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So steht es um die „queere Pastoral“ in den deutschen Bistümern

Regenbogen-Flagge der LGBT-Bewegung

Bei der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) im Februar 2024 in Augsburg wurde der Essener Weihbischof Ludger Schepers zum Beauftragten „für die queere Pastoral“ ernannt. Wie sieht es diesbezüglich in den 27 deutschen Diözesen aus? Wo gibt es Beauftragte für „queere Pastoral“ auf Bistumsebene? CNA Deutsch hat nachgefragt.

Im Bistum Aachen „gab es über viele Jahre einen Bischöflichen Beauftragten für die Pastoral mit homosexuellen Menschen. Derzeit wird an einem neuen Konzept gearbeitet, um den Blick auf queere Menschen zu weiten“, teilte die bischöfliche Pressestelle des Bistums Aachen auf Anfrage mit.

Das Bistum Augsburg hat seit September 2023 eine halbe (Plan-)Stelle für queersensible Pastoral eingerichtet. Sie ist dem Seelsorgeamt zugeordnet. Laut Internetseite des Bistums ist Andreas Ihm der Leiter.

Das Erzbistum Bamberg berichtete auf Anfrage: „Wir betreiben grundsätzlich Seelsorge für alle Menschen. Aufgrund der sinkenden Seelsorgerzahlen muss überlegt werden, wie die Seelsorge für besondere berufliche, soziale und gesellschaftliche Gruppen künftig organisiert werden soll. Im Seelsorgeamt ist geplant, die bisherige Männer- und Frauenseelsorge weiterzuentwickeln zu einer geschlechtersensiblen Seelsorge, die auch die Seelsorge für queere Menschen umfasst.“

Das Erzbistum Berlin hat Ansprechpersonen für eine queersensible Seelsorge auf seiner Internetseite veröffentlicht. Dort finden Interessenten insgesamt 19 Ansprechpersonen auf Pfarrebene, davon 14 in Berlin, vier in Brandenburg und eine in Vorpommern.

Im Bistum Dresden war die Pressestelle bis zum Redaktionsschluss nicht besetzt. Auf der Webseite des Bistums sind zwei Ansprechpersonen für die queere Pastoral zu finden.

Das Bistum Eichstätt hat ein anderes Konzept: „Grundsätzlich richtet sich die Seelsorge im Bistum Eichstätt an alle Menschen egal welchen Geschlechts oder welcher Orientierung. Aktuell gibt es keine Planung, eine extra Stelle für Queere Pastoral anzubieten.“

Im Bistum Erfurt gibt es einen Ansprechpartner für die queersensible Pastoral. Er wird durch eine Gruppe von zehn Mitarbeitern unterstützt, die im gesamten Bistum verteilt Ansprechpersonen für queere Menschen sind bzw. für Menschen, welche die Thematik betreffende Fragen haben. Diese Gruppe organisiert außerdem Weiterbildungsveranstaltungen für pastorale Mitarbeiter und Engagierte in Pfarreien und Verbänden.

Das Bistum Essen hat keine Person eigens mit der Förderung der Queer-Pastoral beauftragt. Allerdings ist zum Internationalen Tag „gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit“ im Jahr 2023 im Bistum Essen ein neues Netzwerk an den Start gegangen, das die Interessen und Perspektiven queerer Menschen in der katholischen Kirche bündeln möchte und sich zugleich für eine größere Offenheit und Vielfalt einsetzt. Darüber berichtet die Internetseite des Ruhrbistums. „Katholische Menschen aus der queeren Community, Mitglieder der bundesweiten Initiative ‚OutInChurch‘, aus Jugendverbänden und dem Diözesanrat, Seelsorgende, Fachleute aus Caritas und Bildungsarbeit sowie Menschen, die auf dem Gebiet der Theologie tätig sind, haben sich in diesem Netzwerk zusammengeschlossen.“ Auf der Webseite werden auch zwei Ansprechpersonen des Bistums mit Kontaktdaten genannt.

Das Konzept im Erzbistum Freiburg ähnelt dem Eichstätter Modell: „In der Erzdiözese Freiburg sind Christinnen und Christen für alle Menschen da, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrem sozialen Stand oder ihrer aktuellen Lebenssituation. Deshalb betrachten wir Seelsorge immer als Querschnittsaufgabe, auch in den genannten Bereichen. Eine detaillierte Aufschlüsselung ist deshalb weder möglich noch sinnvoll.“

Die diözesanen Pressestellen in Fulda und Görlitz haben nicht auf die Anfrage von CNA Deutsch geantwortet.

