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Bischof Dieser zum Synodalen Weg: „Gegner einer Veränderung“ sind „hoch aggressiv“

Bischof Helmut Dieser

In einem ausführlichen Interview hat Bischof Helmut Dieser betont, es gebe „auch innerhalb der Kurie“ in Rom „einen Richtungsstreit“ darüber, „in welche Richtung die Kirche insgesamt an der Spitze der Weltkirche die Zeichen und Weichen stellen wird“. Der Aachener Bischof warnte im Gespräch mit dem Kölner Domradio am Dienstag: „Die Gegner einer Veränderung sind lautstark und sie vernetzen sich. Sie sind in einer gewissen Weise auch hoch aggressiv.“

„Es ist tatsächlich so, dass wir deutschen Bischöfe in Rom bei einem Teil der Kurie sehr viel Widerstand erlebt haben“, räumte Dieser, der sich als einer der reformfreudigsten deutschen Bischöfe etabliert hat, ein. Die Gegner von Veränderungen sagten, so Dieser: „Was ihr macht, ist von vornherein verboten, weil es die Kirche auf einen Irrweg führt. Ihr dürft in dieser Richtung nicht weiterdenken.“ Er selbst halte dies „für sehr verdächtig“, denn: „Der Geist des Herrn schafft Freiheit und vor allem Angstlosigkeit!“

Auch „unter uns Bischöfen in der Deutschen Bischofskonferenz“ bestünden „Ängste“, „irgendwelchen falschen Leuten Wasserträger zu sein“, zeigte sich der Aachener Bischof überzeugt. „Dass wir irgendeine Gay-Lobby bedienen oder dass wir irgendeiner falschen Ideologie aufsitzen.“

Dogmenentwicklung

Bei der Erarbeitung der Texte des Synodalen Wegs sei deutlich geworden, „dass wir, wenn wir in dieser Weise Sexualität neu denken, auch ein Menschenbild brauchen, das von der Heiligen Schrift und von der Tradition der Kirche her uns Möglichkeiten zeigt, den Menschen heute in seiner Sexualität so beschreiben zu können, wie es vielleicht in früheren Epochen noch nicht getan wurde. Wo aber doch Grundlagen erkennbar sind, die zu einer solchen Deutung berechtigen.“

Über die Möglichkeit der Dogmententwicklung sagte dieser, es seien stets „besondere Momenta in der Geschichte der Kirche entstanden“, worin „eine Wahrheit neu ausgewortet werden muss. Eine Vergewisserung, was es von der Grundannahme her bedeutet, dass Gott durch seinen Sohn zu uns gesprochen hat, sich selber gezeigt hat, sein eigenes göttliches Leben auf die Menschen hin erkennbar und mitlebbar in Christus durch das Wirken seines Geistes gemacht hat.“

Beim Thema „Sexualität des Menschen“ gehe es nicht unmittelbar um dogmatische Fragen, betonte Dieser, sondern: „Wir sind an Katechismus-Aussagen dran, die aber nicht allesamt für sich den Anspruch der Unfehlbarkeit beanspruchen.“

Man wolle „nicht irgendwelche Dogmen verändern, sondern wir wollen in der Anthropologie die Lehre der Kirche, die Auffassung, was der Mensch ist, von Gott her, von seinem Schöpfer und Erlöser her, in diesen Fragen neu durchdenken, weil wir bestimmte Verkürzungen wahrgenommen haben, die wir für unterkomplex halten“.

Konkret fordert der Synodale Weg etwa eine Kehrtwende in der biblisch begründeten und in der Lehre der Kirche stets verteidigten Ablehnung von homosexuellen Handlungen.

Für Dieser gilt indes: „Das Phänomen Sexualität begreifen wir heute, auch durch den Fortschritt der Humanwissenschaften, als weitaus vielfältiger und komplexer für das Menschsein selbst, als dass wir das nur auf den Bereich der Fortpflanzung oder auf den Bereich der Gestaltung der Ehe reduzieren dürften oder könnten.“

Frauenordination

Die ebenfalls sowohl aus der kirchlichen Überlieferung als auch durch das Vorbild Christi im Neuen Testament begründete Tatsache, dass die Kirche keine Vollmacht hat, Priester zu weihen, ist für Dieser kein Dogma.

Hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1994 noch erklärt, „daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“, fragte Dieser nun: „Bindet die Aussage Johannes Pauls II., dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, mit letzter Unfehlbarkeit, oder nicht?“

Nach dem Apostolischen Schreiben von Johannes Paul II. seien „die Unsicherheit, die Ungewissheit, das Ringen, die Polarisierungen in der Kirche“ schärfer geworden, daher müsse man sich dieser Frage neu stellen.

Die „höchste Autorität der Kirche“ müsse also „prüfen, ob diese Frage offen ist oder ob sie entschieden ist. Wenn sie entschieden ist, was bedeutet das dann wiederum für die Frage nach der Stellung der Frau in der Kirche?“

Letzte Synodalversammlung des Synodalen Wegs

(Die Geschichte geht unten weiter)

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In einem Blick auf die bevorstehende letzte Synodalversammlung des Synodalen Wegs im März sagte der Bischof von Aachen, man wolle „Menschen in Partnerschaft einen Segen zusprechen dürfen, homosexuelle Partnerschaften, Paare, die sich lieben, die aber entweder nicht zur sakramentalen Eheschließung gehen wollen oder auch nicht können. Auch Paare, deren erste Ehe gescheitert ist, menschlich nicht mehr lebbar geworden ist. Menschen, die keine Berufung haben, den Rest ihres Lebens alleine zu bleiben und die in eine neue Paarbeziehung gefunden haben.“

Man wolle dies nicht unbedingt weltkirchlich umsetzen, sondern „für unseren Kulturkreis geltend machen“, betonte Dieser. „Andere müssen das in dieser Weise ja nicht tun. Aber wir hoffen, dass wir es tun dürfen.“

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