Kurz vor seinem Abflug nach Abu Dhabi am gestrigen Sonntag wandte sich Papst Franziskus noch einmal an die Öffentlichkeit: "Ich bin auf dem Weg in die Vereinigten Arabischen Emirate. Ich reise in dieses Land als Bruder, um gemeinsam eine neue Seite des Dialogs aufzuschlagen und gemeinsam Wege des Friedens zu gehen", teilte der Pontifex auf Twitter mit.

Die Kulisse eines sensiblen wie historischen Parketts, das der Pontifex damit betritt, beschreibt wohl niemand besser als der Autor und Historiker Ulrich Nersinger. CNA Deutsch veröffentlicht aus dem aktuellen Anlaß – und mit freundlicher Genehmigung des Autors – einen Auszug aus dem Buch "Krieg und Frieden. Die Päpste und der Islam", erschienen 2016 im Bernardusverlag.

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Im Frühsommer des Jahres 1840, an einem sonnigen, aber sehr windigen Nachmittag, betritt der Maestro di Camera, der Obersthofkämmerer des Apostolischen Palastes, die Privatbibliothek des Papstes. Gregor XVI. (Bartolomeo Alberto Mauro Cappellari, 1831-1846) empfängt den Prälaten, um mit ihm die Audienzen der nächsten Tage zu besprechen. Er bittet darum, den Namen »Alessandro Cialdi« auf die Liste zu setzen. Der Maestro di Camera hebt leicht die Augenbrauen und wirft einen fragenden Blick zum Papst. Der Papst nickt. Der Monsignore greift zur Feder und schreibt den genannten Namen auf.

In Rom kennt jedermann Alessandro Cialdi, den berühmten Kapitän der kleinen päpstlichen Marine. Durch seine seemännischen Bravourstücke hat er sich nicht nur in der Ewigen Stadt einen Namen gemacht, sondern auch in Europa, ja sogar in der Neuen Welt. Alessandro Cialdi, geboren am 9. April 1807 in der päpstlichen Hafenstadt Civitavecchia, besuchte in Genua die dortige Scuola Navale und erwarb in kürzester Zeit mit höchster Auszeichnung alle notwendigen Kapitänspatente, mit denen er in den Dienst der Zoll- und Kriegsmarine der Päpstlichen Staaten eintrat.

Mit Obelisken an Deck

1833 verlässt die San Carlo, ein von Kaufleuten der Ewigen Stadt finanziertes Schiff, den römischen Stadthafen Ripa Grande. Das Ziel des Schoners ist Brasilien. Zum Kapitän des unter päpstlicher Flagge segelnden Schiffes war Alessandro Cialdi berufen worden. 500 Meilen nach dem Passieren der Meerenge von Gibraltar bricht der Hauptmast der San Carlo entzwei; eine Reparatur erweist sich als nicht durchführbar. Das Unternehmen scheint gescheitert. Cialdi jedoch schafft das Unmögliche – ohne fremde Hilfe erreichen er, seine Mannschaft und die wertvolle Fracht unversehrt den Hafen von Rio de Janeiro. 1839 bringt Cialdi auf Wunsch des Fürsten Don Alessandro Torlonia zwei Obelisken auf dem Wasserweg von Venedig nach Rom. Als das Schiff, die Fortunato, wegen seines ungeheuren Gewichtes und des geringen Wassergangs des Tibers nicht mehr weiterfahren kann, lässt er die Fortunato samt ihrer Fracht auf ein improvisiertes Gefährt hieven und so in die Villa des römischen Fürsten bei der Via Nomentana schaffen.

Im Rom des Jahres 1840 ist Gregor XVI. ein Geschenk angekündigt worden, das sich aus einem traurigen Ereignis des Jahres 1823 ergab. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 1823 hatte sich in der Ewigen Stadt eine Katastrophe ereignet. Durch Unachtsamkeit war im Dachgestühl der Basilika des Apostels Paulus an der Via Ostiense ein Schwelbrand entstanden. Aus dem ursprünglich kleinen Brand entwickelte sich eine Feuersbrunst, die das Gotteshaus fast vollständig zerstört. Der Anblick der Ruine erschüttert viele Menschen, nicht nur die Bewohner der Ewigen Stadt. Der Schriftsteller Henri Beyle-Stendhal berichtet: »Ich besuchte San Paolo am Tag nach dem Brande. Die Kirche war erfüllt von schwarzen, rauchenden und halbverbrannten Balken. Große, von oben bis unten gesprungene Säulenstücke drohten bei der geringsten Erschütterung herabzustürzen“.