Im Erzbistum Hamburg gibt es eine Referentenstelle (Planstelle mit einem Umfang von 50 Prozent) für queersensible Pastoral. „Schwerpunkt der Arbeit ist, eine Sensibilität für die Anliegen queerer Menschen zu entwickeln, seelsorgerliche Formate umzusetzen, eine zentrale Ansprechstelle innerhalb des Bistums zu bieten und die theologische Aufarbeitung kirchlicher Traditionen in diesem Zusammenhang zu reflektieren. Außerdem soll ein Netzwerk mit hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und geistlichen Begleiterinnen und Begleitern geschaffen werden.“

Das Bistum Hildesheim hatte bisher einen Beauftragten für das seelsorgliche Gespräch mit Homosexuellen und Menschen anderer sexueller Orientierung, deren Angehörigen sowie queeren Mitarbeitern im kirchlichen Dienst. „Da der Kollege nun in den Ruhestand geht, werden zum 1. September 2024 drei pastorale Mitarbeitende neben weiteren Tätigkeiten als Ansprechpersonen für queersensible Seelsorge wirken. Ihre Aufgabe umfasst zum einen die seelsorgliche Begleitung von queeren Menschen. Zum anderen stehen die Ansprechpersonen auch den Gemeinden und Einrichtungen des Bistums zur Verfügung, um über Fragen der queersensiblen Seelsorge Auskunft zu geben.“

Im Erzbistum Köln „gibt es seit über 20 Jahren eine/n Beauftragte/n für LSBTI*-Pastoral (früher Homosexuellenpastoral) im Erzbistum Köln“, so die Pressestelle.

Im Bistum Limburg gibt es zwei Beauftragte für die Förderung der Queer-Pastoral, aber keine eigenen Planstellen, sondern als Arbeitsbereich im Bereich „Pastoral und Bildung“.

Im Bistum Magdeburg ernannte Bischof Gerhard Feige am 18. Februar 2022 den Priester Christoph Kunz zum Bistumsbeauftragten für LSBTI*-Pastoral. Die bischöfliche Pressestelle berichtet außerdem: „Darin enthalten ist die Teilnahme an den Bundeskonferenzen der Beauftragten für LSBTI*-Pastoral, die Kommunikation wichtiger Entwicklungen zu den Ansprechpartner*innen im Bistum und zum Fachbereich Pastoral und Ansprechpartner sein zum Thema für den Bischof, die Bistumsleitung und die Verantwortlichen im Bistum. Es gibt im Bistum Magdeburg insgesamt sechs Seelsorger*innen als Ansprechpartner*innen für Queer-Pastoral, und sie treffen sich dreimal im Jahr für gemeinsame Absprachen.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat zum 1. April 2022 für das Bistum Mainz zwei Beauftragte für die queersensible Pastoral ernannt. Darüber wurde auf der Internetseite der Diözese berichtet.

Die Pressestelle im Erzbistum München und Freising antwortete nicht auf die Anfrage von CNA Deutsch. Auf der Webseite der Erzdiözese wird auf der „Seite der Regenbogenpastoral“ eine Projektverantwortliche genannt: Ruth Huber. Weiter heißt es dort: „Seit einigen Jahren schon geht die Erzdiözese München und Freising Schritte zu einer regenbogenfreundlichen Pastoral. Sie hat dazu ein Projekt auf den Weg gebracht, das in der Kirche Anknüpfungspunkte und Raum für das Miteinander mit queeren Menschen sucht.“ Laut Pressebericht über das Projekt Regenbogenpastoral, der dort verlinkt ist, besteht eines der Ziele darin, das Thema „queere Kirche“ in die Pfarreien und die kirchlichen Einrichtungen zu tragen. Das Kreisbildungswerk (KBW) Freising wurde dafür ausgesucht, um als Pilotstandort mit einigen Veranstaltungen vorzufühlen, wo der Bedarf sein könnte.

Im Bistum Münster ist die Pastoralreferentin Iris Horstmann mit einem Stellenumfang von 30 Prozent seit März 2021 als Referentin für Diversität tätig.

Das Bistum Osnabrück plant im Forum am Dom in Osnabrück ab Sommer ein regelmäßiges offenes Beratungsangebot. „Wir behalten auch die Menschen im Blick, die sich als queer verstehen, und bieten ihnen von Seiten des Seelsorgeamtes Aufmerksamkeit und Willkommen.“ Auf der Webseite des Bistums wird über den „Arbeitskreis kreuz und queer im Bistum Osnabrück“ berichtet. „Er ist eine Anlaufstelle für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle und queere Menschen und deren Angehörige, sowie für alle Menschen, die mehr über die Vielfalt sexueller Identität erfahren wollen. Schulen, Kirchengemeinden, Gremien, Verbände und andere Gruppen können hier Referent*innen zum Thema finden“, heißt es dort. Elf Ansprechpersonen mit Kontaktdaten werden aufgeführt. Zudem werden Segensfeiern für Paare in allen Konstellationen angeboten. „Das können beispielsweise gleichgeschlechtlich Liebende sein oder geschieden wiederverheiratete Paare, die in einer neuen Partnerschaft einen neuen Anfang wagen. Es können aber auch Paare sein, die sich für das Sakrament der Ehe noch nicht bereit sehen oder bei denen nur ein*e Partner*in gläubig ist“, heißt es dort.

