Eine „theologische Blütenlese“ hat der aus Slowenien stammende Dogmatiker Anton Štrukelj vorgelegt. Er war mit Kardinal Joseph Ratzinger seit den 70er-Jahren bekannt. Anlässlich des 95. Geburtstags von Papst Benedikt XVI., der am 16. April 1927 als Joseph Ratzinger geboren worden war, veröffentlichte er sein Buch „Schönheit und Heiligkeit“.

Auf der letzten Umschlagseite lesen wir diese Worte von Papst Benedikt XVI., mit denen er die „christliche Botschaft von der Schönheit“ des katholischen Glaubens umschreibt:

Ich habe schon öfters gesagt, dass meiner Überzeugung nach die wahre Apologie des Christlichen, sein überzeugender Wahrheitsbeweis, allem Negativen entgegen zum einen die Heiligen sind und zum anderen die Schönheit, die der Glaube hervorgebracht hat. Damit Glaube heute wachsen kann, müssen wir uns selbst und die uns begegnenden Menschen in die Begegnung mit den Heiligen, in die Berührung mit dem Schönen führen.

Das Bekenntnis der Braut-Kirche steht im Kontext des Buchtitels „Schönheit und Heiligkeit“. „Schwarz bin ich doch schön“ (Hld 1,5): durch die Sünde befleckt und dennoch schön, durch die Gnade Gottes. Die Kirche selbst bittet um Vergebung. Als Braut Christi erkennt sie ihre eigenen Unfähigkeiten und Sündhaftigkeit an. So verstehen sich auch die Heiligen. Mit der Mutter Kirche singen sie die Vergebungsbitte: Vergib uns unsere Schuld.

Zwar will Gott, dass der Mensch um Vergebung und Nachlass seiner Sünden bittet, doch er will vielmehr. Gott zieht den Menschen an sich. Er wäscht den Makel ab und befähigt ihn, selbst zur Braut Christi zu werden. An zahlreichen Beispielen geht Štrukelj darauf ein. Dabei sind Heilige und Theologen seine Zeugen. Im Kontakt mit ihnen hat Papst Benedikt erschlossen, was Glaube an Schönheit bereithält für jene, die den Herrn lieben.

Kardinal Joseph Ratzinger schließt seinen Vortrag „Verwundet vom Pfeil des Schönen. Das Kreuz und die neue Ästhetik des Glaubens“ mit den Worten ab: „Wer kennte nicht das viel zitierte Wort von Dostojewski: Die Schönheit wird uns erlösen? Man vergisst aber meistens zu erwähnen, dass Dostojewski mit der erlösenden Schönheit Christus meint. Ihn müssen wir sehen lernen. Wenn wir ihn nicht mehr bloß durch Worte kennen, sondern vom Pfeil seiner paradoxen Schönheit getroffen sind, dann lernen wir ihn wirklich kennen und wissen von ihm nicht mehr bloß aus zweiter Hand. Dann sind wir der Schönheit der Wahrheit, der erlösenden Wahrheit begegnet. Nichts kann uns mehr mit der Schönheit Christi selbst in Berührung bringen als die vom Glauben geschaffene Welt des Schönen und das Leuchten auf dem Gesicht der Heiligen, durch das hindurch sein eigenes Leuchten sichtbar wird.“ Das Schöne, Wahre und Gute – dieser klassische Dreiklang hat die Theologie des Papstes emeritus geprägt. In diesem Kontext sind wir eingeladen, die Frage nach dem Schönen zu erörtern: Was ist Schönheit!

Am Ende seines Buches gibt Anton Štrukelj seinen Lesern ein Wort des heiligen Ambrosius mit auf den Weg, das kaum aktueller sein könnte. Die lapidare Feststellung des heiligen Bischofs und Kirchenlehrers, die wir auch als Warnung betrachten können, lautet: „Hüten wir uns also, dass nicht unser Fall zu einer Wunde der Kirche werde.“

Anton Štrukelj: Schönheit und Heiligkeit. Papst Benedikt XVI. zum 95. Geburtstag; EOS-Verlag 2022; 286 Seiten; 29,95 Euro; ISBN: 978-383081168

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gastautoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

Das könnte Sie auch interessieren: