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Die Notwendigkeit einer tieferen Theologie der Synodalität

Papst Franziskus am 29. Oktober 2023

Der Synthese-Bericht der jüngsten Weltsynode über Synodalität bedarf einer Klarstellung. Sonst beschränkt er sich auf einem protestantischen Verständnis, bei dem jedes Amt aus der Taufe hervorgeht — und einer entsprechend protestantischen Ekklesiologie, die im Wesentlichen auf die Taufe und nur in zweiter Linie auf die Eucharistie ausgerichtet ist, wenn überhaupt.

Am 28. Oktober, dem Fest der Apostel Simon und Judas, veröffentlichte die erste Sitzung der 16. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode ihren Bericht:  "Auf dem Weg zu einer synodalen Kirche in der Sendung [im Original: Mission, Anm.d.R.]"

Das Dokument stellt klar, dass es kein "endgültiges Dokument" ist, sondern "ein Instrument im Dienst der Unterscheidung, die fortgesetzt werden muss".

Es soll "die Betrachtung" auf Punkte lenken, "bei denen es notwendig ist, unser Verständnis pastoral, theologisch und kirchenrechtlich weiter zu vertiefen." Die Aufforderung zur theologischen Vertiefung ist besonders hervorgehoben. Ich hoffe, dass ich diese Aufforderung hier aufgreifen kann.

Ich werde mich auf eine Behauptung konzentrieren, die in Bezug auf die Synodalität und den synodalen Weg selbst aufgestellt wurde, nämlich dass er "einen wahren Akt der weiteren Rezeption" des Zweiten Vatikanischen Konzils darstellt, "indem er umsetzt, was das Konzil über die Kirche als Geheimnis und Volk Gottes, das zur Heiligkeit berufen ist, gelehrt hat." Die Rede ist hier von den Kapiteln 1 ("Das Geheimnis der Kirche"), 2 ("Das Volk Gottes") und 5 ("Der universelle Ruf zur Heiligkeit") von Lumen Gentium (LG). Die Synodalität selbst wird beschrieben als "eine Form des Kircheseins, die Gemeinschaft, Sendung und Teilhabe miteinander verbindet."

Mit anderen Worten: "Synodalität" ist eine Ekklesiologie, zumindest implizit, eine besondere Theologie der Kirche, die behauptet, eine Weiterentwicklung von Lumen Gentium zu sein.

Was sind ihre grundlegenden Merkmale? "Die Taufe", vor allem, "ist die Wurzel des Prinzips der Synodalität". Die Synodalität erhebt den Anspruch, ein Hauptmerkmal der Ekklesiologie von Lumen Gentium weiterzuentwickeln, nämlich die Wiederaufnahme des Gedankens, dass alle Getauften kraft ihrer Taufe dazu aufgerufen sind, zur Mission der Kirche beizutragen. Sie "schätzt den Beitrag, den alle Getauften entsprechend ihrer jeweiligen Berufung leisten".

Und weiter: "Eine unschätzbare Frucht dieses [synodalen] Prozesses ist das geschärfte Bewusstsein unserer Identität als gläubiges Volk Gottes, und jeder ist zu einer differenzierten Mitverantwortung für die gemeinsame Mission der Evangelisierung aufgerufen."

Die Synodalität schätzt den Titel "Volk Gottes" für die Kirche und verbindet diesen Titel zu Recht mit der Vorstellung, dass die Taufe alle dazu aufruft, zur Mission der Kirche beizutragen.

Mir ist jedoch aufgefallen, dass der Titel "Volk Gottes" im gesamten Dokument eine wichtige Rolle spielt, während die Kirche als "Mysterium", die eingangs erwähnt wurde, selten, wenn überhaupt, wieder erwähnt wird - obwohl sie ein ebenso wichtiges Merkmal von Lumen Gentium ist. An dieser Stelle kann ich vielleicht einen Vorschlag zur theologischen Vertiefung machen.

Die Kirche ist ein "Mysterium", weil sie in erster Linie aus dem Opfer Christi am Kreuz hervorgegangen ist. Das Zeichen dafür sind das Blut und das Wasser, die Eucharistie und die Taufe symbolisieren, die beiden Hauptsakramente der Kirche, die aus der Seite des gekreuzigten Jesus geflossen sind (siehe Lumen Gentium, 3). Die Kirche ist also ein Geheimnis der opferbereiten Liebe Christi.

Da die Eucharistie diese aufopfernde Liebe vergegenwärtigt, macht die Eucharistie die Kirche (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 1396). Das Geheimnis der Kirche ist also ein Geheimnis, das sich aus dem Priestertum Christi ableitet.

