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Kardinal Schönborn: "Wir brauchen auch verheiratete Priester"

Kardinal Christoph Schönborn OP im Pressesaal des Vatikans am 24. Oktober 2015.

Kardinal Christoph Schönborn hat sich erneut für die Einführung von verheirateten Priestern ausgesprochen. Weiterhin soll jedoch die ehelose Lebensform die Grundform des priesterlichen Dienstes in der Katholischen Kirche bleiben.

Wie die Pressestelle der Österreichischen Bischofskonferenz mitteilte, hatte Schönborn als Studiogast in der Sendung "ZIB 2 am Sonntag" zur vor einer Woche zu Ende gegangenen Amazonas-Synode erklärt, dass er parallel dazu verheiratete Priester für sinnvoll und wünschenswert halte, der Weg der ehelosen Nachfolge Jesu bleibe jedoch der Normalfall.

Die Synodalen hatten sich bei ihrer Zusammenkunft in Rom für die Weihe bewährter verheirateter Männer zu Priestern ausgesprochen - als Ausnahme in der pastoral unterversorgten Region Amazonien. Er selbst habe für diesen Vorschlag im Schlussdokument votiert, berichtete Schönborn.

Der Kardinal wandte sich gegen einen verkürzten Blick auf die Synode, deren zentrale Botschaft die Bedrohung einer für das Weltklima entscheidenden Weltgegend gewesen sei. Dieses Problem sei "viel ernster" als die Frage der priesterlichen Lebensform. "Amazonien ist der Ernstfall für das Weltklima und die Zukunft der Welt", so der Kardinal wörtlich. Er verwies einmal mehr auf den deutschen Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber, der eindringlich davor gewarnt habe, dass der  Tod Amazoniens auch der Tod der Welt sei.

Die Zerstörung der Regenwaldes habe direkt mit dem westlichen Lebensstil zu tun, betonte der Kardinal, "wenn etwa hunderttausende Hektar Wald gerodet werden, um für unseren Fleischkonsum Soja anzubauen". Ein Bischof aus der Amazonas-Region habe in Richtung des Westens gesagt: "Ihr verlangt, dass wir den Wald schützen, aber ihr seid nicht bereit, euren Lebensstil zu ändern." Die Synode habe die internationale Staatengemeinschaft zum dringenden Handeln aufgerufen, doch darüber finde sich nichts in den Medien, zeigte sich Schönborn enttäuscht.

Eine weitere, kaum beachtete, zentrale Botschaft der Synode sie die Sorge um die indigenen Völker Amazoniens gewesen. Diese seien über Jahrhundert verfolgt und bedroht worden, und würden es bis heute. Ihr Kultur werde zerstört, warnte Schönborn. Die Synode habe zu einem neuen Umgang mit diesen Völkern aufgerufen, doch auch das werde medial nicht beachtet; ebensowenig wie die bei der Synode debattierte Thematik, dass die Pfingstkirchen in Amazonien so starken Zulauf erhalten würden.

Der Kardinal zeigte sei auch enttäuscht vom Pastoraltheologen Paul Zulehner und anderen, dass sie in ihren Schlussfolgerungen auf die angeführten zentralen Aussagen der Synode und die so ernste Situation nicht eingehen würden. Zulehner hatte vor dem Interview in einem eingespielten ZIB 2-Beitrag Amazonien mit dem österreichischen Waldviertel verglichen. Das sei "an den Haaren herbeigezogen", so Schönborn. Amazonien umfasse ein Gebiet, das so groß wie Europa bis zum russischen Ural sei. Der Kardinal sagte:

"Wir haben im Vergleich zu Amazonien keinen dramatischen Priestermangel. Wir haben zu wenige Priester, aber auch zu wenige Gläubige."

Schönborn unterstrich, dass er die zölibatäre Lebensform freiwillig gewählt habe, "weil ich dem Lebensmodell Jesu nachfolgen wollte. Freiwillig auf Familie zu verzichten, um für die Menschen da zu sein, das ist für mich auch heute noch ein Ideal." Auf Nachfrage von ZIB 2-Moderator Martin Thür machte er jedoch ebenfalls deutlich:

"Ich habe mich deutlich dafür ausgesprochen, dass wir auch verheiratete Priester brauchen, so wie wir auch verheiratete Diakone haben. Wir brauchen aber auch den ehelosen Priester." 

Der Wiener Erzbischof fügte hinzu, dass er in Österreich für rund 30 verheiratete Priester verschiedener katholischer Ostkirchen zuständig ist, die hier ihren Dienst versehen. Diese seien "sehr gute Priester".

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