O admirabile commercium

 

O wunderbarer Tausch!

Vom Tod zum Leben; 

von der Nacht zum Tage; 

von der Dunkelheit ins Licht.

 

Jahrhunderte huschten Zisterzienser- und Trappistenmönche durch den Kreuzgang des Klosters Mariawald. In der Kirche machten sie eine tiefe Verneigung vor dem Allerheiligsten und begaben sich zu ihren Stallen im Chor. Hier knieten sie nieder. 

Die Kirche war nur schwach beleuchtet – um viertel nach zwei in der Nacht. Die Turmglocke gibt dem Glöckner  die Zeit an. Er zieht das Glockenseil, der erste Schlag.

Bis zum 15. September 2018 hatte so jeder Tag des Jahres begonnen. Es ist vielleicht der intensivste, der dichteste Gesang der Trappisten: noch müde und verschlafen erheben sie ihre Stimmen: klagend, hoffend, eindringlich; begrüßend und ehrend Maria, die Gottesmutter.

O Admirabile Commercium!

Creator generis humani,

animatum corpus sumens,

de Virgine nasci dignatus est:

et procedens homo sine semine,

largitus est nobis suam dietatem.

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O wunderbarer Tausch!

Der Schöpfer des Menschengeschlechtes,

nimmt menschliches Fleisch an

und wird aus der Jungfrau geboren.

Von keinem Mann gezeugt,

kommt er in die Welt und

schenkt uns sein göttliches Leben.

Am 15. September 2018 wurden die letzten Trappistenmönche aus ihrem Kloster vertrieben. Die "Kongregation für die Institute des geweihten Lebens" hatte es angeordnet. Kloster Mariawald war aufgehoben.

Das Bistum Aachen als Eigentümer der Klosteranlage Mariawald hat sie nun, so die Ankündigung vom 26. November 2020, veräußert.

Welch ein Tausch – aus dem Trappistenkloster Mariawald wird eine "Mariawald  GmbH & Co. KG". Das Bistum hat mit dem Investor vereinbart, dass "Mariawald als Ort der Spiritualität und der geistlichen Ausstrahlung" weiterentwickelt werden soll. Doch dieser Begriff ist genauso nebulös wie die Aussage des Dompropstes als Vertreter des Bischofs, ein "Orden oder eine geistliche Gemeinschaft" könne sich "als ‚Mieter‘ der neuen GmbH" bewerben.

Welch ein Tausch – die wundervolle Antiphon "O admirabile commercium" wird nicht mehr den von Mönchen durch die Stille der Nächte getragen. Stattdessen herrscht eisiges Schweigen, das ein neues Ziel inspiriert: schwarze Zahlen und wirtschaftliche Gewinne.

Inmitten der Nacht, da sich weltliche Menschen gerade niederlegten oder sich im Tiefschlaf erholten, erhoben sich in Mariawald die Mönche und ließen sich vom Kantor, der die Antiphon anstimmte, sehnsuchtsvoll, mit schlaftrunkener Stimme, mitreisen. Ihr Gesang drang durch die Nächte, - hin zur Jungfrau Maria und zu ihrem Herrn, dem Geber alles Guten.

Hat Gott etwas mit Mariawald vor?

"O admirabile commercium" ist geradezu eine adventliche Antiphon. Sie spricht ja von dem Tausch, den die Christen in der Zeit des Advents, der Erwartung der Ankunft des Herrn, mit Eifer angehen und durchführen sollen: mit Gottes Gnade.

Der Zisterzienservater Guerric von Igny sagt dazu: "In euch, Brüder, ist also der Glaube durch den Heiligen Geist geboren, und er wird tätig durch die Liebe. Hütet ihn, nährt ihn, stillt ihn wie das Jesuskind, bis in euch das Kind Gestalt gewinnt, das uns geboren ist. Dieses Kind hat uns nicht nur in seinem Geborenwerden eine Form vorgegeben, der wir gleichgeformt werden sollen, sondern auch in seinem Leben und in seinem Sterben."

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