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Krisengipfel: Kardinal Cupich über "Synodalität", Kardinal Gracias betont "Kollegialität"

Kardinäle Blaise Cupich und Oswald Gracias (von links)

Am zweiten Tag des Krisengipfels im Vatikan haben die Kardinäle Oswald Gracias und Blase Cupich gesprochen. Der indische Würdenträger hielt eine Rede über "Kollegialität" und sein amerikanisches Pendant über "Synodalität". 

Übergreifendes Thema des Tages war die "Rechenschaftspflicht" - accountability – und am Vortag die "Verantwortung" – responsibility. Am heutigen Samstag geht es um "Transparenz".

Kardinal Oswald Gracias von Bombay forderte am gestrigem Freitag, dass die "ganze Kirche" "entschlossen handelt, um Missbrauch in Zukunft zu verhindern und alles Mögliche zu tun, um die Heilung der Opfer zu fördern".

Der indische Oberhirte nannte den Missbrauch, der durch die Hände der Geistlichen der Kirche begangen wurde, "einen tiefen Vertrauensbruch" und bot praktische Lösungen an, die sich hauptsächlich auf die Förderung einer besseren Kommunikation auf allen Ebenen der Hierarchie der Kirche konzentrierten.

Schaden der Vertuschung

"So schwerwiegend der direkte Missbrauch von Kindern und schutzbedürftigen Erwachsenen auch ist, der indirekte Schaden, den diejenigen, die innerhalb der Kirche die Verantwortung für die Richtlinie tragen, erleiden, kann noch schlimmer sein, wenn sie diejenigen, die bereits missbraucht wurden, erneut verurteilen", stellte der Kardinal fest.

Gracias ist einer der Hauptorganisatoren eines vatikanischen Gipfels, der diese Woche stattfindet, um den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen anzugehen, auf dem die Präsidenten der nationalen Bischofskonferenzen weltweit vertreten sind.

Gracias selbst gab gegenüber der BBC am 21. Februar zu, dass er selber mit Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs nachlässig umgegangen ist, nachdem mehrere indische Opfer berichteten, dass Gracias selber Opfern nicht geholfen habe.

Der Kardinal unterstrich nun am gestrigen 22. Februar sagte, dass der Weg zur Bewältigung der Krise die "regionale, nationale, lokale, diözesane und sogar kirchliche Ebene" umfassen müsse, und alle zusammenarbeiten müssten, um verbindliche Maßnahmen und Entscheidungen zu treffen.

"Kein Bischof sollte zu sich selbst sagen: 'Ich stelle mich diesen Problemen und Herausforderungen allein', betonte Gracias und erinnerte an die Schlagwörter Kollegialität und Synodalität.

"Weil wir dem Bischofskollegium in Verbindung mit dem Heiligen Vater angehören, teilen wir alle Verantwortung und Verantwortung. Kollegialität ist ein wesentlicher Kontext, um Wunden des Missbrauchs von Opfern und der Kirche insgesamt zu beseitigen."

Gracias zitierte eine Passage aus Lumen gentium, der dogmatischen Verfassung des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche, die lehrt, dass einzelne Bischöfe "durch die Institution und den Auftrag Christi verpflichtet sind, sich um die ganze Kirche zu bemühen". Er stellte auch fest, dass die Weiterentwicklung von "interkulturellen Kompetenzen" und interkultureller Kommunikation zu einer effektiven Entscheidungsfindung beitragen wird.

"Der Punkt ist klar", sagte Gracias.

"Kein Bischof darf zu sich selbst sagen: 'Dieses Problem des Missbrauchs in der Kirche betrifft mich nicht, weil die Dinge in meinem Teil der Welt anders sind. Wir sind alle für die ganze Kirche verantwortlich. Wir tragen gemeinsam Verantwortung."

Gracias wies darauf hin, dass eine Kultur des Schweigens unter den Bischöfen zur Missbrauchskrise beigetragen habe. Bischöfe seien nicht bereit gewesen, Fehler einzugestehen und andere Bischöfe in offene Gespräche einzubinden und auf "problematisches Verhalten" hinzuweisen.

