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Kardinal Kasper kritisiert falsche "Reform"-Ansätze: Tradition ist "Schatz der Kirche"

Kardinal Walter Kasper

Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper hat sich erneut für Änderungen in der Kirche ausgesprochen – und gleichzeitig davor gewarnt, den "Neuanfang" als "Neuerung" zu verstehen. In einem Interview, das am Mittwoch in der FAZ erschien, erinnert der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen daran, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche durch den Missbrauchsskandal massiv gelitten hat.

Grundsätzlich halte er den gegenwärtigen "Kirchenreformdiskurs" von der "Situation her für dringend geboten", so der 87-Jährige. Ein "Neuanfang" sei wichtig, dürfe jedoch nicht als Aufruf verstanden werden, das Alte über Bord zu werfen. Der christliche Glaube verdunste zu einer "vagen Religiosität", wenn das Evangelium keinen verbindlichen Inhalt mehr habe "in der Botschaft von Jesus Christus, seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung". Die Kirche habe die Tradition als einen Schatz empfangen, den sie aktiv an die nächste Generation weiterzugeben habe, so Kasper.

"Wenn man ihr [der Kirche], statt sie neu zu profilieren, alle Ecken und Kanten abschleift und sie gegenwärtigen Plausibilitäten anpasst oder die Pandemie-Krise für seine eigenen, meist gar nicht so neuen Ideen instrumentalisiert. Das bezeichne ich als Scheinaktualismus, der die Kirche nicht neu attraktiv, sondern letztlich 'gleichgültig' macht. Wer vom Evangelium auch nur etwas verstanden hat, wird wissen, dass es immer ein Stachel im Fleisch sein wird und sein muss."

Kardinal Kasper hatte in der Vergangenheit auch Kritik am sogenannten "Synodalen Prozess" geübt. In einem Interview mit dem Kölner Domradio warnte er davor, dass die "Enttäuschungen" am Ende dieses kontrovers diskutierten Prozesses noch viel größer sein könnten.

"Ich hoffe darauf, dass gute Diskussionen stattfinden in diesen Foren, wo man auch aufeinander hört und nicht einfach Maximalpositionen austauscht", so Kasper damals, "sonst geht das schief." Diese "gewisse Maximalforderungen" seien in der Weltkirche und bei den Gläubigen in anderen Ländern, "die ja auch nicht alle dumm sind", so Kasper, auch heute "nicht vermittelbar".

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