Montag, Dezember 23, 2024 Spenden
Ein Dienst von EWTN News

Kardinal Pell ist frei: Australiens Oberster Gerichtshof hebt Schuldspruch auf (UPDATE)

Kardinal George Pell bei seiner Ankunft am Melbourne County Court, 27. Februar 2019

Nach 13 Monaten Inhaftierung ist Kardinal George Pell am heutigen Dienstag freigelassen worden, nachdem die Obersten Richter Australiens einstimmig seine Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs aufgehoben und den 78-jährigen freigesprochen haben.

Der Kardinal – der von Anfang an seine Unschuld beteuerte – hätte niemals verurteilt werden dürfen, schreiben die Richter, angesichts der "signifikanten Möglichkeit, dass eine unschuldige Person verurteilt wurde, weil die Beweise die Schuld nicht in dem erforderlichen Maße bewiesen haben."

Das hätte auch das Geschworenengericht in Victoria befinden müssen – so der High Court – das Pell im Jahr 2018 für schuldig befunden hatte, nach der Feier der heiligen Messe in den Jahren 1996 und 1997 zwei Chorknaben sexuell missbraucht zu haben. Ein Berufungsgericht in Victoria hatte den Schuldspruch noch bestätigt – allerdings mit einer signifikanten Gegenstimme des renommierten Richters Mark Weinberg, der massive Bedenken anmeldete, wie CNA Deutsch berichtete.

Diesen Bedenken, die auch der Berufungsantrag der Anwälte Pells geltend machte, gaben einstimmig Australiens oberste Richter nun statt. Den vollen Wortlaut des Urteils unter der Vorsitzenden Richterin Susan Kiefel lesen Sie hier.

Erste Reaktion von Pell

In einer vom Erzistum Sydney veröffentlichten Stellungnahme dankte Kardinal Pell seiner Familie, seinen Freunden und den Anwälten – und betont, er hege keinen Groll gegen seinen Beschuldiger.

"Ich habe stets meine Unschuld bewahrt, während ich unter einer schweren Ungerechtigkeit gelitten habe", so Pell am heutigen 7. April.

Diese Ungerechtigkeit sei mit der einstimmigen Entscheidung des Hohen Gerichtshofs behoben", fügt Pell hinzu. Er freue sich darauf, die Urteilsgründe für die Entscheidung im Detail zu lesen.

"Ich hege keinen Groll gegen meinen Ankläger. Ich möchte nicht, dass mein Freispruch zu dem Schmerz und der Bitterkeit beiträgt, die so viele empfinden; es gibt zweifelsohne schon genug Schmerz und Bitterkeit".

"Die einzige Grundlage für eine langfristige Versöhnung ist die Wahrheit, und die einzige Grundlage für Gerechtigkeit ist die Wahrheit, denn Gerechtigkeit bedeutet Wahrheit für alle", fügt der Kardinal hinzu.

"Mein Prozess war weder ein Referendum über die katholische Kirche, noch ein Referendum darüber, wie die kirchlichen Behörden in Australien mit dem Verbrechen der Pädophilie in der Kirche umgegangen sind", so Pell weiter. 

"Es ging darum, ob ich diese schrecklichen Verbrechen begangen hatte, und das habe ich nicht."

Pells Erklärung dankte "für all die Gebete und Tausende von Unterstützungsbriefen" aus aller Welt. In einer ersten Stellungnahme erklärte die australische Bischofskonferenz:

"Viele werden den heutigen Freispruch begrüßen, einschließlich aller, die während dieses langwierigen Prozesses stets an die Unschuld des Kardinals geglaubt haben."

Gleichzeitig erkennt die Bischofskonferenz an, dass viele negativ auf den Freispruch reagieren werden – und bekräftigt, dass die Kirche weiterhin für eine schonungslose Aufklärung aller Vorwürfe sexueller Gewalt und allen Missbrauchs einstehe. 

"Jeder, der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen Mitarbeiter der Kirche hat, sollte sich an die Polizei wenden", betonen die Bischöfe.

(Die Geschichte geht unten weiter)

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

WhatsApp Telegram

Hintergrund: Der Fall Pell

Kardinal Pell war Erzbischof von Melbourne von 1996 bis zum Jahr 2001, als er zum Erzbischof von Sydney ernannt wurde. Im Jahr 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Leiter der neu geschaffenen Präfektur für Wirtschaft, die mit der Überwachung und Reform der vatikanischen Finanzen beauftragt ist.

Im Jahr 2017 wurde Pell von einem Mann beschuldigt, Pell habe ihn und einen weiteren Chorknaben 1996 und 1997 nach einer Sonntagsmesse sexuell missbraucht, als der Kardinal noch Erzbischof von Melbourne war. Pell wurde aufgrund der Aussagen dieses Mannes – ohne weitere Belege und gegen die Aussagen von Augenzeugen – am 11. Dezember 2018 in fünf Anklagepunkten des sexuellen Missbrauchs von einem Geschworenengericht für schuldig befunden zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Im November stimmte der Australian High Court in Canberra zu, seinen Antrag auf Prüfung einer Berufung anzuhören, nachdem das Berufungsgericht im Bundesstaat Victoria seine Verurteilung im Juli in einer Entscheidung bestätigte, die sowohl in Australien als auch im Ausland unter Juristen hoch kontrovers diskutiert wurde.

Beobachter haben den Fall Pell als eine "Dreyfus-Affäre" für Victorias Justiz und ganz Australien bezeichnet. Pell ist nicht der erste Erzbischof, der nach einem Schuldspruch von einer höheren Instanz wieder freigesprochen worden ist.

Für den ehemaligen Finanzchef des Vatikans steht nun noch ein Verfahren der Glaubenskongregation aus: Der Vatikan wird ebenfalls die Vorwürfe prüfen, die allein auf den Aussagen eines der beiden mutmaßlichen Opfer beruhen, und von anderen Zeugen bestritten werden.

Nach Angaben australischer Medien ist derzeit noch unklar, wo Pell, der insgesamt 404 Tage hinter Gittern verbrachte, wohnen wird. Nach seiner Freilassung aus Barwon Prison wurde er in ein Karmeliter-Kloster in Kew gebracht, meldete der TV-Sender Nine News.

JD Flynn und Ed Condon trugen zur Berichterstattung bei. Diese Geschichte wird laufend aktualisiert. Letztes Update: 5:19 Uhr – Pell hat das Gefängnis verlassen.

Das könnte Sie auch interessieren: 

Unsere Mission ist die Wahrheit. Schließen Sie sich uns an!

Ihre monatliche Spende wird unserem Team helfen, weiterhin die Wahrheit zu berichten, mit Fairness, Integrität und Treue zu Jesus Christus und seiner Kirche.

Spenden

Die Besten katholischen Nachrichten - direkt in Ihren Posteingang

Abonnieren Sie unseren kostenlosen CNA Deutsch-Newsletter.

Klicken Sie hier