Bayerische und Muslimische Hilfe

Die Zerstörung des Gotteshauses bewegt nicht nur die katholische Welt; von überall her wird Hilfe für einen Wiederaufbau versprochen. Unter den katholischen Herrschern taten sich vor allem Kaiser Franz Joseph von Österreich und König Ludwig I. von Bayern hervor. Auch viele nichtkatholische Herrscher und Nationen beteiligten sich. So stiftet Zar Nikolaus I. von Russland prachtvolle Malachitblöcke für den Bau der Altäre, und das protestantische Schweden spendet das Holz für die Decke der Patriarchalbasilika. Große Verblüffung bewirkt die Ankündigung eines muslimischen Herrschers. Mehmet Ali, der Vizekönig von Ägypten, bietet dem Papst ein besonderes Geschenk an: Alabaster aus den Steinbrüchen seines Landes.

Mehmet Ali stammte aus Kavala in Mazedonien. Auf die Welt kam er 1769, im gleichen Jahr wie Napoleon. Als 31-jähriger wurde er mit viertausend albanischen Soldaten nach Ägypten entsandt, um gegen das französische Heer zu kämpfen. 1805 wurde er zum Pascha ausgerufen und von der Hohen Pforte als Statthalter für das ehemalige Pharaonenreich bestätigt. Mit der Unterstützung der Mameluken vertrieb er 1807 die Engländer aus Ägypten. Der Beys der Mameluken, die ihm dann die Herrschaft streitig zu machen suchten, entledigte er sich 1811 durch einen blutigen Handstreich. Das Vizekönigtum, auch wenn es ihm als erblich zugestanden war, machte ihn zwar offiziell immer noch von der Hohen Pforte abhängig, dennoch entwickelte sich Ägypten unaufhaltsam zu einem selbstständigen Staat. Der »schlaue Starke vom Nil« (Ferenc Majoros/Bernd Rill) verwandte viele Mühe darauf, die europäischen Mächte für sich einzunehmen. Wohl auch aus diesen Anstrengungen heraus muss seine Offerte an den Papst bewertet werden.

Päpstliche Expeditionsflotte

Doch das Geschenk des Vizekönig stellt den Papst vor ein Problem. Es ist vom Beschenkten in Ägypten abzuholen. Hierfür scheinen aber die materiellen und personellen Voraussetzungen zunächst nicht gegeben. Dann kommt Gregor XVI. der junge Kapitän der päpstlichen Marine in den Sinn. Die abenteuerlichen Fahrten Alessandro Cialdis hat er mit großem Interesse verfolgt. Cialdi scheint ihm der geeignete, wenn nicht sogar der einzig befähigte Mann für eine derart gewagte Expedition zu sein. Als der Papst mit seinem Obersthofkämmerer die Audienz für Cialdi bespricht, rüttelt ein Windstoß kräftig an dem Fester der päpstlichen Privatbibliothek und erschreckt den Maestro di Camera. Der Pontifex lächelt. Von so etwas wird sich sein Kandidat nicht beeindrucken lassen.

Bei sternenklarem Himmel, in der Nacht vom 20. auf den 21. September 1840, segelt Alessandro Cialdi mit den drei Schiffen San Pietro, San Paolo und der Fedeltà nach Ägypten. »Die Fedeltà macht gewöhnlich Fahrten von Civitavecchia nach Roma, und die beiden Tartanen San Pietro und die San Paolo werden häufig zum Fischfang genutzt“, beschreibt Cialdi nicht ohne Selbstironie seine kleine Expeditionsflotte.  Die Fedeltà besitzt eine Wasserverdrängung von siebenundfünfzig Tonnen, mehrere Artilleriegeschütze und eine neunzehn Mann starke Besatzung. Mit den Mannschaften der Tartanen sind es insgesamt sechsunddreißig Personen, die an der Expedition teilnehmen.

