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„Pfingstmassaker war Höhepunkt der Gewalt gegen Christen in Nigeria“

Ein Bischof besucht Überlebende des Anschlags von Owo am Pfingstsonntag 2022 (Archivbild)
Die Kirche St. Franz Xaver in Owo nach der Attacke

Am 5. Juni jährt sich das Attentat auf die Kirche St. Franz Xaver in Owo im Südwesten Nigerias zum ersten Mal. Bei dem Massaker am Pfingstsonntag 2022 im Bundesstaat Ondo wurden lokalen Angaben zufolge mindestens 50 Menschen getötet und zahlreiche Gläubige verletzt.

„Dieser Anschlag war ein brutaler Höhepunkt des Terrors gegen Christen in Nigeria“, erinnerte der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka. „Doch die Gewalt, die von dschihadistischen Kämpfern, extremistischen Nomaden und kriminellen Banden ausgeht, ist seitdem nicht geringer geworden. Viele Christen setzen zarte Hoffnungen auf die neue Regierung. Es bleibt abzuwarten, ob sie diesen Verbrechen endlich militärisch etwas entgegensetzen kann.“ Am 29. Mai soll der neugewählte Präsident Bola Tinubu sein Amt antreten; er ist mit einer Christin verheiratet.

Massaker begann am Ende des Gottesdienstes

Am 5. Juni 2022, dem Pfingstsonntag, hatten bewaffnete Täter die vollbesetzte Kirche in Owo gestürmt, als gerade die heilige Messe zu Ende ging. Sie schossen in die Menge und zündeten Sprengkörper. Augenzeugen berichten, dass die Attacke über 20 Minuten dauerte. Unter den Toten sollen auch viele Kinder sein. Es bekannte sich keine Gruppierung zu dem Anschlag; Beobachter gehen aber aufgrund der Vorgehensweise von einem dschihadistischen Hintergrund aus.

Die Franz-Xaver-Kirche wurde nach der Attacke renoviert; seit der Karwoche 2022 finden auch wieder regelmäßig Gottesdienste statt. Auch eine Gedenkstätte für die getöteten Menschen ist lokalen Angaben zufolge geplant.

Über 7600 getötete Christen

Dem Bericht „Verfolgt und vergessen?“ von „Kirche in Not“ zufolge sollen allein zwischen 2020 und 2022 über 7600 Christen in Nigeria getötet worden sein. „Nigeria und die Länder der Sahelzone werden vom Terror überrannt. Waffen- und Geldquellen, politische und wirtschaftliche Kontakte reichen weit über die Nachbarstaaten hinaus“, erklärte Ripka.

Der Terror richte sich gegen die gesamte Bevölkerung, Christen stünden aber wegen ihrer Werte und ihrer internationalen Ausrichtung oft besonders im Fokus. Oft hätten sie keine politischen Fürsprecher. „Das Schlimmste, was wir den verfolgten Christen antun können, ist das Vergessen“, erklärte Ripka. „Hinter dem Anschlag von Owo aber stehen Geschichten und Gesichter. ,Kirche in Not’ macht sie sichtbar und hilft, wo es möglich ist.“

Zeugnisse von Überlebenden

Das Hilfswerk hat nach dem Anschlag an Pfingsten 2021 einige Aussagen von Überlebenden zusammengetragen. Die 36-jährige Blessing John war zu dem Zeitpunkt des Anschlags im siebten Monat schwanger. Sie berichtet: „Als die Schüsse begannen, liefen viele Menschen in Richtung Sakristei, um sich in Sicherheit zu bringen. Ich konnte wegen meiner Schwangerschaft nicht so schnell laufen, also legte ich mich auf den Boden.“ Als sie etwas in ihrer Nähe aufblitzen sah, wusste sie sofort, dass es sich um Sprengstoff handelte: „Das Dynamit verbrannte meinen Rücken und mein linkes Bein. Ich fing an, laut zu beten: ,Vater, ich bin Deinen Tempel gekommen, um Dich anzubeten. Sollte ich sterben, sterbe ich, doch bitte, Gott, erinnere Dich an mich und meine kleine Tochter.’“ Blessing und ihr Baby überlebten.

Thaddeus Bade Salau (52) verlor bei dem Anschlag seine Tochter. „Einer der Bewaffneten zwang mich, mich mit neun anderen Gemeindemitgliedern in einer Reihe aufzustellen, darunter mein geliebtes Kind. Sie schossen nach und nach auf uns. Ich war der Einzige, der überlebt hat. Ich bin voller Schmerz, aber mein Glaube ist nicht erschüttert.“

Josephine Ejelonu (50) fürchtete sich, nach dem Anschlag wieder in die Kirche zu gehen: „Dieser Angriff war auch für meinen Glauben ein Schock, aber ich bete um die Gnade und die Kraft, standhaft zu sein. Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, für uns zu beten und ich möchte ihnen sagen, dass wir dringend finanzielle Hilfe brauchen.“

Unter den Überlebenden ist auch die neunjährige Okorie Faith. Ihr Berufswunsch ist es, Ordensschwester zu werden: „Ich bin dem Tod knapp entkommen. Ich möchte lange leben, meine Träume verwirklichen und meine Eltern stolz machen. Bitte bewahrt uns in Eurem Gebet.“

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