frühesten Jahrhunderten von den Kirchenvätern verliehen, darunter Ephrem der Syrer (+ 373), Johannes v. Damaskus (+ 373), Ildefons v. Toledo (+ 373). Als Königin des ganzen Menschengeschlechtes besang sie Andreas v. Kreta (geb. 660. Der heilige Kirchenlehrer Petrus Canisius (+ 1597) pries auf vielfache Weise ihr Königtum, bei Ludwig Maria Grignion v. Montfort (+ 1716), bei Alfons Maria von Liguori (+ 1787) und in den Schriften vieler anderer Heiliger wird Maria Herrin und Königin genannt.

Fakt ist auch: Die Kirche in ihren Hymnen und Liturgien, die Päpste in ihren Rundschreiben grüßen Maria als die glorreiche Herrscherin und aller Welten Königin.

In Aachen würde ein Blick in die Karlssequenz reichen: „Urbs Aquensis, urbs regalis“ gehört zur Liturgie des Festtages des heiligen Karl d. Großen. Sie stammt aus dem zwölften Jahrhundert und wird alljährlich im Kaiserdom in Frankfurt wie auch im Dom zu Aachen gesungen.

Aachen, Kaiserstadt, du hehre,

alter Städte Kron' und Ehre,

Königshof voll Glanz und Ruhm!

Singt dem Himmelskönig Lieder,

Festesfreude füllet wieder

Karls des Großen Heiligtum!

 

Feierklänge, Festgesänge

aus der frohbewegten Menge

einet volle Harmonie.

Hand und Herz zu Gott erhoben,

ihn zu preisen, ihn zu loben,

tönet süße Melodie.

 

Und des Königs Ruhmestaten,

seines Lebens reichste Saaten

rühmet heute Festgesang.

Fürsten ihr und Völker alle,

lobet ihn mit Jubelschalle,

jauchzet froh im Wettgesang.

 

Wohl zog nie ein Landsmann weiser

gute Frucht wie dieser Kaiser

aus dem Acker wüst und wild,

da er Heidenvolk bekehrte,

Heidentempel rings zerstörte

und zerbrach der Götzen Bild.

 

Stolze Fürstenwillkür zwingend

und für heilge Lehen ringend

hat er Christus Sieg verschafft.

Allzeit strengen Rechtes Pfleger

und Erbarmens milder Heger

übt er seines Amtes Kraft.

 

O Maria, Stern der Meere,

Heil der Welt, die Wege lehre

sichern Schrittes uns zu gehn.

Zu dem Himmel hilf uns schreiten,

bis im Licht der Ewigkeiten

wir vor unserm König stehn.

 

Christus, Gottes Sohn, geboren

von der Jungfrau auserkoren,

sei zu helfen uns bereit.

Höre deines Heil'gen Flehen,

dessen Festtag wir begehen,

schenk uns ew'ge Seligkeit.

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