Durchbruch der britischen Blockade

Am 30. September segeln die Schiffe an Malta vorbei, der Insel, die sich einst im Besitz des Ritterordens von Malta befand. Drei Wochen später erreichen die drei Schiffe Kreta. Doch dann erscheint die Weiterfahrt gefährdet. Im Jahre 1840 befinden sich das Britische Empire und Ägypten im Krieg. Für Cialdi aber ist dies kein Grund zurückzukehren. Den päpstlichen Schiffen gelingt es, sowohl die britische Blockade als auch die ägyptische Gegenblockade zu durchbrechen. Das waghalsige Unternehmen findet in dem Brief eines britischen Kapitäns an den Ersten Lord der Admiralität Erwähnung. »Ich traf selten einen so tollkühnen Kerl«, wird man in London mit Verblüffung lesen.

Am 7. November geht die kleine römische Flotte bei Alexandria vor Anker. Unverzüglich werden der Kapitän und seine Offiziere von Mehmet Ali in Audienz empfangen – »mit jeder nur denkbaren Feierlichkeit«, notiert Cialdi. Die rotweiße Fahne des Vizekönigs mit dem Halbmond weht neben der mit der Tiara geschmückten gelbweißen Fahne der Päpstlichen Staaten. Am 21. November begibt sich Alessandro Cialdi mit seinen Schiffen in den linken Seitenarm des Nils. Nach vierzehn Tagen erreicht man Bulack und Kairo. Dort erfährt Cialdi, dass er auf die meisten der Säulen noch einige Monate zu warten habe. Der Transport aus den Steinbrüchen bei Wadi Sannur gestaltet sich äußerst schwierig. Der Weg durch die Wüste erfordert mehr Zeit, als ursprünglich vorgesehen war.

Auf dem Nil 

Während die San Pietro und die San Paolo im Hafen von Kairo verbleiben, begibt sich Cialdi mit der Fedeltà auf eine weitere abenteuerliche Reise. Das Schiff, das nach Angaben Cialdis ansonsten nur »Fahrten von Civitavecchia nach Rom machte«, segelt als erstes europäisches Schiff der Neuzeit den Nil herab, 1164 Kilometer weit. Die Reise ist nicht ohne Gefahren. Katarakte, Untiefen und heftige Winde führen oft zu lebensbedrohenden Situationen. Am 21. Januar lässt das Schiff seine Anker in der Nähe von Assuan, dem antiken Syene, zu Wasser. Am höchsten Mast des Schiffes weht die päpstliche Flagge, die Geschütze schießen Salut und Offiziere und Mannschaft lassen den regierenden Papst hochleben. Vor den Augen Cialdis und seiner Männer zeigt sich ein berühmtes Kleinod Ägyptens: die Insel Philae.

Die ältesten sichtbaren Bauten auf der Insel stammen aus der Zeit Nektabenes’ I. (Spätzeit, 30. Dynastie). Um das Jahr 380 vor Christus entstanden die ersten Tempel – Hathor, Harendotes und Isis geweiht. Als Gattin des Osiris und Mutter des Horus stand die Göttin Isis in hohem Ansehen. Philae wurde zum Zentrum der Isis-Verehrung und entwickelte sich – neben Abydos – zum bedeutendsten Wallfahrtsort des alten Pharaonenreiches. Kaiser Augustus errichtete auf Philae eine Kapelle im römischen Stil und – direkt am Ufer – ein Juwel der Insel, den anmutigen Prozessionskiosk, der als »Trajanskiosk« bekannt geworden ist. Für fast acht Jahrhunderte war die Insel die Kultstätte der Isis, das letzte große Heiligtum der ägyptischen Religion gewesen. Kaiser Justinian verbot um das Jahr 536 jedoch endgültig die Ausübung des heidnischen Kultes auf der Insel. Dennoch dauerte es noch Jahre, bis die letzten Isis-Priester Philae verlassen hatten. Man errichtete nun ein christliches Gotteshaus im Tempelbezirk und weihte es der Gottesmutter. In späterer Zeit wurde die Kirche wieder entfernt – einige in die Wände gehauene koptische Kreuze erinnern noch an sie.

