Vatikanstadt, 28 Oktober, 2024 / 9:00 AM
Am Samstag hat Papst Franziskus die beispiellose Entscheidung getroffen, das Abschlussdokument der Weltsynode zur Synodalität als verbindliche Lehre der Kirche zu akzeptieren.
Der 52-seitige Text enthält eine theologische Reflexion über das Wesen der Synodalität, von der es heißt, dass sie die Erfüllung der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils ist, sowie Vorschläge, wie die Synodalität auf Beziehungen, Strukturen und Prozesse innerhalb der katholischen Kirche angewendet werden kann. Ziel ist es, die Kirche in der Evangelisierung effektiver zu machen, indem sie partizipativer und integrativer wird.
Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Abschlussdokument der Weltsynode zur Synodalität:
1. Wie hat Papst Franziskus dieses Dokument zu einem amtlichen Dokument gemacht?
Papst Franziskus hat das Schlussdokument unmittelbar nach der Abstimmung der Synodenmitglieder genehmigt. Nach seinen Reformen aus dem Jahr 2018 gilt der Schlusstext der Weltsynode daher als Teil seines ordentlichen Lehramts.
Diese Entscheidung stellt einen Bruch mit der bisherigen Praxis dar, wonach der Papst das Schlussdokument einer Synode in der Regel als Grundlage für den Entwurf einer eigenen apostolischen Exhortation zum Thema verwendet (man denke an Amoris Laetitia nach der Synode über die Familie 2015). Die Tatsache, dass ein Synodengremium, das zu 27 Prozent aus Nicht-Bischöfen bestand, einen lehramtlichen Text verfasst hat, wird Theologen und Kanonisten sicherlich viel zu reden geben.
2. Wie verhält sich das Dokument zum Zweiten Vatikanum?
In dem Dokument heißt es, die Weltsynode sei das Ergebnis der „Umsetzung dessen, was das Konzil über die Kirche als Mysterium und die Kirche als Volk Gottes gelehrt hat“.
Daher, so heißt es in dem Dokument, stelle der synodale Prozess „einen weiteren authentischen Akt der Rezeption“ des Zweiten Vatikanischen Konzils dar, „der dessen prophetische Kraft für die Welt von heute neu belebt“.
3. Was sagt der Abschlussbericht über die Rolle der Frauen in der Kirche (einschließlich weiblicher Diakone)?
Im Abschlusstext heißt es, dass Frauen „weiterhin auf Hindernisse stoßen“, wenn sie ihre „Charismen, Berufungen und Rollen“ in der Kirche ausleben wollen.
Die Synode fordert, dass Frauen in jede Rolle aufgenommen werden, die derzeit nach dem Kirchenrecht zulässig ist, einschließlich der Leitungsfunktionen in der Kirche.
In Bezug auf die Frage des Zugangs von Frauen zum Amt des Diakons heißt es in dem Text, dass die Frage „offen bleibt“ und „die Unterscheidung fortgesetzt werden“ müsse. Eine separate vatikanische Studiengruppe befasst sich derzeit mit diesem Thema und wird voraussichtlich im Juni 2025 ihren Abschlussbericht vorlegen.
4. Was sagt der Text über „Dezentralisierung“?
Das Dokument fordert, dass die Bischofskonferenzen eine größere Rolle bei der Inkulturation des Glaubens in ihrem lokalen Kontext spielen sollen, und bittet um eine Klärung des gegenwärtigen Grades ihrer lehrmäßigen Autorität. Es wird jedoch betont, dass die Bischofskonferenzen die Autorität eines Ortsbischofs nicht außer Kraft setzen und „weder die Einheit noch die Katholizität der Kirche gefährden“ können.
Das Dokument fordert außerdem mehr Vollversammlungen und Provinzkonzilien und eine schnellere Annahme der Schlussfolgerungen dieser Gremien durch den Vatikan.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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5. Erwähnt der Text die Einbeziehung von Personen aus dem LGBT-Bereich?
Der Text verurteilt zwar den Ausschluss von Menschen aufgrund ihrer „Ehesituation, Identität oder Sexualität“, verwendet aber nicht den Begriff „LGBT“ oder „LGBTQ“.
6. Was sagt das Schlussdokument über Veränderungen in der kirchlichen Entscheidungsfindung?
Das Schlussdokument ruft zu einer „synodalen“ Reform des Kirchenrechts auf, einschließlich der Abschaffung der Formel, dass beratende Gremien „lediglich eine beratende“ Stimme haben. Es fordert eine stärkere Beteiligung von Laien an „Entscheidungsprozessen“, und zwar durch neue synodale Strukturen und Institutionen.
Die kirchlichen Autoritäten, so heißt es in dem Dokument, dürfen die von beratenden, partizipativen Gremien erzielten Schlussfolgerungen nicht ignorieren.
7. Was sagt das Dokument über den „sensus fidei“?
Das Dokument beschreibt den „sensus fidei“ als den durch die Taufe empfangenen „Instinkt für die Wahrheit des Evangeliums“. Es stellt auch fest, das Volk Gottes könne nicht irren, „wenn es in Fragen des Glaubens und der Moral allgemeine Übereinstimmung zeigt“.
Interessanterweise enthält das Schlussdokument keine zusätzliche Formulierung über die Notwendigkeit einer „authentischen Jüngerschaft“, um den „sensus fidei“ reif auszuüben, die im Synthesedokument des letzten Jahres enthalten war und in einem wichtigen vatikanischen Dokument zu diesem Thema zu finden ist.
8. Inwiefern könnte sich die Kirche nach der Weltsynode zur Synodalität konkret verändern?
Je nachdem, wie es umgesetzt wird, könnte das Schlussdokument der Synode konkrete Auswirkungen auf Bereiche haben von der Auswahl der Bischöfe bis hin zur Art und Weise, wie Leitungsentscheidungen in den Pfarreien, Diözesen und im Vatikan getroffen werden, wobei ein größeres Gewicht auf eine umfassende Konsultation gelegt wird. Es könnten auch neue synodale Gremien geschaffen werden, wie kontinentale Versammlungen und ein Rat der katholischen Führer des Ostens, die den Papst beraten.
9. Welche Absätze erhielten den meisten Widerstand?
Über 27 Prozent der Delegierten stimmten dagegen, die Möglichkeit von weiblichen Diakonen weiter zu prüfen.
13 Prozent stimmten gegen den Absatz, in dem die Bedeutung der Bischofskonferenzen betont wird und der einen Bischof an die Entscheidungen seiner Konferenz zu binden scheint.
Zwölf Prozent stimmten gegen die Einsetzung einer Studiengruppe, die sich mit der Frage befassen soll, wie liturgische Feiern „stärker zum Ausdruck der Synodalität“ gebracht werden können, was eine Anspielung auf die Laienpredigt während der Liturgie sein könnte.
Und elf Prozent der Delegierten sprachen sich gegen den Vorschlag aus, das Kirchenrecht „aus synodaler Sicht“ zu überarbeiten.
10. Was also bedeutet Synodalität?
Das Schlussdokument beschreibt die Synodalität als „einen Weg der geistlichen Erneuerung und der strukturellen Reform, der die Kirche befähigt, partizipatorischer und missionarischer zu sein, so dass sie mit jedem Mann und jeder Frau gehen und das Licht Christi ausstrahlen kann“.
Das Modell der Synodalität, so heißt es in dem Dokument, ist Maria, weil sie „zuhört, betet, meditiert, dialogisiert, begleitet, unterscheidet, entscheidet und handelt“.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.
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