Altötting, 18 Juli, 2024 / 8:00 AM
Als am 19. April 2005 endlich weißer Rauch aufstieg und die Welt in Erwartung des neuen Papstes gespannt den Atem anhielt, hätte Schwester Christine Felder FSO beinahe gar nicht mitbekommen, dass ihr Chef zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt worden war. Die Ordensfrau von der geistlichen Familie „Das Werk“ saß gerade vor dem Fernseher, als in dem Moment, in dem der Kardinalprotodiakon Jorge Arturo Medina nach dem ikonischen „Habemus Papam“ gerade den Namen des neuen Papstes verkünden wollte und gerade bei „Iosephum…“ angelangt war, plötzlich im ganzen Haus der Strom ausfiel.
„Ich habe den Nachnamen nicht gehört“, so Schwester Christine, „dann bin ich gerannt, um das Radio aufzudrehen. Bis ich das organisiert hatte, hatte ich schon einen Anruf von einer alten Dame in Vorarlberg. Die hat gesagt: ‚Stellen Sie sich vor, Ratzenböck ist Papst geworden‘ … Das war damals in Vorarlberg ein kleiner Politiker [Joseph Ratzenböck, Anm. d. Red.] und sie hat den Namen verwechselt. Und dann war es mir klar: Es ist Joseph Ratzinger.“
Ab 1988 arbeitete Schwester Christine Felder für den damaligen Kardinal Joseph Ratzinger in Rom. Aus dem Dienstverhältnis wurde eine Freundschaft, die bis zum Tod des emeritierten Papstes am Silvestermorgen des Jahres 2022 andauerte. Wenn sie ihm eines Tages im Himmel wiederbegegnet, werde sie sich „bedanken für die Nähe, die ich heute noch von ihm erfahre, obwohl er meines Erachtens das ewige Ziel schon erreicht hat und ich auch seine Begleitung weiterhin erfahre“, verriet die Ordensfrau am vergangenen Wochenende im Interview mit EWTN News (hier zum kompletten Interview).
Die frühere Haushaltshilfe Ratzingers arbeitet mittlerweile bei „Missio Österreich“ und ist als Teilnehmerin zum „Benedikt XVI. Forum“ gekommen, das vom 10. bis 14. Juli im bayerischen Marienwallfahrtsort Altötting stattfand (CNA Deutsch berichtete).
Nach der Papstwahl
An die Zeit in Rom an der Seite Ratzingers denkt sie gerne zurück. „Ich war bei ihm, als er zehn Jahre Präfekt der Glaubenskongregation war“, erzählt sie im EWTN-Interview. „Ich dachte mir, dieses Jubiläum muss man irgendwie unterstreichen, es ist doch was Besonderes. Und ich habe ein kleines Dessert vorbereitet mit der Zahl Zehn darauf. Er kam heim – und er mochte Süßes sehr gerne –, und er sieht das Dessert mit der Zehn darauf und dann sagt er: ‚Schwester Christine, das ist kein Grund zu feiern!‘ Und das ist mir sehr nahegegangen, weil er sich wirklich gesehnt hatte, sich seinen Büchern und der Theologie ohne die vielen äußeren Belastungen widmen zu können.“
Daraus jedoch wurde bekanntlich nichts. Vier Tage, nachdem Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde, bat der Pontifex Schwester Christine, sich künftig um seinen älteren Bruder Georg zu kümmern. „Georg war der etwas derbere Bayer im Vergleich zu seinem Bruder Joseph, der die edelste Ausfaltung des Bayerischen war“, erinnerte sich die Ordensfrau schmunzelnd. „Das Besondere daran war: Sie haben sich wirklich innig geliebt. Also ich kenne keine Brüder, die bis ins hohe Alter eine solche gegenseitige Wertschätzung hatten.“ Als Georg Ratzinger bereits schwer krank war, ließ es sich der emeritierte Papst nicht nehmen, ihn im fernen Regensburg zu besuchen. Auch davon berichtete die Schwester.
Auch nach dem Rücktritt Benedikts ist Schwester Christine in seiner Nähe geblieben. „Nein, verbittert und enttäuscht war er in keiner Weise, das habe ich bei ihm nie erlebt“, sagte sie. Der historische Rücktritt als Papst sei eine Entscheidung gewesen, die Benedikt „vor Gott getroffen hat und mit der er vor Gott auch, glaube ich, immer in Frieden geblieben ist“.
Das Interview erschien zuerst auf dem Youtube-Kanal von EWTN Deutschland.
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