Ausbruch der Pest

Cialdi stellt einen kleinen Trupp zusammen, der die Insel erkunden soll. Bevor die Männer die Fedeltà verlassen, gibt Cialdi dem Bildhauer und Reisezeichner Antonio Calvi einen besonderen Auftrag. Er hat den Namen des Papstes in die gewaltigen Steine des Isis-Tempels einzumeißeln. Die Inschrift ist bis zum heutigen Tag sichtbar. Sowohl die Fahrt nach Philae als auch die Rückreise werden zu ausgiebigen wissenschaftlichen Erkundigungen genutzt. Flussverlauf und Wassertiefe werden beobachtet; Fauna und Flora ebenso wie die historischen Bauten und Ruinen in Aufzeichnungen ausführlich festgehalten; Mineralien gesammelt und untersucht.

Am 7. März erreicht man Kairo. Die Monolithen sind fertig und liegen im Hafen bereit. »Durch die Großzügigkeit des Vizekönigs erhielten wir achtzig arabische Arbeiter zu unserer Verfügung; sie sollten uns beim Beladen der Schiffe behilflich sein“, notiert Cialdi in seinen Aufzeichnungen. Die Arbeiten verzögern sich durch einen tragischen Umstand: In Kairo wütet die Pest. Täglich rafft sie Hunderte von Menschen hinweg. Alessandro Cialdi verhängt umgehend eine Quarantäne, die das Lager seiner Leute und die drei Schiffe von der Außenwelt isolieren soll. Trotz aller Vorsichtmaßnahmen hält die Seuche auch in das Lager der römischen Expedition ihren Einzug. Zwei Seeleute sterben schon nach wenigen Tagen; später dann auch der junge Bildhauer Antonio Calvi, der den Namen des Papstes durch seine Hammerschläge im Isis-Tempel von Philae verewigt hatte.

Eine Delegation aus einem Mann

Anfang Mai verkündet ein Kanonenschuss der Fedeltà den Abschluss der Arbeiten. Alle Säulen – mit dem beträchtlichen Gewicht von 450.000 Pfund – befinden sich nun auf den Schiffen. Eine große Erleichterung macht sich breit. Am 12. Mai bricht die kleine Flotte zu ihrer Rückreise auf. Auch diese Fahrt wird durch ungünstige Wetterbedingungen immer wieder erschwert. In heftigen Stürmen und Gewittern müssen Cialdi und seine Leute ihre seemännischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Am Abend des 16. August erreichen die drei Schiffe Civitavecchia. Im Hafen hat sich eine gewaltige Menschenmenge versammelt; fast alle Bewohner der Stadt sind zur Begrüßung Cialdis herbeigeströmt. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: »Ganz Civitavecchia war in Aufruhr und feierte begeistert seine Helden. Die Glocken der Stadt hörten nicht auf zu läuten«.

Am 23. August erhält Cialdi die Order, sich mit den Schiffen nach Rom zu begeben. Am 28. August 1841 legen die Fedeltà, die San Pietro und die San Paolo bei St. Paul vor den Mauern an. Einen Tag später trifft der Papst dort ein. Er bestaunt eingehend die Geschenke Mehmet Alis. Man präsentiert Gregor XVI. die prachtvollen Alabastersäulen und  -blöcke, hieroglyphische Inschriften, eine Mumie, die Haut eines Nilpferds, ein Krokodil und vieles mehr. Beeindruckt von der Geste des Vizekönigs plant der Papst, eine Dankesdelegation nach Ägypten zu entsenden. Doch finanzielle Schwierigkeiten und aufkommende revolutionäre Unruhen im Kirchenstaat verhindern diese Absicht. Und so muss ein einzelner Emissär nach Alexandria fahren, um Mehmet Ali den Dank des Papstes zu überbringen.

