Köln - Montag, 6. Januar 2020, 9:53 Uhr.
"Es gibt auf der ganzen Welt nur drei heilige Könige, die damals in Bethlehem dabei waren": Daran hat Kardinal Rainer Maria Woelki zum heutigen Hochfest Epiphanie erinnert – und betont, dass deren Gottvertrauen und Aufbruch aus alten Gewohnheiten auch heute Vorbild seien: Der Erzbischof von Köln rief zur Christusnachfolge auf und dazu, ebenfalls "im Vertrauen auf Gott aufzubrechen".
Der 6. Januar – den die Kirche als Hochfest Erscheinung des Herrn feiert – ist bekanntlich das Fest der "Drei Weisen", die einst durch den Stern von Betlehem zur Krippe von Jesus geführt wurden.
Im Kölner Dom wird hinter dem Hochaltar der Dreikönigenschrein – oft auch "Dreikönigsschrein" genannt – aufbewahrt: Ein kostbares, reich verziertes Reliquiar aus Gold, in dem die Gebeine der Drei Weisen aufbewahrt werden. Die Reliquien wurden im Jahr 1164 nach Köln gebracht.
Seit Jahrhunderten ziehen christliche Pilger nach Köln, um am Schrein zu beten, sagte Woelki.
„Und diese Drei Heiligen Könige - die werden hier bei uns im #KölnerDom seit Jahrhunderten verehrt. Pilger aus der ganzen Welt kommen seit dem Mittelalter regelmäßig hier hin, um am Dreikönigsschrein zu beten."#WortdesBischofs #Woelki #erzbk pic.twitter.com/Q7tU452YT7
— Erzbistum Köln (@Erzbistum_Koeln) January 5, 2020
In vielen deutschen Pfarreien sammeln heute die "Sternsinger" Spenden: Das sind die als die "Heiligen Drei Könige" und "Weisen aus dem Morgenland" verkleideten Mädchen und Buben, die – meist aus der Ministrantenschar der jeweiligen Pfarrei – umherziehen, Dreikönigslieder singen oder sagen Sprüche aufsagen, und mit Kreide "C+M+B" neben der Jahreszahl auf die Haustür schreiben.
Die Abkürzung steht entweder für Christus Mansionem Benedicat: Christus segne dieses Haus, oder – wie viele spontan interpretieren – "Caspar, Melchior und Balthasar".
Ob die Herren wirklich "Caspar, Melchior und Balthasar" hießen, oder vielleicht "Larvandad, Hormisdas und Gushnasaphob", wie syrische Christen sie nennen? Ob sie Könige waren oder Gelehrte, Magier oder Weise?
Um diese Fragen ranken sich viele Legenden und Geschichten. Fest steht, dass die Drei Weisen aus dem Morgenland biblischen Ursprungs sind: Im Matthäus-Evangelium wird von den Sterndeutern erzählt, die aus dem Osten kamen.
"Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar."
Die aus Bayern und Österreich stammende, Jahrhunderte alte Tradition der Sternsinger und des Dreikönigssingens hat sich auch in den norddeutschen Sprachraum und vielen weiteren europäischen Ländern verbreitet.
Erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist in Deutschland das Sternsingen eine zentral gesteuerte Spendenaktion, deren Gelder in der Regel der Entwicklungshilfe zugute kommen.
Der englische Dichter, Essayist und Dramaturg Thomas Stearns Eliot hat der "Reise der Weisen" – "Journey of the Magi" ein Gedicht gewidmet.
Die Reise der Weisen
von T. S. Eliot
"Kalt war es von Anfang an,
die schlechteste Jahreszeit für eine Reise,
und was für eine lange Reise
Morastig die Wege und das Wetter rau
Mitten im tiefsten Winter."
Und die Kamele wollten nicht, wundgelaufen, gebrochen
blieben sie liegen im schmelzenden Schnee
Es gab Momente, da dachten wir mit Wehmut
an die Sommerpaläste an Hängen gelegen, die Terrassen
Und an die seidenen Mädchen, die Sorbet servierten.
Die Kameltreiber fluchten und murrten auf
Und liefen davon und wollten Schnaps und Weiber
Und die Lagerfeuer gingen aus, und nirgendwo ein Unterschlupf
Und die Städte schmutzig, die Orte unfreundlich
Und die Dörfer dreckig, die Preise unverschämt
Eine schwere Zeit war das für uns.
Am Schluss reisten wir lieber nachts
Mit wenig Schlaf
Und mit Stimmen im Ohr, die sagten,
das Ganze wäre ein Wahnsinn.
Als der Morgen graute, erreichten wir dann ein Tal, wo es wärmer war,
nass, unterhalb der Schneegrenze, es roch nach Vegetation
mit einem Bach und einer Wassermühle, die aus dem Dunkeln auftauchten
Und drei Bäumen vor dem tiefen Horizont
Und ein altes weißes Pferd galoppierte davon auf der Wiese
Dann gelangten wir an eine Taverne mit Weinlaub über dem Eingang
Sechs Hände würfelten vor einer offenen Tür um Silberlinge
Und Füße traten nach leeren Weinschläuchen.
Aber wir bekamen keine Auskunft und deshalb reisten wir weiter
Und wir kamen abends keinen Augenblick zu früh an
Der Ort war gefunden; es war, darf man sagen, eine Genugtuung.
Das alles ist lange her in meiner Erinnerung
Und ich würde es wieder tun, aber halten wir fest
Eins halten wir fest
Dies hier: wohin wurden wir den ganzen Weg geleitet
Zur Geburt oder zum Tod? Da war eine Geburt, mit Sicherheit.
Wir waren Augenzeugen, zweifelsfrei. Ich hatte Geburt gesehen und Tod
und geglaubt, es gäbe einen Unterschied zwischen beiden; diese Geburt war
schwer und schmerzhaft für uns, wie der Tod, unser Tod.
Wir kehrten zurück in unsere Heimat, diese Königreiche,
Aber fühlten uns nicht mehr wohl in der alten Umgebung
Wo ein uns fremdes Volk seine Götter verehrte
Gerne würde ich noch einmal sterben.
(Die ersten fünf Zeilen entstammen Lancelot Andrew’s Weihnachtspredigt von 1622. Übersetzt aus dem Englischen von Bernie Conrads – veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des VATICAN-Magazins.)
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