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Erzbischof Schick: Rechtsradikalismus „haben wir auch in der Kirche“

Erzbischof Ludwig Schick

Erzbischof Ludwig Schick hat am Donnerstag „bestimmten Lebensschützern“ und Katholiken, die den interreligiösen Dialog ablehnen, „rechtsradikale Tendenzen“ vorgeworfen.

Dem Bamberger Erzbischof zufolge ist ein „Hang nach rechts“ in den Menschen „grundgelegt. Wenn es Krisen gibt, dann ganz besonders.“ Im Gespräch mit dem Kölner Domradio sagte er: „Wir sind in einer krisenbehafteten Zeit. Dann versucht man, sein eigenes Leben oder seine eigene Umgebung, auch seine eigene Ethnie herauszustellen, zu retten und in die Zukunft zu bringen. Dabei wird man dann einseitig und lehnt andere ab.“

„Das ist die Wurzel von Rechtsradikalismus“, so Schick. „Den haben wir auch in der Kirche. Es gibt zurzeit viele Probleme, auch mit anderen Religionen. Da kommen Einseitigkeiten und Verhärtungen stärker hervor und gegen die muss man mit aller Entschiedenheit angehen. Katholische Kirche ist immer weltumspannend und allumfassend, schließt niemanden aus, ist immer inklusiv und niemals exklusiv.“

Auf die Frage, ob „Leute mit rechtem Gedankengut“ in der Kirche „in irgendeiner Weise organisiert“ seien, erklärte Schick: „Ich denke ja. Das ist ja immer ganz schwer herauszufinden, wo genau Rechtsradikalismus da ist. Aber wir müssen analysieren und müssen auch Quellen des Rechtsradikalismus in der Kirche aufdecken. Wenn Menschen also zum Beispiel im Sinne von Nationalismen oder auch Ethnien eng werden und dann das mit katholischer Kirche, selbst mit biblischen Zitaten rechtfertigen, dann muss man mit denen in einen offenen, engagierten Dialog und Diskurs eintreten, um das zu überwinden.“

Konkret sagte er: „Ich sehe zum Beispiel bei bestimmten Lebensrechtsschützern auch rechtsradikale Tendenzen. Wenn es um den interreligiösen Dialog geht, auch da gibt es rechtsradikale Tendenzen, die andere Religionen grundsätzlich ablehnen, weil sie allein auf ihrer gedachten katholischen Position bestehen. Da sehe ich Probleme, aber Probleme, die anzugehen sind und überwunden werden müssen.“

Angesichts der Landtagswahl in Niedersachsen am 9. Oktober, bei der die AfD auf 10,9 Prozent kam und damit gegenüber 2017 fast fünf Prozentpunkte zulegen konnte, sagte Schick: „Sehr große Sorgen macht mir das, weil das eigentlich nicht zukunftsträchtig und zukunftsfähig ist.“

Es seien „Angstwahlen“ und „Angstentscheidungen“ gewesen, so der Erzbischof. „Ängste sind niemals gute Ratgeber. Aber mit den Menschen, die so gewählt haben und im Augenblick aus ihrer Angst heraus solche Entscheidungen fällen, muss man ins Gespräch kommen und muss sie aus ihren Löchern der Angst herausholen, um sie wieder zu freien, letztlich auch vernünftigen Menschen zu machen, die dann das Ganze im Blick haben und entsprechend dann auch ihre Entscheidungen fällen, bis hin zu ihrer Stimmabgabe bei den Wahlen.“

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