Christi Priestertum wird der Kirche auf zwei Arten vermittelt. Einer der herausragendsten Beiträge von LG bestand darin, einen dieser beiden Wege wiederzugewinnen, nämlich die biblische Idee des Priestertums der Getauften, das uns mit dem Priestertum Christi gleichsetzt und uns befähigt, geistliche Opfer zu bringen, die den einen Leib aufbauen, zum Beispiel in der Evangelisierung und im prophetischen Zeugnis - und letztlich in unserer Teilnahme an der Eucharistie. Der Grund, warum die Taufe die Würde und die Sendung verleiht, die sie hat, ist, dass sie allen Getauften Anteil am Priestertum Christi verleiht.

Dies ist eine der beiden Vermittlungen des Priestertums Christi.

Die zweite Vermittlung ist eine andere: Eine andere Teilhabe an dem einen Priestertum Christi. Das ist die Priesterweihe, und der Unterschied zwischen dem Priestertum der Getauften und dem geweihten Priestertum ist nicht nur eine Frage des Grades. Das ist wichtig, denn wenn der Unterschied zwischen diesen beiden Priestertümern nur eine Frage des Grades wäre, dann hätte das ordinierte Priestertum einfach "mehr" vom Priestertum der Getauften, und das würde bedeuten, dass die geweihten Personen Superchristen wären: Die "Supergetauften". Die Ordinierten hätten eine christliche Würde, die über der der normalen Getauften stünde.

Vielmehr unterscheiden sich die beiden nicht im Grad, sondern "in der Art" (siehe LG, 10). Die Weihe verleiht die Fähigkeit, "in der Person Christi, des Hauptes", zu handeln und somit die Eucharistie zu feiern, indem sie Christus seinem Leib als Haupt gegenwärtig macht, die Kirche auf sein Opfer ausrichtet und das Priestertum der Getauften befähigt, seine Opferrolle bei der Darbringung der Eucharistie zu erfüllen. Die beiden Priesterschaften sind im Wesen und in der Sendung der Kirche gegenseitig aufeinander angewiesen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Wenn also eine unschätzbare Frucht des synodalen Prozesses, wie es im Synodendokument heißt, das geschärfte Bewusstsein unserer Identität als gläubiges Volk Gottes ist, das zu differenzierter Mitverantwortung berufen ist, dann ist die Sprache der "Mitverantwortung" für die Mission der Kirche unvollständig, wenn sie sich nicht auf die Art und Weise bezieht, in der diese beiden Priesterschaften unterschiedlich sind und beim Aufbau des einen Leibes aufeinander bezogen werden.

Das Synodendokument spricht zwar davon, dass die Mitverantwortung für eine Vielzahl von "Charismen, Berufungen und Ämtern" ausgeübt wird, aber es gibt keine ausdrückliche Erwähnung der Priesterweihe als Bestandteil einer dieser Berufungen und Ämter und überhaupt keine Erwähnung des Taufpriestertums. Die Weihe selbst wird nicht einmal in dem Abschnitt über Diakone und Priester erwähnt.

Dieser Mangel an Präzision und Klarheit erweckt den Eindruck, dass das Priestertum, d.h. das geweihte Priestertum, rein funktional ist und nicht (zusammen mit dem Priestertum der Getauften) zum Geheimnis der Kirche gehört, die aus dem Opfer Christi hervorgegangen ist. Es entsteht der Eindruck, dass "Priestertum" nur eines der vielen Ämter, Charismen und Berufungen zu bezeichnen scheint, die ihren Ursprung in der Berufung zur Mission durch die Taufe haben. Es ist als Funktion und Rolle unterscheidbar, aber nicht grundlegend anders in seiner Art.

Ohne eine ausdrückliche Klärung scheint das Dokument auf ein protestantisches Verständnis des Amtes hinauszulaufen, bei dem ein jedes Amt aus der Taufe hervorgeht, und auf eine entsprechend protestantische Ekklesiologie, die im Wesentlichen auf die Taufe und erst in zweiter Linie auf die Eucharistie ausgerichtet ist — wenn überhaupt.

Aber die Taufe selbst ist auf die Eucharistie ausgerichtet (siehe Presbyterorum Ordinis, 5), die die christliche Initiation vollendet. Daher ist es die Eucharistie, die letztlich "die Kirche macht" (vgl. Katechismus, 1396), nicht die Taufe, denn es ist das Opfer Christi, das die Kirche macht, und die Eucharistie ist die sakramentale Repräsentation dieses Opfers.

Das geweihte Priestertum, das durch die heiligen Weihen mit der Vollmacht ausgestattet ist, das Opfer Christi in der Eucharistie zu vergegenwärtigen, ist daher nicht nur ein Amt mit der Taufe als Wurzel unter anderen, sondern selbst konstitutiv für die Kirche (zusammen mit dem Priestertum der Getauften, wenn auch auf eigene Weise).

