Mit großer Klarheit hat Papst Franziskus in der Video-Generalaudienz vom 25. November 2020 über die Kirche nachgedacht und von "una grande tristezza" gesprochen, also von einer großen Traurigkeit, wenn eine Gemeinschaft "con buona volontà" – mit gutem Willen – meint, sie müsse sich wie "un partito politico", wie eine politische Partei, betragen.

Nicht nur Papst Franziskus findet das traurig, sondern vielen einfach gläubigen Christen in ganz Deutschland geht das ebenso. Dann wird von der Mehrheit oder der Minderheit gesprochen. Es wird erwogen und diskutiert. Reibungspunkte treten zutage. Der geistlichen Vertiefung und Neuevangelisierung ist ein solches öffentliches Diskursspektakel selten dienlich. Wir kennen das in Deutschland seit den Vorbereitungen und dem Auftakt des "Synodalen Weges", und wir wissen auch von den immer wieder aufgebrachten Ideen, Meinungen und Positionen in der Nachkonzilszeit.

Exemplarisch dafür sei aus einem Vortrag von Prof. Dorothea Sattler zitiert, die am 10. Mai 2019 über "Frauen in kirchlichen Ämtern" vor dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken darüber nachgedacht hat, was den Papst von innen her bewegen könnte: "Der Papst möchte sich daran halten, was Jesus Christus selbst wünschte. Jedoch – hatte Jesus eine konkrete Vorstellung von der institutionellen Gestalt seiner Nachfolge? Hatte Jesus nicht gerade am Abend vor seinem Leiden am Kreuz andere Gedanken und Empfindungen als darüber nachzudenken?" Mir scheint, dass Spekulationen über die Gedanken und Gefühle Jesu am Vorabend seines Leidens nicht angemessen sind – und alle Evangelisten haben nicht grundlos darauf verzichtet.

Auf immer wieder gestellte Fragen, ob eine Synode oder ein synodaler Weg ("un Sinodo, una strada sinodale") sinnvollerweise veranstaltet werden sollte, hat Papst Franziskus am 25. November 2020 an die vier Koordinaten der Kirche erinnert: "Io mi domando: dov’è lo Spirito Santo, lì? Dov’è la preghiera? Dov’è l’amore comunitario? Dov’è l’Eucaristia?” – "Was ich mich frage: Wo ist der Heilige Geist? Wo ist das Gebet? Wo ist die Gemeinschaft in der Liebe? Wo ist die Eucharistie?" Haben die Vordenker des Synodalen Wegs darauf eine Antwort? Oder müsste darüber erst eine Debatte mit Beschlussfassung stattfinden?

Gestern wurde von der – von den deutschen Bischöfen getragenen – "Katholischen Nachrichten-Agentur" daraus der Schluss gezogen, dass Papst Franziskus kein Freund der Demokratie in der Kirche sei. Wäre die Kirche nicht die Stiftung Jesu Christi, würde in ihr nicht der Heilige Geist wirken, sondern wäre sie von der Mehrheit oder von allen Aposteln damals als zweckmäßig erachtet, gewünscht und eingerichtet worden, dann könnten wir getrost auf die Kirche verzichten. Wäre die katholische Kirche eine politische Partei, dürfte diese Organisation heute sinnvollerweise aufgelöst werden.

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