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Papst Franziskus bei Weltsynode: Klerikalismus "versklavt das heilige, treue Volk Gottes"

Papst Franziskus

In einer Ansprache im Rahmen der Weltsynode zur Synodalität hat Papst Franziskus am Mittwochnachmittag scharfe Kritik am Klerikalismus in der Kirche: "Er ist eine Peitsche, er ist eine Geißel, er ist eine Form der Weltlichkeit, die das Antlitz der Braut des Herrn beschmutzt und beschädigt; er versklavt das heilige, treue Volk Gottes."

In seiner Ansprache auf Spanisch versicherte Franziskus zunächst: "Ich stelle mir die Kirche gerne als das treue Volk Gottes vor, heilig und sündig, ein Volk, das mit der Kraft der Seligpreisungen und von Matthäus 25 gerufen und berufen ist", dem Kapitel des Evangeliums, in dem dargestellt wird, wie Christus die Menschen am Ende der Zeit richten wird.

"Jesus hat für seine Kirche keines der politischen Systeme seiner Zeit übernommen: keine Pharisäer, keine Sadduzäer, keine Essener, keine Zeloten. Keine 'geschlossene Gesellschaft'; er nimmt einfach die Tradition Israels auf: 'Ihr sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein'", sagte er.

Gottes heiliges und treues Volk

"Ich stelle mir die Kirche gerne als dieses einfache und demütige Volk vor, das in der Gegenwart des Herrn wandelt (Gottes treues Volk). Das ist die religiöse Bedeutung unseres gläubigen Volkes. Und ich sage treues Volk, um nicht in die vielen ideologischen Ansätze und Schemata zu verfallen, mit denen die Wirklichkeit des Volkes Gottes 'reduziert' wird. Einfach gläubiges Volk, oder auch 'Gottes heiliges gläubiges Volk' auf dem Weg, heilig und sündig. Und das ist die Kirche", fuhr er fort.

Papst Franziskus sagte dann, "eines der Merkmale dieses gläubigen Volkes" sei "seine Unfehlbarkeit; ja, es ist unfehlbar in credendo (in credendo falli nequit, sagt LG 9 [tatsächlich ist es LG 12, Anm. d. Red.]). Unfehlbarkeit in credendo. Und ich erkläre das so: 'Wenn ihr wissen wollt, was die Heilige Mutter Kirche glaubt, geht zum Lehramt, denn es ist beauftragt, euch das zu lehren, aber wenn ihr wissen wollt, wie die Kirche glaubt, geht zum gläubigen Volk.'"

Der Papst sagte dann: "Ich erinnere mich an ein Bild: das gläubige Volk, das am Eingang der Kathedrale von Ephesus versammelt ist. Die Geschichte (oder die Legende) besagt, dass das Volk auf beiden Seiten des Weges zur Kathedrale stand, als die Bischöfe in Prozession eintraten, und im Chor wiederholten sie: 'Mutter Gottes' und baten die Hierarchie, das Dogma zu verkünden, das sie als Volk Gottes bereits besaßen. (Einige sagen, dass sie Stöcke in den Händen hielten und sie den Bischöfen zeigten.)"

"Ich weiß nicht, ob es Geschichte oder Legende ist, aber das Bild ist gültig", sagte er.

Der Heilige Vater versicherte, dass "das gläubige Volk, das heilige gläubige Volk Gottes, eine Seele hat, und weil wir von der Seele eines Volkes sprechen können, können wir von einer Hermeneutik sprechen, von einer Art, die Wirklichkeit zu sehen, von einem Gewissen. Unser gläubiges Volk ist sich seiner Würde bewusst, es tauft seine Kinder, es begräbt seine Toten".

"Die Kirche ist weiblich"

Der Papst betonte, dass "wir Mitglieder der Hierarchie aus diesem Volk stammen und den Glauben dieses Volkes erhalten haben, im Allgemeinen von unseren Müttern und Großmüttern, 'euren Müttern und Großmüttern', wie Paulus zu Timotheus sagt, ein Glaube, der im weiblichen Dialekt weitergegeben wird, wie die Mutter der Makkabäer, die 'im Dialekt' zu ihren Kindern sprach".

"Und hier möchte ich unterstreichen, dass der Glaube unter dem heiligen, gläubigen Volk Gottes im Dialekt weitergegeben wird, und zwar im Allgemeinen im weiblichen Dialekt. Nicht nur, weil die Kirche Mutter ist und gerade die Frauen sie am besten widerspiegeln (die Kirche ist weiblich), sondern weil es die Frauen sind, die zu warten wissen, die es verstehen, die Ressourcen der Kirche, des gläubigen Volkes zu entdecken, die sich über die Grenze hinaus wagen, vielleicht ängstlich, aber mutig, und die sich in der Dämmerung eines beginnenden Tages einem Grab nähern mit der Ahnung (noch nicht der Hoffnung), dass es etwas Leben geben könnte."

"Die Frau des heiligen und gläubigen Volkes Gottes ist ein Spiegelbild der Kirche. Die Kirche ist weiblich, sie ist Gattin, sie ist Mutter", betonte der Papst.

Die Gefahr des Klerikalismus in der Kirche

Der Pontifex warnte weiter: "Wenn die Geistlichen in ihrem Dienst zu weit gehen und das Volk Gottes misshandeln, entstellen sie das Gesicht der Kirche mit machohaften und diktatorischen Haltungen."

"Es ist schmerzlich, in manchen Pfarrbüros die 'Preisliste' der sakramentalen Dienste wie in einem Supermarkt zu finden", betonte er, denn "entweder ist die Kirche das gläubige Volk Gottes auf dem Weg, heilig und sündig, oder sie wird zu einem Unternehmen mit verschiedenen Dienstleistungen".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Und wenn die Seelsorger diesen zweiten Weg einschlagen, wird die Kirche zum Supermarkt des Heils und die Priester zu bloßen Angestellten eines multinationalen Unternehmens. Das ist die große Niederlage, zu der uns der Klerikalismus führt."

"Und das ist sehr traurig und skandalös (man muss nur in die kirchlichen Schneidereien in Rom gehen, um den Skandal der jungen Priester zu sehen, die Soutanen und Hüte oder Alben und Spitzengewänder anprobieren)", sagte er. "Der Klerikalismus ist eine Peitsche, er ist eine Geißel, er ist eine Form der Weltlichkeit, die das Antlitz der Braut des Herrn beschmutzt und beschädigt; er versklavt Gottes heiliges und treues Volk."

Am Ende seiner Botschaft betonte Papst Franziskus, dass "das Volk Gottes, das heilige und gläubige Volk Gottes, mit Geduld und Demut voranschreitet und die Verachtung, Misshandlung und Ausgrenzung des institutionalisierten Klerikalismus erträgt".

"Und wie selbstverständlich sprechen wir von den Kirchenfürsten oder von bischöflichen Beförderungen als Karriereaufstieg! Die Schrecken der Welt, die Weltlichkeit, die das heilige, gläubige Volk Gottes misshandelt", schloss er.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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