Limburg, 02 November, 2022 / 9:35 AM
Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hat erklärt, das Hochfest Allerheiligen sei „ein superguter Startpunkt, selber Gesicht zu zeigen und gute Gründe für den Glauben und die Kirche ins Spiel zu bringen“.
Ausführlich sprach Bätzing über die etwa 360.000 Kirchenaustritte im Jahr 2021. „Viele haben offenbar Bilanz gezogen und Ertrag und Aufwand abgewogen“, sagte der Bischof. „Wenn ich innerlich weit weg bin, vielleicht seit Jahren keinen Bezug mehr zur Kirchengemeinschaft und zum Gottesdienst habe, dann kann die Steuerersparnis schon ein Grund sein.“
„Andere wollen bewusst ein Zeichen setzen und signalisieren mit dem Kirchenaustritt ihr Unverständnis über den Missbrauch und seine jahrzehntelange Vertuschung in der Kirche“, so Bätzing weiter. „Finanzskandale, Intransparenz und das unsensible Gebaren mancher Kirchenleute quittieren wieder andere mit ihrer Entscheidung.“
Schließlich erwähnte der DBK-Vorsitzende auch jene, die sich jahrelang „für die Kirche engagiert haben, die nun aber gehen, weil sie enttäuscht sind, weil sie nicht erkennen können, dass sich die Kirche in wichtigen Fragen wirklich bewegt; und auch das engagierte Bemühen so vieler im Synodalen Weg führt bei ihnen nicht zu größerer Langmut und Geduld.“
Sodann fragte der Bischof: „Haben wir diese Menschen verloren – auch für den Glauben an Jesus Christus? Können wir neu mit ihnen in Verbindung kommen, womöglich am ehesten über die wunderbaren Angebote unserer Kindertagesstätten, Schulen, Beratungsstellen und caritativen Einrichtungen, über so manches Projekt in Pfarreien, das über den eigenen Tellerrand hinausblickt? Kommen einige von ihnen vielleicht sogar zurück, wenn sie spüren, diese Kirche bewegt sich in Fragen, die gesellschaftlich so relevant sind: in der Frauenfrage, bei der Gleichstellung der Geschlechter und geschlechtlicher Identitäten, in Fragen von Transparenz und Compliance-Standards in Bezug auf Finanzen und Entscheidungsprozesse?“
„Ja, es mag gute Gründe geben, sich zu verabschieden“, räumte der Bischof von Limburg in seiner Predigt am Dienstag ein. Und doch: „Für mich gibt es viel mehr Grund zu bleiben und mich für die Umkehr und Erneuerung dieser Kirche zu engagieren. Denn all die vielen Frauen und Männer, die durch ihr heiliges Leben die Kirche früherer Zeiten gereinigt und wiederbelebt haben, sind für mich Zeichen dafür, dass Jesus seine Kirche nicht im Stich lässt; dass er sie liebt und braucht, um sein Evangelium in die Welt zu tragen; dass er Dich und mich liebt und braucht.“
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