In einer Zeit, in der Russland einen brutalen Krieg gegen die Ukraine führt, fragen sich viele: Kann aus Russland überhaupt etwas Gutes kommen? Tatsächlich unterstützt sogar der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche den Angriffskrieg.

Dieser Beitrag möchte zeigen, dass es auch in dunklen Kriegszeiten in den betroffenen Ländern Heiligkeit gibt – und einfach immer nur Menschen. Solche einfachen Menschen verehren heute eine bemerkenswerte Frau, die von 1881 bis 1952 in Russland lebte. Es war eine dunkle Zeit in Russland, vergleichbar mit heute.

Matrona Dmitrievna Nikonova wurde 1881 in einer armen Familie eines Dorfes bei Tula in Zentralrussland als viertes Kind ihrer Eltern geboren. Sie hatte bei ihrer Geburt keine Augäpfel. Darum wollte ihre Mutter sie in ein Waisenhaus im Nachbardorf geben. Durch einen Traum verwarf sie diese Absicht wieder.

Das Kind ertrug in Demut seine Blindheit, aber auch das Unverständnis von anderen Kindern. Mit den Eltern besuchte sie die Gottesdienste. Matrona hatte schon als Kind die Gabe des unaufhörlichen Gebets geschenkt bekommen, aber auch die Gaben der geistlichen Unterscheidung, der Hellsichtigkeit und der Heilung. Als Matrona 17 Jahre war, wurde sie gelähmt und konnte von da an nie wieder gehen. Ihre noch verbleibenden 54 Lebensjahre musste sie mit verschränkten Beinen, auf einem Bett sitzend, verbringen. Sie beklagte sich nie über ihre Behinderungen, sondern erkannte diese als Gottes Willen.

1925 kam Matrona nach Moskau. Es waren die ersten Jahre der kommunistischen Diktatur mit unzähligen Verfolgungen, Verschleppungen und Ermordungen von unliebsamen Landsleuten. Matrona lebte (illegal) bei Verwandten, Bekannten, in Hütten, Wohnungen und Kellern. Obwohl viele von ihnen, die ihr halfen, ins Gefängnis kamen oder verbannt worden sind, wurde sie selbst nie verhaftet. Als einmal ein Milizionär zu Matrona kam, um sie zu verhaften, schickte sie ihn nach Hause, wo er ein Unglück verhindern sollte. Tatsächlich traf er dort seine Frau, die sich gerade mit einem Petroleumkocher angezündet hatte. Er konnte sie gerade noch retten und ins Krankenhaus bringen.

Viele Menschen kamen zu Matrona, um von ihr ein gutes Wort zu erhalten. Sie tröstete sie, beruhigte die Kranken und bezeichnete sie mit dem Kreuzzeichen. Manchmal scherzte sie, doch konnte sie auch streng ermahnen. Sie predigte und belehrte dabei nicht. Vielmehr gab sie konkrete Ratschläge, etwa wie man an eine bestimmte Situation herangehen könnte. Viele dieser Unterweisungen kennt man so ähnlich auch bei Seraphim von Sarow und anderen heiligmäßigen Personen des Ostens.

Für die Menschen in Moskau war Matrona eine Heilige. Ohne jegliche Schulbildung und schwer körperlich behindert hat sie in einer gottlosen Zeit, in der zahllose Christen für den Glauben ihr Leben hingeben mussten, das dürftige Flämmchen des Glaubens weitergegeben.

Matrona starb in Frieden am 2. Mai 1952 und wurde auf dem Danilov-Friedhof beigesetzt. Als 1994 die russisch-orthodoxe Kirche das Pokrov-Kloster (Schutzmantelkloster) als Ruine vom Staat zurückbekam, wurde es wiedererrichtet und die verehrungswürdige Matrona im Jahr 1998 dorthin umgebettet.

2004 wurde Matrona von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen. Damit erfüllte sich ihre Weissagung: „… nach vielen Jahren werden die Menschen von mir erfahren und werden in Scharen um Hilfe für ihren Kummer kommen, mit der Bitte um Fürbitte bei Gott dem Herrn für sie – und ich werde allen helfen und auf alle hören.“

„Drei Tage vor ihrem Hinscheiden erklärte sie, dass sie zum Herrn heimkehren wird. Man fragte sie: ‚Matrona, wie sollen wir denn leben? Mit wem werden wir jetzt bleiben und bei wem Rat holen?‘ Sie antwortete: ‚Nach meinem Tod wird es solche wie mich nicht geben. Ihr aber kommt ans Grab, ich werde dort immer zugegen sein, werde euch ebenso helfen und für euch beten wie zu meinen Lebzeiten in der Welt. Sprecht mit mir, allen Kummer vertraut mir an, ich werde euch sehen und hören und was ich eurer Seele sage, das tut auch.‘“

Seit gut 25 Jahren pilgern unzählige Menschen zu Matrona – nicht mehr ans Grab, sondern ins Kloster. Täglich bilden diese Gläubigen lange Schlange vor der Klosterkirche, um ihre sterblichen Überreste, ihre Reliquien, verehren zu können und sie um Hilfe anzuflehen.

Matrona wird als Trösterin und Helferin verehrt, aber auch als wirkmächtige „Kriegerin“ im Kampf gegen die Dämonen angerufen.

Hl. Matrona – Stariza von Moskau; Edition Hagia Sophia; 160 Seiten; 15,90 Euro; ISBN: 978-3963210662

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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