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Benedikts Vermächtnis: Was der Papst predigte, als er nicht mehr im Amt war

Benedikt XVI. im Jahr 2012.

In einer überraschenden Wendung zu Weihnachten ist bekannt geworden, dass eine Sammlung von über 130 privat gehaltenen Predigten von Papst Benedikt XVI. veröffentlicht wird.

Die Predigten wurden aufgezeichnet und transkribiert, ohne dass Benedikt davon wusste, berichten die „Welt am Sonntag“ und „Vatican News“.

Benedikt hielt diese Predigten in italienischer Sprache, in der intimen Atmosphäre des Klosters Mater Ecclesiae. Seine Zuhörer waren die Memores Domini, die geweihten Frauen, die als Haushälterinnen zusammen mit dem langjährigen Sekretär, Erzbischof Georg Gänswein, in dem kleinen Klostergebäude in den Vatikanischen Gärten mit Benedikt lebten.

Die Veröffentlichung der Predigten durch die „Stiftung Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.“ und dem Vatikanverlag LEV ist für 2024 geplant.
 
Pater Federico Lombardi, Präsident der „Stiftung Joseph Ratzinger - Benedikt XVI.“, hob in einem Interview mit Vatican News die Bedeutung der Texte hervor. „Diese Predigten sind ein Fenster in die Seele von Benedikt XVI. und bieten uns einen tiefen Einblick in seine spirituelle Sichtweise“, so Lombardi. Er betonte, dass die Sammlung nicht nur theologisch wertvoll, sondern auch ein Zeugnis des bleibenden Vermächtnisses des Papstes aus Bayern ist. 

Aufruf der Offenheit zu Gott

In einer bewegenden Predigt am vierten Adventssonntag in der Privatkapelle des Klosters Mater Ecclesiae sprach der emeritierte Papst Benedikt XVI. im Jahr 2013 über die Figur des Heiligen Josef und die Bedeutung des Gesetzes und der Liebe im christlichen Glauben.

Die Welt am Sonntag veröffentlichte diese Predigt in ihrer aktuellen Ausgabe.

Benedikt XVI. betonte darin, dass Josef im Neuen Testament als „ein Gerechter“ bezeichnet wird, was die höchste Auszeichnung eines Menschen ist, der gemäß der Heiligen Schrift lebt. Dieser Gerechtigkeitsbegriff unterscheidet sich jedoch wesentlich von dem des Alten Testaments, wie Benedikt erklärt: „Die wesentliche Haltung eines Christen besteht in der Begegnung mit Jesus, in der Begegnung mit dem Wort Gottes, das Person ist.“

Der emeritierte Papst führte weiter aus, dass das Gesetz im Alten Testament hauptsächlich als „Tora“ erscheint: Als ein Weg, der den Menschen formt und ihn auf die Begegnung mit Christus vorbereitet. Für Josef bedeutet das Gesetz nicht nur Gehorsam, sondern entfaltet sich als Wort der Liebe. „Das Gesetz als Ganzes erweist sich letztlich als nichts anderes als Liebe“, sagte Benedikt XVI.

Ein zentrales Thema der Predigt war die Gefahr, das Wort Gottes lediglich als Ansammlung von Vorschriften zu sehen. Dies könne zu einer unpersönlichen, reinen Erledigung führen, bei der der Mensch verhärtet und verbittert. Die Verheißung liege jedoch darin, das Gesetz als Ausdruck des Willens Gottes zu verstehen.

Benedikt XVI. illustrierte dies anhand der Geschichte von Josef und Maria: Josef, konfrontiert mit Marias Schwangerschaft, entscheidet sich für einen Weg der Gerechtigkeit in Liebe, indem er Maria nicht öffentlich anklagt, sondern ihr einen privaten Scheidebrief ausstellt.

Die Predigt endete mit einem Aufruf zur Offenheit für Gott, zur Fähigkeit, Gottes Stimme zu erkennen und im Alltag nach Gottes Willen zu leben. „Herr, hilf uns, offen für dich zu sein, dein Antlitz immer besser zu erkennen, dich zu lieben, in den Normen die Liebe zu entdecken, verwurzelt zu sein in der Liebe“, betete Benedikt XVI.

Der emeritierte Papst erinnerte daran, dass der wahre Advent darin besteht, „aus der reinen Norm herauszutreten, hin zu einer Begegnung in Liebe“, und damit die Bewegung vom Alten zum Neuen Testament symbolisiert. Die Predigt Benedikts XVI. bietet eine tiefe Einsicht in die christliche Theologie und die Bedeutung des Heiligen Josef im Advent.

Gedenken zum Jahrestag

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Am ersten Jahrestag des Todes am kommenden Silvestertag „ist in der Früh im Petersdom eine Gedenkmesse zum Jahrestag, der ich vorstehen werde“: Das hat Erzbischof Georg Gänswein kurz vor Weihnachten angekündigt.  
 
„Anschließend wird es eine Statio am Grab von Papst Benedikt XVI. geben. Den Tag werde ich mit Freunden im Gedenken an den verstorbenen Papst verbringen. Dabei werden sicher viele Erinnerungen aufleben, die in den vergangenen Jahren mein Leben bewegt haben.“
 
Das unerwartete Geschenk der bislang unbekannten Predigten eröffnet neue Perspektiven auf Benedikts bleibendes theologisches Schaffen — in einer Zeit, in der die katholische Kirche nach seinem Tod durch theologische Untiefen steuert.

 

 

 
 
 

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