Buenos Aires, 21 Januar, 2019 / 7:00 AM
In einem Exklusivbericht der "Associated Press" behauptet der ehemalige Generalvikar des argentinischen Bischofs Gustavo Oscar Zanchetta, der Vatikan sei bereits 2015 über Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens Zanchettas informiert worden
Diese Aussage widerspricht den bisherigen Angaben des Vatikans.
Vor wenigen Wochen teilte der Heilige Stuhl mit, man habe erst seit wenigen Monaten Kenntnis von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs gegen Zanchetta gehabt.
Bischof Zanchetta trat am 1. August 2017 als Bischof von Orán (Argentinien) zurück, nach einer Amtszeit von etwas mehr als vier Jahren.
Zu diesem Zeitpunkt wurden, wie CNA Deutsch berichtete, als Begründung Gesundheitsprobleme und Schwierigkeiten im Umgang mit seinem Klerus angeführt. Unter "mysteriösen Umständen" - ohne auch nur eine Abschiedsmesse zu feiern - sei Zanchetta plötzlich abgetaucht, so Medienberichte.
Etwa vier Monate später tauchte er wieder auf: Papst Franziskus ernannte ihn im Dezember 2017 zum "Assessor" - einem neuen Posten - bei der Güterverwaltung des Vatikans (APSA).
Am 3. Januar 2019 teilte der Vatikan mit, man habe vor wenigen Monaten, im Herbst 2018, von Vorwürfen gegen Zanchetta wegen mutmaßlichen sexuellen Fehlverhaltens erfahren. Im Fall werde ermittelt.
Alessandro Gisotti, kommissarischer Pressesprecher des Heiligen Stuhls, sagte am 3. Januar, dass es zum Zeitpunkt seines Rücktritts gegen Zanchetta Vorwürfe autoritären Verhaltens gegeben habe, aber keine Vorwürfe sexuellen Missbrauchs; "die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs wurden in diesem Herbst erhoben", so Gisotti.
Genau diesen Angaben widerspricht jedoch, laut dem Bericht der "AP", der ehemalige Generalvikar, Juan Jose Manzano.
Der Vatikan sei nicht nur zweimal informiert worden, nämlich bereits 2015 wie auch 2017, so Manzano. Er - und andere Mitarbeiter der Diözese - hätten im Jahr 2015 dem Vatikan belastendes Material zukommen lassen, darunter nackte "Selfies" und andere anstößige Bilder vom Handy des Bischofs, zusammen mit den Beschwerden wegen obszönen Verhaltens.
Die im Jahr 2015 eingereichte Beschwerde gegen Zanchetta wurde nicht formal als offizielle kirchenrechtliche Klage eingereicht, stellte Manzano fest.
"Es war ein Alarmsignal, das wir über einige befreundete Bischöfe an den Heiligen Stuhl geschickt haben. Die Nuntiatur intervenierte nicht direkt, aber der Heilige Vater bestellte Zanchetta zu sich, und dieser rechtfertigte sich damit, dass er sagte, dass sein Handy gehackt worden sei und dass es Leute gäbe, die dem Images des Papstes schaden wollten."
Manzano sagte, dass sich das Verhalten von Zanchetta nach seiner Einbestellung in den Vatikan eine Zeit lang zu verbessern schien. Aber dann habe sich das Verhalten des Bischofs verschlechtert. Zanchetta habe das Seminar "zu ungewohnter Stunde" besucht, sich mit Seminaristen betrunken und sei oft allein mit ihnen verreist, ohne die Erlaubnis des Rektors des Seminars einzuholen.
Deshalb habe er gemeinsam mit dem Rektor des Seminars eine zweite Beschwerde gegen Zanchetta beim Nuntius des Vatikans in Buenos Aires eingereicht - im Mai oder Juni 2017. Der Nuntius habe diese zweite Beschwerde nach Rom weitergeleitet, so der ehemalige Generalvikar.
Damals sei die Situation "viel ernster geworden, nicht nur, weil es eine Beschwerde wegen sexuellen Missbrauchs gab, sondern weil die Diözese insgesamt immer mehr in den Abgrund ging", sagte Manzano.
Kurz darauf, im Juli 2017, kündigte Zanchetta seinen Rücktritt von seinem Amt als Bischof von Oran an. Nach einem längeren Aufenthalt in Spanien trat Zanchetta im Dezember 2017 dann seine neue Stelle im Vatikan an.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Warum hat der Vatikan die Beschwerden gegen Zanchetta offenbar nicht ernstgenommen? Manzano vermutet, dass dies zum Teil an der engen Beziehung Zanchettas zu Papst Franziskus liegen könnte.
Franziskus hatte Zanchetta im Jahr 2013 zum Bischof von Oran ernannt. Davor war dieser unter anderem geschäftsführender Sekretär der Argentinischen Bischofskonferenz - deren Vorsitz von 2005 bis 2011 der damalige Kardinal Jorge Mario Bergoglio innehielt.
Dennoch sagte Manzano, er glaube nicht, dass der Vatikan im Fall Zanchetta lügen oder etwas vertuschen wollte. Er glaube, dass Papst Franziskus und andere Verantwortliche im Vatikan ebenfalls Opfer der "Manipulation" des Bischofs geworden seien.
Die jüngste Erklärung des Vatikans lasse vermuten, dass man zwischen informell eingereichten Vorwürfen und einer formalen Beschwerde gegen Zanchetta unterscheide.
"Es gab nie die Absicht, etwas zu verbergen. Es gab nie die Absicht des Heiligen Vaters, [Zanchetta] zu verteidigen", sagte Manzano.
Den Angaben von Papstsprecher Gisotti vom 3. Januar zufolge ist der derzeitige Bischof von Oran dabei, Zeugen anzuhören. Die Ermittlungsergebnisse sollen dann an die Bischofskongregation weitergeleitet werden. Dann könnte der Fall an die Sonderkommission für Bischöfe verwiesen werden, so Gisotti.
Zanchetta wurde während der laufenden Untersuchung vorübergehend von seiner APSA-Position beurlaubt.
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.
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