Er forderte auch eine bessere Kommunikation zwischen den Bischofskonferenzen und Rom. Heilung für die Opfer erfordere "eine klare, transparente und konsistente Kommunikation" auch von der Kirche, sagte Gracias, beginnend mit "einem respektvollen Einsatz und einer ehrlichen Anerkennung ihrer Schmerzen und Verletzungen".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Obwohl dies offensichtlich zu sein scheint, wurde es nicht immer kommuniziert", sagte er.

"Unser Heiliger Vater hat weise und richtig gesagt, dass Missbrauch ein menschliches Problem ist. Es ist natürlich nicht auf die Kirche beschränkt. Tatsächlich ist es eine allgegenwärtige und traurige Realität in allen Lebensbereichen. Aus diesem besonders herausfordernden Moment im Leben der Kirche heraus können wir - wiederum im kollegialen Kontext - Ressourcen nutzen und entwickeln, die der weiteren Welt von großem Nutzen sein können."

Schließlich sprach der Kardinal über den Pilgercharakter der Kirche und sagte, dass "wir wissen, dass wir noch nicht am Ziel angekommen sind" und "wir sind eine Gemeinschaft, die zur ständigen Reue und zur ständigen Unterscheidung berufen ist".

"Wir müssen bereuen - und zwar gemeinsam, kollegial - denn auf dem Weg dorthin haben wir versagt. Wir müssen um Verzeihung bitten. Wir müssen uns auch in einem Prozess der ständigen Unterscheidung befinden. Mit anderen Worten, gemeinsam oder kollegial müssen wir beobachten, warten, unterscheiden und die Richtung entdecken, die Gott uns unter den Umständen unseres Lebens gibt", sagte Gracias.

Neue Regeln und Standards

Der Erzbischof von Chicago, Kardinal Cupich, sagte in seiner Rede ebenfalls, dass die Kirche neue Regeln und Standards für die Rechenschaftspflicht der Bischöfe aufstellen müsse.

"Wir müssen uns bemühen, robuste Regelwerke und Strukturen bezüglich der Verantwortlichkeit der Bischöfe zu schaffen, um gerade die institutionelle Realität der Disziplin der Kirche gegen sexuellen Missbrauch mit einer neuen Seele zu versorgen."

Gleichzeitig sagte Cupich, dass die Kirche die Rolle einer liebevollen Mutter für ihre Kinder übernehmen müsse, um die Krise des sexuellen Missbrauchs zu beenden, und dass ein "synodales und kollegiales" Handeln viel Gutes bringen werde.

"Mein Ziel ist es, einen Rahmen zu schaffen, der unseren ekklesiologischen und kanonischen Traditionen entspricht, um Gespräche unter uns anzuregen, in dem Wissen, dass es Unterschiede in der Kultur, den zivilen und kanonischen Gesetzen und anderen Faktoren gibt, die berücksichtigt werden müssen", sagte Cupich weiter.

Der amerikanische Oberhirte schilderte, dass aus seiner Sicht jede Bischofskonferenz, Provinz oder Diözese "kollegial" einen Standard für die Untersuchung eines Bischofs auf mögliches Fehlverhalten oder Vertuschung festlegen sollte, und dass der Prozess der Schaffung dieser Standards sowohl der Laien-Experten als auch Bischöfe bedürfe.

Der Kardinal fuhr fort, er halte es für nützlich, dass die Bischofskonferenzen eine Reihe von Verfahrensschritten beschließen, die sowohl mit den Traditionen der Kirche in Einklang stehen als auch "moderne Bedürfnisse erfüllen" für die Identifizierung und Untersuchung von Fehlverhalten von Bischöfen.

Diese Verfahren und Normen müssten auch Mitgefühl für Opfer und Angehörige sicherstellen. Eine Person, die Missbrauch meldet, sollte keine Angst vor jeglicher Diskriminierung oder haben müssen. Laien, die Experten in diesem Prozess sind, sollte hierbei "gebührende Aufmerksamkeit" geschenkt werden.

Neue Rahmenbedingungen erforderten aber auch "unerschütterliches Vertrauen und Offenheit" sowie die "gebührende Berücksichtigung der verschiedenen Kulturen und der Universalität unserer Kirche", so Cupich weiter.

Dafür bedürfe es einer "synodalen Vision" der Bischöfe, so der Erzbischof von Chicago, die "verwurzelt ist in Unterscheidung, Bekehrung und Reform auf allen Ebenen".

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