Im Erzbistum Paderborn ist die queersensible Pastoral im Bereich Pastorale Dienste angesiedelt. Dort gibt es mit Anja Fecke eine pädagogische Mitarbeiterin für queersensible Pastoral. Die Planstelle hat einen Umfang von 50 Prozent. Auf der Internetseite berichtet das Erzbistum außerdem, im Januar 2022 habe der diözesane Arbeitskreis Queersensible Pastoral im Bereich Pastorale Dienste des Generalvikariats seine Arbeit aufgenommen. Zu den Aufgaben gehöre „die Sichtbarmachung queerer Menschen und Themen, ihrer Lebenssituationen und Erfahrungen, um eine menschenzugewandte Pastoral zu verwirklichen und Räume des Angenommen- und Willkommen-Seins zu eröffnen“.

Seit 2022 hat das Bistum Passau die Seelsorgestelle für queere Menschen und deren Angehörige eingerichtet. Der Stellenumfang liegt bei 14 Stunden.

Das Bistum Regensburg unterstreicht mit Papst Franziskus und den Teilnehmern an der Familiensynode von 2015 (Amoris Laetitia 250), „dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in seiner Würde geachtet und mit Respekt aufgenommen werden soll und sorgsam zu vermeiden ist, ihn ‚in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen‘“. Von Beauftragungen oder Planstellen ist in der Antwort der bischöflichen Pressestelle nicht die Rede.

Das Bistum Rottenburg-Stuttgart möchte transsexuelle Menschen aus pastoraler und ethischer Sicht unterstützen. Im Rahmen eines einjährigen Modellprojekts wurde dazu die Theologin und promovierte Sozialethikerin Ursula Wollasch als unabhängige Ansprechpartnerin beauftragt für „transsexuelle Menschen und für alle, die sich der Queer-Community zugehörig fühlen“. Dies geht aus einer Mitteilung auf der Webseite der Diözese hervor.

Im Bistum Speyer gibt es eine Planstelle für die queere Pastoral. Diese teilen sich die Referentin der Frauenseelsorge und der Referent der Männerseelsorge. Auf der Internetseite heißt es über das Anliegen, „dass alle Menschen sich unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung und ihrer geschlechtlichen Identität in der Kirche willkommen und wertgeschätzt fühlen können“. Man setze sich etwa aktiv dafür ein, dass die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt von Menschen anerkannt wird. Die Seelsorge für LSBTI*-Menschen solle konstant ausgebaut werden und den ihr gebührenden Platz im kirchlichen Leben erhalten.

Im Bistum Trier sind Ulrike Laux und Aloys Perling (je zehn Prozent Stellenanteil) derzeit als Beauftragte für die Förderung der queersensiblen Pastoral tätig. Sie leiten den Arbeitskreis „Queer im Bistum Trier“. Ab dem 1. September wird es zusätzlich eine Stelle mit 50 Prozent für queersensible Pastoral geben, die von dem theologischen Referenten Andreas Diegler besetzt wird. Der Arbeitskreis hat sich bereits zweimal am Trierer Christopher-Street-Day beteiligt.

Die Arbeitsgruppe „Queersensible Pastoral – LGBTIQ+ im Bistum Würzburg“, die von Bischof Franz Jung 2021 beauftragt wurde, versteht sich als eine Informations- und Anlaufstelle. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem, einen wertschätzenden Blick auf alle Beziehungen zu fördern, ein Bewusstsein zu schaffen für diskriminierende Strukturen und herabwürdigendes Verhalten gegenüber LGBTIQ+-Personen aufzudecken, ebenso eine gendersensible Sprache zu fordern und zu fördern. Auf der Webseite des Bistums werden neun Ansprechpersonen vorgestellt.

UPDATE, 27. August 2024, 5:33 Uhr: Den Planstellen der Bistümer stehen statistisch im Jahr 2024 genau 9.228 staatliche „Ehen“ zwischen gleichgeschlechtlichen Personen gegenüber, betroffen sind also etwas weniger als 20.000 Personen. Im Jahr 2022 waren es 10.043 „Ehen“, 2021 nur 8.710 und 2020 exakt 9.939. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 waren die Werte mit je 11.147, 21.757 und 14.021 deutlich höher. Traditionelle Ehen zwischen einem Mann und einer Frau werden pro Jahr in Deutschland gewöhnlich mehr als 350.000 geschlossen.

Am morgigen Dienstag erscheint ein zweiter Teil zur sogenannten queeren Pastoral in den deutschen Bistümern, mit einem Schwerpunkt auf die Darstellung dieses Bereichs auf den Internetseiten. Ein dritter Teil wird sich am Mittwoch mit dem Engagement der Bistümer für den Lebensschutz befassen.

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