Jerusalem, 08 Mai, 2018 / 9:23 AM
Vertreter christlicher Kirchen verteidigen die Notwendigkeit einer christlichen Präsenz in der Altstadt Jerusalems angesichts Berichten über zunehmenden Vandalismus, Beschimpfungen, und aggressiven Grundstückskäufen durch jüdische Siedler.
"Die Kirche wird heute massiv bedroht durch bestimmte Siedler-Gruppen. Die Siedler versuchen hartnäckig, die Präsenz der christlichen Gemeinde in Jerusalem zu erodieren", sagte der griechisch orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III, in einem Interview mit der Zeitung "the Guardian".
"Diese radikalen Siedler-Gruppen sind hoch organisiert. In den vergangenen Jahren sind wir Zeuge der Schändung und Zerstörung einer bisher nie dagewesenen Zahl von Kirchen und Heiligenstedten geworden, und erhalten immer mehr Berichte von Priestern und Gläubigen vor Ort, die angegriffen und beschimpft wurden", fuhr der Patriarch fort.
Katholische Institutionen und Gläubige sind auch Opfer solcher Angriffe, so der Priester David Neuhaus, Der dem Päpstlichen Biblischen Institut angehört.
"Was Patriarch Theophilos beschreibt ist richtig, insofern kirchliches Eigentum und einzelne Christen angegriffen worden sind", sagte Pater Neuhaus gegenüber CNA.
"Die Angreifer unterscheiden nicht zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen", erklärte Pater Neuhaus weiter. So seien oft auch katholische Einrichtungen und Gläubige Opfer dieser Angriffe Punkt
Die meisten Christen in Israel sind Araber und gehören entweder der griechisch-katholischen Kirche an, der griechisch-orthodoxen, oder der römisch-katholischen Kirche.
Die deutschsprachige Benediktinerabtei Dormitio wurde in den vergangenen Jahren fünfmal mit anti-christlichem Graffiti in hebräischer Sprache beschmiert.
im September 2017 zerschmetterten Angreifer Kirchenfenster und zerstörten eine Statue der Muttergottes in der Stephanskirche in Beit Jamal, einem Salesianer-Kloster im Westen von Jerusalem.
Der Orden vom Heiligen Grab hat vor kurzem eine Spende bewilligt für einen Zaun um eine ebenfalls geschändete Kirche in Nazareth. Dieser soll weitere Angriffe unterbinden helfen.
Für Pater Neuhaus ist es wichtig daran zu erinnern, dass "diese Angriffe auch gegen Muslime verübt werden", und "viel mehr Moscheen als Kirchen angegriffen werden". Die Gewalt der Siedler richte sich gegen alle Nichtjuden.
"Die Frage der Siedler und damit verbundener Gewalt ist ein wichtiges Phänomen in der israelischen Gesellschaft und betrifft Christen und Muslime sehr tief", sagte der US-amerikanische Priester.
Der Direktor von "In Defence of Christians", Philippe Nassif, sagte gegenüber CNA, dass er besorgt sei über extremistische Angriffe "von allen Seiten".
"Es ist wichtig, dass Christen sich frei fühlen, ihren Glauben auszuüben, zu arbeiten, und in Israel ohne Angst vor Gewalt durch eine Handvoll Extremisten, und wir bitten die israelische Regierung dringend, die Straftäter solcher Verbrechen auch vor Gericht zu bringen und wirklich zu bestrafen", so Nassif weiter.
Auch das Lateinische Patriarchat von Jerusalem hat vergangene Woche die Bedeutung der christlichen Gemeinschaft in Jerusalem betont.
"Die Identität Jerusalems wäre ohne eine lebendige und sichtbare christliche Präsenz nicht vollständig. Die Heiligen Stätten und die Anwesenheit vieler Pilger sind nicht genug, um den christlichen Charakter der Stadt zu bekräftigen: Ohne die Anwesenheit einer lebendigen und aktiven Gemeinde kann es keine Kirche geben ", schrieb Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Apostolischer Administrator des Patriarchats, in einem Brief an die Lateinische Gemeinde in Jerusalem am 3. Mai.
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Erzbischof Pizzaballa sagte, die Kirche erwäge, in Jerusalem eine zweite Pfarrei zu gründen, um die christliche Präsenz zu stärken.
"Es ist daher eine Priorität und grundlegend für uns alle, unsere Präsenz in Jerusalem nicht nur zu bewahren, sondern vielmehr zu stärken und den christlichen Charakter der Heiligen Stadt zu bewahren", schrieb der Erzbischof.
Am 14. Mai werden die Vereinigten Staaten ihre neue Botschaft in Jerusalem eröffnen und die USA zum ersten Land machen, das Jerusalem seit der Gründung des Staates im Jahr 1948 als Hauptstadt Israels anerkennt.
Nachdem Präsident Donald Trump im Dezember vergangenen Jahres diesen Schritt angekündigt hatte, drückte Papst Franziskus seine "tiefe Besorgnis" aus und appellierte an die internationale Gemeinschaft, sicherzustellen, dass "sich jeder gemäß den einschlägigen Resolutionen der UN dazu verpflichtet, den Status quo der Stadt zu respektieren."
Papst Franziskus drängte darauf auch im Oktober 2017 bei seinem Treffen mit Theophilos III. – dabei sprachen die Oberhäupter auch über die Sorge des Patriarchen um die christliche Gemeinschaft angesichts der Aggression jüdischer Siedler.
Der Papst sagte: "Jede Art von Gewalt, Diskriminierung oder Intoleranz gegenüber jüdischen, christlichen und muslimischen Anbetern oder Orten der Anbetung muss entschieden abgelehnt werden. Die Heilige Stadt, deren Status Quo verteidigt und bewahrt werden muss, sollte ein Ort sein, an dem alle friedlich zusammenleben können; Sonst wird die endlose Spirale des Leidens für alle weitergehen. "
Übersetzt aus dem englischen Original.
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