Das wiederum bedeutet, dass eine angemessene Theologie der Mitverantwortung nicht nur als eine Funktion der Taufe formuliert werden kann. In dem Maße, in dem "Synodalität" gleichbedeutend mit "Taufe" ist, wird sie alle Ämter der Kirche als unterschiedlich betrachten, vielleicht in einem gewissen Maß, aber nicht in ihrer Art.

Dazu gehört auch die Leitung, die laut Lumen Gentium (21) der Fülle der dem Bischof verliehenen heiligen Weihen innewohnt. Es wird den Anschein haben, dass die Leitungsfunktion nur ein weiteres Taufcharisma, eine Berufung oder ein Amt ist.

Aber dann kann die Mitverantwortung für die Mission der Kirche, die sich ausschließlich aus der Taufe ergibt, mit der Mitverantwortung für die Leitung identifiziert werden. Wenn die Mitverantwortung und die verschiedenen Charismen und Ämter, die für die Mission mitverantwortlich sein sollen, aus der Taufe erwachsen, dann bedarf es einer umfassenden Reform der kirchlichen "Strukturen".

In der Tat scheint das Dokument eine solche zu fordern: "Alle Getauften sind für die Mission mitverantwortlich, jeder entsprechend seiner Berufung, Kompetenz und Erfahrung. Daher tragen alle dazu bei, sich Schritte zur Reform der christlichen Gemeinschaften und der Kirche als Ganzes vorzustellen und zu erkennen, [und] ... diese Mitverantwortung aller für die Mission muss das Kriterium sein, das der Strukturierung der christlichen Gemeinschaften und der gesamten Ortskirche zugrunde liegt", so dass "jedes Mitglied an den Prozessen und Entscheidungen für die Mission der Kirche beteiligt ist."

Die Mitverantwortung für die Mission scheint hier fast nicht von der Mitverantwortung für die Leitung zu unterscheiden zu sein, und "Synodalität" scheint fast "Mitverantwortung für die Leitung" zu bedeuten. Die Laien sind nur in dem Maße wirklich für das Wesen und die Mission der Kirche mitverantwortlich, wie sie auch für die Leitung mitverantwortlich sind, zumindest in einer reformierten Ekklesiologie, die sich aus der Taufe ergibt.

Aber wenn die Taufsynodalität nicht die Auslöschung der inneren Verbindung zwischen Weihe und Leitung bedeutet - und so weit will die Synode sicher nicht gehen! - bedeutet dies, dass jede von den Laien mitverantwortlich ausgeübte Leitungsfunktion in erster Linie als Teil eines Leitungsamtes ausgeübt wird, das sich von ihrem eigenen unterscheidet, ein klerikales Amt, und nicht ein wirklich eigenes.

Die Laien brauchen keine Struktur oder einen Pastoralplan, um die Führung, die mit der Ausübung des Taufpriestertums bei der Evangelisierung einhergeht, zu bestätigen oder zu beauftragen. Die Taufe selbst ist das Mandat. Die "Synodalität", die dieses Dokument vorsieht, könnte, indem sie die Sprache des "Priestertums" der Taufe auslöscht, nur eine erneuerte Form des Klerikalismus sein, in der es niemals eine wahre Führung gibt, die sich ausschließlich auf das Priestertum der Getauften bezieht, keine wahre Sphäre für Laienführung in der Kirche.

Um diese Sorgen auszugleichen, heißt es in dem Dokument, dass es "notwendig ist, die Beziehung zwischen Synodalität und Gemeinschaft und zwischen Synodalität und Kollegialität zu klären" und stellt später als Frage zur weiteren Klärung die Frage, "wie wir die Aufgaben der Beratung, der Unterscheidung und der Entscheidung in den verschiedenen partizipatorischen Gremien integrieren?" Außerdem wird ein "Dialog" mit Lumen Gentium über das Thema der Leitung gefordert.

Ich schlage vor, dass, wenn diese Fragen in einer Weise beantwortet werden sollen, die eine echte Weiterentwicklung von Lumen Gentium darstellt, die Sprache, die Lumen Gentium verwendet, um über die Kirche als ein Mysterium zu sprechen, das seinen Ursprung im Priestertum Christi hat, zurückgebracht werden muss. Dazu ist es notwendig, die Sprache der beiden unterschiedlichen - wenn auch miteinander verbundenen - sakramentalen Anteile an diesem Priestertum wiederzugewinnen, die zusammen die Kirche ausmachen.

Aber das sollte einfach sein, denn Lumen Gentium ist so sehr von dieser Sprache durchdrungen, dass jeder echte Anspruch, sie weiterzuentwickeln, sie bewahren muss, wenn der Anspruch glaubwürdig sein soll. 

John C. Cavadini ist Professor der Theologie und Direktor des McGrath Institute for Church Life an der Universität von Notre Dame

Übersetzt mit freundlicher Genehmigung des National Catholic Register aus dem englischen Original.

 
 

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