München, 28 März, 2022 / 1:47 AM
Im jüngsten Münchner Missbrauchsgutachten fällt sein Name 630 Mal: Das Verhalten von Domdekan und Offizial Lorenz Wolf (66) in seiner Rolle als Vorsteher des Kirchengerichts wird von den Juristen der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) in ihrem zweiten Gutachten für das Erzbistum München und Freising kritisch bewertet.
Am heutigen Montag teilte die Diözese mit, dass der prominente Prälat – unter anderem langjähriger Vorsitzender der Offiziale aus den deutschsprachigen Diözesen – offiziell um seine Entpflichtung als Leiter des Katholischen Büros Bayern sowie als Offizial im Konsistorium und Metropolitangericht München gebeten habe.
Seit Vorstellung des Gutachtens hatte Wolf seine Ämter ruhen lassen.
Die Erzdiözese veröffentlichte heute eine 19 Seiten lange Stellungnahme von Prälat Wolf – hier der volle Wortlaut. Darin schließt sich der renommierte Kirchenrechtler der Reihe der Kritiker des Münchner Gutachtens an: Wolfs Stellungnahme wirft mit detaillierten Angaben und einer systematischen Überprüfung der Äußerungen der WSW-Juristen ein Schlaglicht auf das Gutachten und dessen Thesen und Vorwürfe.
Unter anderem widerspricht Wolf den Einschätzungen der WSW-Autoren im Fall "X." des Gutachtens, der medial große Aufmerksamkeit erregte, weil damit auch Papst emeritus Benedikt in Kritik geraten war.
Wolf weist darauf hin, dass er per Dekret in der Summe härtere und weitergehende Strafen gegen den Priester "X." verhängte, als was die ihn kritisierenden WSW-Juristen im Gutachten fordern – die Entlassung aus dem Klerikerstand.
Damit stimmt Wolf der Beurteilung von Professor Norbert Lüdecke im Interview in der Zeitschrift Christ & Welt am 5. Januar zu und zitiert dessen Feststellung, sein Dekret sei nicht nur "kirchenrechtlich sorgfältig gearbeitet" worden sondern "in diesem formalen Gewand zugleich mehr, nämlich eine Dokumentation krassen Versagens mehrerer Hierarchen im Umgang mit Missbrauchstaten. Es macht Versagen wie Versager wenigstens innersystemisch aktenkundig. Dieses Dekret torpediert eine Totalvertuschung. Nur wurde es bisher eben erfolgreich geheim gehalten."
Neben anderen ist der verantwortliche und derzeit amtierende Münchner Erzbischof, Kardinal Marx, im Gutachten und durch Recherchen mehrerer Medien massiv belastet worden. Der auch von Missbrauchsopfern und Verbänden scharf kritisierte Kardinal steht zudem für seinen Umgang mit sexueller Gewalt in seiner Zeit als Bischof von Trier seit Jahren in der Kritik. Dabei geht es Berichten zufolge um mehrere Fälle sexueller Gewalt. Marx hat bislang nur einen zweiten Rücktrittsversuch angedeutet. Nach Protesten von Opfern sexueller Gewalt hatte er auf eine Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz verzichtet.
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