Köln, 05 April, 2023 / 11:40 AM
Bei der Chrisammesse am Montag hat Kardinal Rainer Maria Woelki die Bedeutung der Gnade für das Leben des Priesters betont: „Kein Mensch hat ein Recht auf das Priestersein. Dieses ist eine Gnadengabe des Herrn an die Kirche und die Welt. Das einer dann auch dieses Priestersein lebt, ist nochmals ein Werk der göttlichen Gnade.“
Schon die Berufung sei auf das Wirken Gottes zurückzuführen, nicht auf das des Mannes: „Es ist nicht so, dass jemand eines Tages sich von sich aus entschließt, Priester zu werden und das dann aus eigener Kraft auch wird. Längst zuvor hat der Herr sich für ihn entschlossen. Er hat sich zuvorkommend, entgegenkommend gezeigt. Vielleicht hat er den Erwählten X-Mal angesprochen, möglicherweise sogar angerufen. Und nichts ist seitens des Berufenen geschehen, bis es endlich soweit war und der Funke übergesprungen ist.“
Wie in vielen anderen Bistümern findet die Weihe der heiligen Öle, die beispielsweise für die Taufe und die Firmung verwendet werden, im Erzbistum Köln nicht wie eigentlich vorgesehen am Gründonnerstag statt, sondern bereits einige Tage früher. So können die Priester aus den Pfarreien der Diözese an der Chrisammesse teilnehmen. In Köln fand auch ein Einkehrtag statt, wobei die Theologin Marianne Schlosser aus Wien einen Vortrag hielt. Schlosser hatte aus Protest ihr Mandat als Mitglied des Synodalen Wegs im Februar niedergelegt.
Entscheidend für die Priester sei, so Woelki in seiner Predigt, das „Bleiben in Christus“, ohne das es „keine einzige priesterliche Tat“ geben könne. „Der Herr sagt nicht: Ohne mich bringt ihr nicht allzu viel fertig. Ohne mich stolpert ihr und fallt auf die Nase, nein: Klipp und klar erklärt er: ‚Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen‘ (Joh 15,5). Das gilt für unser gesamtes priesterliches Wirken.“
„Nicht auf diese oder jene Fähigkeit eines Priesters kommt es an“, stellte der Kölner Erzbischof mit Nachdruck klar. „Nicht auf diese oder jene besondere Aktion! Entscheidend ist sein ‚Bleiben in Christus‘. Seine vitale Verbindung mit Ihm. Das Evangelium kennzeichnet dieses Bleiben näher hin als Bleiben in seinem Wort und in seiner Liebe.“
„Ein Priester ist berufen, ein Mitliebender Christi zu sein und immer mehr zu werden“, führte Woelki aus. „In dem Maße wie das gelingt, entsteht und wächst die Freundschaft, die der Herr den Seinen anbietet. In diesem Sinne ist priesterlicher Dienst immer auch Freundesdienst.“
„Der Herr teilt alles mit“, erklärte der Kardinal. „Er wartet auf das Mitteilen des Priesters. Je mehr der Geist der Freundschaft das priesterliche Wirken beseelt, umso fruchtbarer wird es, selbst dann, wenn die äußeren Wirkmöglichkeiten zurückgehen.“
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