Besorgt hat die österreichische Bischofskonferenz, gemeinsam mit allen anderen Religionsgemeinschaften, vom 28. Dezember 2020 bis zum 17. Januar 2021 den erneuten Lockdown für öffentlich gefeierte Gottesdienste beschlossen. Hat der vorherige österreichische Messverzicht im letzten Lockdown für eine erkennbare Reduktion der Infektionszahlen gesorgt?

In der "Ad-hoc-Stellungnahme" der Leopoldina habe ich einen wissenschaftlich plausiblen Satz gelesen mit Blick auf die Corona-Pandemie, dem ich vollauf zustimmen kann: "Welches Szenario eintreten wird, lässt sich nicht vorhersagen."

Ganz normale Zeitgenossen, die zum Beispiel einkaufen müssen – nicht zwangsläufig die Weihnachtsgans, aber doch das tägliche Brot –, für den eigenen Hausstand oder auch für pflegebedürftige Angehörige, staunen, wenn sie die entschlossen formulierten Empfehlungen studieren: "Wer Menschen aus Risikogruppen — z. B. ältere Menschen — persönlich trifft, muss dabei äußerste Vorsicht walten lassen. Das bedeutet insbesondere, vorher 10 Tage lang in Quarantäne zu gehen und während des eigentlichen Treffens soweit möglich Abstand zu halten, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und zu lüften." Wer kann ein solches Verhaltensmodell ernsthaft praktisch umsetzen? Oder sind Sie, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, gerade in "Vorquarantäne"?

Meinungsumfragen werden gegenwärtig hierzulande publiziert, in denen irgendwelche anonyme Mehrheiten von Befragten Gottesdienstverzichte fordern. Viele Menschen, die dauernd auf Gottesdienste verzichten, verzichten sicherlich auch mühelos in Zeiten wie diesen darauf. Was aber ist mit jenen, die an Gott glauben und auf seine Liebe vertrauen? Auch die ökumenische Kreativität kennt keine Grenzen, wie in Norddeutschland sichtbar wird. Landesbischof Ralf Meister und Bischof Heiner Wilmer feiern einen ganz besonderen Gottesdienst in einem gegenwärtig geschlossenen Etablissement namens "Klickmühle" unter dem Thema: "Die kleine Kneipe in unserer Straße". Ob diese unkonventionelle Idee in ein Peter-Alexander-Song-Revival mündet, können Interessierte ab Heiligabend online verfolgen. Vielleicht ist das auch ein Vorspiel für den digitalen Ökumenischen Kirchentag 2021?

Auf eine andere Weise lesenswert ist der kostenfrei einsehbare Beitrag "Advent in Ängsten" von Klaus Mertes in "Stimmen der Zeit". Gleichzeitig werden regional auch in der katholischen Kirche bislang öffentlich geplante Gottesdienste abgesagt. Die Erfurter Innenstadtpfarrei St. Laurentius gibt bekannt: "Bisher haben wir darauf vertraut, dass wir mit unserem Schutzkonzept die Gefahren minimieren bzw. ausschließen können. Die Entwicklung der letzten Tage und insbesondere die aktuellen Hilferufe aus dem Bereich der Krankenhäuser und Intensivstationen haben uns aber zur Überzeugung gebracht, dass wir die Situation nicht sicher werden beherrschen können." Die Gottesdienste werden online übertragen, die Kirchtüren bleiben verschlossen. Mich macht das traurig. Ja, viele Menschen, ob gläubig oder nicht, gehören aufgrund ihres Alters oder ihrer "Vorerkrankungen" zu den "Risikogruppen".

Sie können über Wünsche wie "Bleib gesund!" höchstens gelassen schmunzeln – und sie werden sich auch aus naheliegenden Gründen nicht in Vorquarantäne begeben können, wenn sie anderen körperlich nicht ganz gesunden Menschen aus der Familie begegnen werden. Wir werden also Weihnachten feiern. Was könnten wir Schöneres tun, besonnen und in aller Ernsthaftigkeit, auch im Jahr 2020? Papst Franziskus empfahl nach dem Angelus-Gebet am 4. Advent: "Möge Weihnachten, das nun vor der Tür steht, für einen jeden von uns die Gelegenheit zu innerer Erneuerung, zum Gebet, zur Umkehr, zu Schritten im Glauben und zu gegenseitiger Geschwisterlichkeit darstellen."

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