Paderborn, 24 Oktober, 2022 / 10:30 AM
Der emeritierte Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker ist am Sonntag im Rahmen eines Pontifikalamts offiziell verabschiedet worden. Anfang Oktober hatte Papst Franziskus den Rücktritt des 74-Jährigen angenommen.
„Der Dienst als Erzbischof von Paderborn war mir eine Freude“, erklärte Becker. „Der Herr hat mich in der langen Zeit meines Dienstes getragen. Ohne ihn wäre es nicht gegangen.“
In seiner Predigt sprach der ehemalige Erzbischof über eine Gotteskrise, in welcher die Kirchenkrise verwurzelt sei. Tatsächlich würden Fortschritt, Wachstum oder Leistungsfähigkeit heutzutage wie Gottheiten verehrt.
Wachstum um jeden Preis bedeute indes eine Zerstörung der Schöpfung und damit eine „Zerstörung des Menschen, weil seine Grundlagen für ein zukunftsträchtiges Leben schwinden“. Weiter sagte Becker: „Die Umweltkrise ist eine Krise des Menschen, der vergessen hat, wem er die Schöpfung verdankt. Die Umweltkrise ist im letzten auch eine Gotteskrise.“
Der Erzbischof bezeichnete Gott als „Magnet in der Kirche“. Daher gelte: „Eine Kirche, in der dieser Magnet nicht mehr zu spüren ist, erübrigt sich. Und mit all unseren Auseinandersetzungen, die wir zurzeit erleben, müssen wir uns fragen: Merkt man an unserem Leben und an unserem Zeugnis, dass der Magnet der Kirche Gott ist?“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, war am Sonntag in Paderborn zu Gast und sagte in einem Grußwort, Becker sei „ eine Person mit nüchterner Selbstironie, klaren Positionen und immer einem Ohr nahe bei den Menschen“.
„Als Seelsorger bist Du zu den Menschen hingegangen und hast ihnen zugehört, Du hast den Dialog gesucht und gemäß dem Wort Jesu das Netz ausgeworfen, auf sein Wort hin“, sagte Bätzing an Becker gewandt. „So bist Du im besten Sinne des Wortes zum Menschenfischer und Brückenbauer geworden. In Deinen Pfarrgemeinden, wo Du Dienst getan hast, im Generalvikariat und als Erzbischof dieser Erzdiözese.“
„Deine große Nachdenklichkeit, Dein genaues Abwägen von Worten und Entscheidungen, Deine differenzierte Sicht auf die Dinge zeichnen Dich aus“, so Bätzing weiter. „Du gehörst nicht zu den Vielrednern und auch der katholische Sitzungsmarathon war Dir oft genug zuwider, denn Du wolltest hören und bei den Menschen sein. Dabei bist Du Dir und Deinem Wort treu geblieben: ohne gespreizte Sprache, sachlich in der Bestandsaufnahme und verständlich in der theologischen Argumentation.“
Der DBK-Vorsitzende würdigte die „Weggefährtenschaft“ Beckers, die er „besonders positiv“ erlebt habe „in Deiner Begleitung auf dem Synodalen Weg. So konnte ich Dich in dieser für unsere Kirche herausfordernden Zeit immer als unbestechlichen Träger des Prozesses erfahren. Mit der notwendigen Sachlichkeit und vor allem dem realistischen Blick auf den Zustand der Kirche warst Du stets von der Notwendigkeit des Synodalen Weges überzeugt.“
Der Nachfolger von Becker im Erzbistum Paderborn soll mit Laienbeteiligung ausgewählt werden. Entsprechende Verfahren und Gremien sind bereits eingerichtet.
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