Vorläufer des Dialogs

Der Dankesbrief des Papstes und die Erwiderung des Vizekönigs sind Vorläufer eines christlich-islamischen Dialogs. In dem päpstlichen Schreiben – ausgefertigt mit Goldbuchstaben in Latein, Arabisch und Türkisch – äußert Gregor XVI. die Hoffnung und Zuversicht, dass der Vizekönig die Stätten der biblischen Geschichte und die christlichen Minderheiten erhalten und schützen möge. Mehmet Ali, der in seiner Antwort den Papst mit äußerst ehrenden Titeln bedachte – er stellte ihn in die Nachfolge der römischen Cäsaren –, versicherte dem Oberhaupt der katholischen Kirche, dass die Heiligen Stätten und die christlichen Gemeinschaften unter »Unserem Schutz und Unserer Pflege« stehen würden, »immer und beständig«. Der Briefwechsel zwischen den beiden Herrschern spiegelt einen für die damalige Zeit hohen gegenseitigen Respekt wieder, der einen Weg aufzeigt, wie man unter Beibehaltung und Treue zur eigenen Religion in eine freundschaftliche Beziehung zueinander treten kann.

Dreizehn Jahre nach der abenteuerlichen Fahrt Cialdis rüstet man sich in der Ewigen Stadt für ein freudiges Ereignis. Am 10. Dezember 1854 kann Papst Pius IX. im Beisein von fast zweihundert Bischöfen die feierliche Konsekration der neugebauten Basilika des Völkerapostels vornehmen. Die Geschenke des ägyptischen Vizekönigs haben einen würdigen Platz in St. Paul vor den Mauern erhalten. Sie bilden die Stützen des Baldachins der über der Confessio des Gotteshauses errichtet wurde. Aus dem ägyptischen Alabaster wird auch die Dekoration der Nischen zwischen den Säulen der Seitenaltäre herausgearbeitet. Da der Baldachin den Blick auf die Apsis mit ihren mittelalterlichen Mosaiken verstellte, wurde er 1912 wieder abgebaut. Die Säulen fanden nun ihren Platz vor der inneren Westwand der Basilika. Zwei weitere Alabastersäulen rahmen das Mittelportal, das vom Wappen Pius’ IX. gekrönt wird.

Ein muslimisches Geschenk in der Basilika

Alessandro Cialdi, der zum Kommandanten der päpstlichen Marine aufstieg, blieb in brieflichem Kontakt zu Mehmet Ali und seinen Nachfolgern – und interessierte sich weiter für das Land am Nil. Viele Vorplanungen und Pläne zum Bau des Suez-Kanals stammen aus seiner Feder. Die päpstliche Nilexpedition geriet auch in Ägypten nicht in Vergessenheit. Die Nachfahren des Vizekönigs blieben mit der Basilika des Völkerapostels weiterhin verbunden. Die feingetönten Alabasterfenster, die das Innere von St. Paul vor den Mauern mit Licht erfüllen, stiftete in neuerer Zeit König Achmed Fuad (1922-1936). Der letzte Herrscher aus der von Mehmet Ali begründeten Dynastie, König Faruk I., der nach einer Offiziersrevolte 1952 aus seinem Heimatland fliehen musste, erhielt Exil in Rom, wo er dreizehn Jahre später verstarb.

Die Expedition der Jahre 1840/41 steht beispielhaft für den Beginn freundschaftlicher Beziehungen der katholischen Kirche zu den Völkern und Staaten, die der Lehre Mohammeds folgen – für ein sich immer positiver entwickelndes Verhältnis, das einst von einer unüberwindbar scheinenden Gegnerschaft, ja Feindschaft geprägt war. Und Papst Gregor XVI. hatte zudem »nicht nur die Existenzsicherung der koptischen Gemeinden und damit den Schutz und  die Pflege der heiligen christlichen Stätten in Ägypten erreicht, sondern auch die mit diesem Lande verbundene Tradition am Leben erhalten, eine Tradition, die mit dem Weg des Gottesvolkes und mit dem Begründer des Alten Bundes Moses genauso verbunden war wie mit dem der frühen christlichen Kirche des Neuen Bundes« (Michael Groblewski). So erschien es auch daher als legitim, in der Basilika des Apostels Paulus das Geschenk eines muslimischen Herrschers zu verwenden.

Ulrich Nersinger, "Krieg und Frieden. Die Päpste und der Islam", ist im Bernardusverlag erschienen und hat 126 Seiten.

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