Schon früher wurde in der Kirchenprovinz Deutschland über den Zölibat lebhaft diskutiert. Ich erinnere mich daran. Die Vordenker der deutschkatholischen Fortschrittspartei aber heute sind schon sehr viel weiter, und so präsentiert sich der deutsche Synodale Weg bisweilen wie eine Karikatur des Katholischen: Einerseits wird über den Zugang von Frauen zu den Weiheämtern diskutiert, andererseits votierte eine Mehrheit von 95 zu 94 Delegierten bei der letzten Synodalversammlung im Oktober 2021, dass überhaupt erwogen werden sollte, ob das Priestertum nicht gänzlich entbehrlich sei und abgeschafft werden sollte. Der Publizist Felix Neumann hat die Debatte darüber nun begrüßt.

Mit Sicherheit ist diese – weltlich betrachtet – kuriose Diskussion innerhalb einer Veranstaltung, die deutsche Bischöfe mitveranstalten und -verantworten, Neuland. Es gibt so vieles auf dem Synodalen Weg, was schlicht und einfach der Lehre der Kirche entgegensteht und zugleich auch darum vollständig konzilswidrig ist. Ich möchte an etwas zuinnerst Katholisches erinnern – und darum ein kurzes Lob des Zölibats vorstellen, nicht aus nostalgischer Verklärung, sondern in Treue zur Theologie und Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Kennen Sie Presbyterorum ordinis – das Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils über Leben und Dienst der Priester? Das ist ein schöner Text, unbedingt lesenswert. Dort loben die Konzilsväter die „vollkommene und ständige Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen, die von Christus dem Herrn empfohlen, in allen Jahrhunderten bis heute von nicht wenigen Gläubigen gern angenommen und lobenswert geübt worden ist“, besonders hoch eingeschätzt „im Hinblick auf das priesterliche Leben“. Diese Enthaltsamkeit sei „ein Zeichen und zugleich ein Antrieb der Hirtenliebe und ein besonderer Quell geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt“.

Das Konzil empfiehlt in Respekt vor den Ostkirchen den „kirchlichen Zölibat“, der dem Priestertum „angemessen“ sei: „Die priesterliche Sendung ist nämlich gänzlich dem Dienst an der neuen Menschheit geweiht, die Christus, der Überwinder des Todes, durch seinen Geist in der Welt erweckt, die ihren Ursprung ‚nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wollen des Fleisches noch aus dem Wollen des Mannes, sondern aus Gott‘ (Joh 1,13) hat. Durch die Jungfräulichkeit und die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen werden die Priester in neuer und vorzüglicher Weise Christus geweiht; sie hangen ihm leichter ungeteilten Herzens an, schenken sich freier in ihm und durch ihn dem Dienst für Gott und die Menschen, dienen ungehinderter seinem Reich und dem Werk der Wiedergeburt aus Gott und werden so noch mehr befähigt, die Vaterschaft in Christus tiefer zu verstehen.“

Die Konzilsväter sehen als Kennzeichen des priesterlichen Dienstes die „ungeteilte Hingabe“, die „Gläubigen einem Mann zu vermählen und sie als keusche Jungfrau Christus zuzuführen; so weisen sie auf jenen geheimnisvollen Ehebund hin, der von Gott begründet ist und im anderen Leben ins volle Licht treten wird, in welchem die Kirche Christus zum einzigen Bräutigam hat. Darüber hinaus sind sie ein lebendiges Zeichen der zukünftigen, schon jetzt in Glaube und Liebe anwesenden Welt, in der die Auferstandenen weder freien noch gefreit werden.“

Der Zölibat sei im „Geheimnis Christi und seiner Sendung“ begründet. In der lateinischen Kirche werde dieser „allen, die die heilige Weihe empfangen sollten, als Gesetz auferlegt“: „Diese Heilige Synode billigt und bekräftigt von neuem das Gesetz für jene, die zum Priestertum ausersehen sind, wobei ihr der Geist das Vertrauen gibt, daß der Vater die Berufung zum ehelosen Leben, das ja dem neutestamentlichen Priestertum so angemessen ist, großzügig geben wird, wenn nur diejenigen, die durch das Sakrament der Weihe am Priestertum Christi teilhaben, zusammen mit der ganzen Kirche demütig und inständig darum bitten.“ Die Priester sollen treu Christus anhangen „in der Erkenntnis der hohen Gnadengabe, die ihnen vom Vater gegeben wurde und die der Herr so offenkundig gepriesen hat“.

Die Konzilsväter wissen auch, dass in Kirche und Welt kaum noch jemand daran glaubt, dass es möglich sei, demütig, gottergeben und enthaltsam zu leben: „Und je mehr in der heutigen Welt viele Menschen ein Leben in vollkommener Enthaltsamkeit für unmöglich halten, um so demütiger und beharrlicher werden die Priester und mit ihnen die ganze Kirche die Gabe der Beständigkeit und Treue erflehen, die denen niemals verweigert wird, die um sie bitten. … So bittet diese Heilige Synode nicht nur die Priester, sondern alle Gläubigen, sie möchten sich die kostbare Gabe des priesterlichen Zölibates ein wirkliches Anliegen sein lassen, und alle mögen Gott bitten, daß er dieses Geschenk seiner Kirche stets in Fülle zukommen lasse.“

Der deutsche Synodale Weg hat sich längst auf konzilswidrige Abwege begeben. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat sich – ganz und gar konzilsgemäß – für das Weihepriestertum und damit zugleich auch für den Zölibat ausgesprochen. Zugleich hat er die „Einheit der drei evangelischen Räte“, also Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam, hervorgehoben. „Es besteht die Gefahr, dass wir die Ehelosigkeit ganz isoliert betrachten. Von Armut und Gehorsam ist dann weniger die Rede. Dann haben wir ein verbürgerlichtes Junggesellentum. Das ist sicher nicht der richtige Weg.“

In einem Interview bekräftigte Bischof Voderholzer: „Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen muss positiv aufgegriffen werden als eine Ermöglichung geistlicher Fruchtbarkeit und des Zeugnisses für Christus. Es ist die Lebensform Christi, ein Zeugnis mit Leib und Seele für die größere Erfüllung, die uns von Gott verheißen ist.“

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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