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Bischof Overbeck lässt Missbrauchsvorwürfe gegen verstorbenen Kardinal Hengsbach prüfen

Statue von Kardinal Franz Hengsbach

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck lässt Missbrauchsvorwürfe gegen den inzwischen verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach prüfen. Konkret betreffen die Vorwürfe laut Bistum Essen die 1950er-Jahre bis 1970er-Jahre.

Hengsbach war von 1958 bis 1991 Bischof von Essen, wobei die Diözese erst 1958 gegründet worden war. 1988 machte Papst Johannes Paul II. ihn zum Kardinal. Von 1961 bis 1978 war Hengsbach auch als Militärbischof für die Bundeswehr zuständig.

„Zwei Vorwürfe betreffen Hengsbachs Zeit als Bischof von Essen, ein Vorwurf betrifft seine Zeit in Paderborn“, teilte das Bistum am Dienstag mit. „Ein erster Vorwurf gegen Hengsbach als Essener Bischof aus dem Jahr 2011 wurde 2014 von der meldenden Person zurückgezogen. Nach Kenntnis eines weiteren, erst im vergangenen Herbst erhobenen Vorwurfs hat Bischof Overbeck darauf hingewirkt, diese Vorwürfe gegen Hengsbach zu veröffentlichen. Zudem ruft er nun mögliche weitere Betroffene auf, sich zu melden.“

Eine Person habe im Oktober 2022 erklärt, sie habe im Jahr 1967 einen sexuellen Übergriff durch Hengsbach erlitten. Overbeck habe, nachdem er davon in Kenntnis gesetzt worden sei, im März 2023 weitere Nachforschungen veranlasst.

„Unter anderem erfolgte daraufhin die Anfrage an das Erzbistum Paderborn, dem Herkunftsbistum von Kardinal Hengsbach, ob im Aktenbestand weitere Meldungen zu Kardinal Hengsbach vorliegen“, sagte der Bischof.

Das Erzbistum Paderborn erklärte, ebenfalls am Dienstag, der Aktenbestand enthalte „einen Vorgang aus dem Jahr 2011, nach dem Franz Hengsbach und sein Bruder Paul Hengsbach, ebenfalls Diözesanpriester des Erzbistums Paderborn, gemeinsam beschuldigt werden, in den 1950er Jahren eine minderjährige Jugendliche sexuell missbraucht zu haben. Damit liegt, bezogen auf das Erzbistum Paderborn, gegenwärtig eine Beschuldigung gegen die Person Franz Hengsbach vor; insgesamt zwei Meldungen betreffen Paul Hengsbach.“

Das Erzbistum Paderborn berichtete, eine Frau habe im Jahr 2011 gemeldet, Franz und Paul Hengsbach hätten sie „im Jahr 1954 im Alter von 16 Jahren“ missbraucht. „Franz Kardinal Hengsbach ist im Jahr 1991 verstorben, sein Bruder Paul Hengsbach (verstorben 2018) bestritt im Juli 2011 bei einer Befragung im Erzbischöflichen Generalvikariat die Vorwürfe vehement. Die Beschuldigungen wurden aufgrund der Gesamtumstände im Ergebnis als nicht plausibel bewertet, wenngleich angemerkt wurde, dass sich die mutmaßliche Betroffene an die äußeren Umstände genau erinnere.“

Angesichts der zwei Meldungen gegen Paul Hengsbach, den Bruder des späteren Kardinals, müsse „die damalige Plausibilitätsbeurteilung leider deutlich in Frage gestellt werden“.

Overbeck sagte: „Ich hoffe, dass es uns bei allen Schritten, die jetzt anstehen, vor allem gelingen wird, stets die Perspektive der Betroffenen in den Vordergrund zu stellen.“

Eventuell von Missbrauch betroffene Personen seien aufgefordert, sich zu melden, sagte der Bischof: „Sollten Sie selbst sexualisierte Gewalt durch Kardinal Hengsbach erlitten haben, dann wenden Sie sich bitte an die beauftragten Ansprechpersonen im Bistum Essen. Das Gleiche gilt auch, wenn Ihnen Hinweise bekannt sind, die für die weitere Aufarbeitung hilfreich sein können.“

Eine im Februar für das Bistum Essen veröffentlichte Missbrauchsstudie sprach von 190 Tätern seit der Gründung der Diözese im Jahr 1958. Bei der Hälfte der Missbrauchstäter handelt es sich um Diözesanpriester, bei insgesamt 19 Prozent um Ordensangehörige (auch Frauen). Zwei Prozent der Täter waren Diakone, 21 Prozent keine Kleriker oder Ordensleute, und in acht Prozent der Fälle war in den Akten von Tätern die Rede, ohne Namen zu nennen.

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