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"Die Zeit der Priester ist vorbei"

Petersdom in Rom, 29. September 2016: Feier der Weihe zum Diakon angehender Priester des "Pontifical North American College".

Im Bistum Trier wird in diesem Herbst die neue Bistumsstruktur in Kraft treten, mit der die Zahl der Pfarreien von heute 887 auf 35 reduziert werden und auch sonst kein Stein auf dem anderen bleiben soll. Die Gläubigen im Bistum sind über die anstehenden Veränderungen tief gespalten, und es ist durchaus nicht sicher, ob Bischof Ackermann, auf dessen Anregungen und unter dessen Verantwortung die Operation stattfindet, nach deren Abschluß noch mehr als die bürokratische Hülle einer Diözese zu regieren hat.

Die Gegenstimmen kommen aus zwei Richtungen. Da sind zum einen Orte und Pfarreien, in denen die katholische Welt noch einigermaßen in Ordnung zu sein scheint und die sich durch die Neustrukturierung in Selbstverständnis und Funktion wohl nicht grundlos zutiefst bedroht sehen. Im "Volksfreund" ist letzte Woche ein Artikel erschienen, der eine solche Situation am Beispiel der 400-Einwohner-Ortschaft Meckel nahe der luxemburgischen Grenze bei Echternach plastisch darstellt. Ihr Widerstand erscheint hoffnungslos: Wie ein Ort dieser Größe – selbst mit zwei oder drei gleichgroßen Nachbarn zusammen – als eigenständige Pfarrei bestehen soll, ist unter den gegenwärtigen Bedingungen schwer vorstellbar. Man wird sich resigniert fügen – und dann wird die kirchliche Bindung des Alltagslebens auch dort immer mehr zurückgehen.

Bedrohlicher erscheint der Widerstand aus der anderen Richtung, von Seiten derer, denen der mit der Neustrukturierung verbundene Umsturz noch nicht weit genug geht. Auch hier hat die Lokalpresse – diesmal ist es die "Rhein-Zeitung" – ein überaus aufschlußreiches Beispiel zu bieten. Die Rhein-Zeitung läßt ausführlich die Koblenzer Pastoralreferentin Jutta Lehnert (Jahrgang 1955, aktiv in 'Kirche von Unten') zu Wort kommen, die sich zunächst enttäuscht über die Ergebnisse der von Ackermann zur Absegnung der Neustrukturierung einberufenen Synode äußert: Die Synode sei gescheitert, weil sie nur im vorgegebenen Rahmen gedacht habe. Sie hätte von der Synode erwartet, dass sie im Vatikan vorstellig geworden wäre, laut geworden wäre, vehement die Stimme für tiefere Reformen und für eine Änderung des Kirchenrechts erhoben hätte.

Wie Lehnert sich diese "Reformen" vorstellt, beschreibt sie dann laut Rhein-Zeitung so: "Die Zeit der Priester ist vorbei. Die Gemeindebildung muss freigegeben werden. Dann können sich überall engagierte Jesusgruppen bilden". Dazu brauche es männliche wie weibliche Seelsorger, die sich um die Menschen kümmern, und Theologinnen und Theologen, die die Bibel auslegen, "aber keine Priester". Diese Jesusgruppen sollen Vollmachten bekommen, auch die Eucharistie feiern zu dürfen, denn das bräuchten sie für ihr gesellschaftliches Engagement. "Die Kirche hat in ihrer Tradition immer die Ämter ausgebildet, die sie in der jeweiligen Zeit gebraucht hat", sagt die Pastoralreferentin. "Aber irgendwann wurde eine Ämterstruktur geschaffen, die versteinert ist. Die Synode hat diese Strukturen und Formen gar nicht geprüft und hinterfragt und nicht wirklich neu gedacht. … Diese Jesusgruppen müssen kleinteilig und an vielen Orten sein. Es braucht nur engagierte Menschen, die sich um die Bibel und im Gebet versammeln, sich gegenseitig helfen und sich vernetzen."

Man könnte derlei als schwärmerische Spinnerei abtun – wäre Frau Lehnert nicht seit Jahrzehnten in Dienst und Sold des Bistums – und würde das, was sie da von sich gibt, nicht allzusehr dem entsprechen, was an vielen theologischen Fakultäten gelehrt und in einigen Ordinariaten konzipiert wird. Die von ihr nur in aller Konsequenz ausformulierte Absicht zur Abschaffung des Priestertums und letztliche Eliminierung des Sakramentalen Charakters der Kirche wird an vielen Stellen betrieben. Und man sollte sich durch die Unzufriedenheit von Frau Lehnert und anderen "Kirche von Unten"-Vertretern mit dem Ausmaß der in Trier eingeleiteten "Reformen" nicht täuschen lassen: Die geistigen Söhne und Töchter Luthers werden die Gelegenheit, die ihnen diese Reform bietet, zu nutzen wissen – und sie können dabei darauf rechnen, daß ihnen ein Bischof wie Ackermann keinen nennenswerten Widerstand entgegensetzen wird.

Dr. Michael Charlier ist Chefredakteur von www.summorum-pontificum.de  – wo dieser Kommentar zuerst erschien.

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Hinweis: Gastkommentare spiegeln die Meinung des Autors wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.

 

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