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Bischof Kohlgraf erinnert an Ende des zweiten Weltkriegs, würdigt Frieden und Versöhnung

Mainz, 1946: Links im Bild die Eisenbahnüberführung über den Rhein (Mainzer Südbrücke), rechts im Bild die als Behelfsbrücke errichtete Marshallbrücke.
Bischof Kohlgraf

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, hat mit einer Erkärung an den 8. Mai als Gedenktag "75 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges" erinnert. Dabei würdigt er auch die Versöhnungsgeste der polnischen Bischöfe, ruft zu einer wetweiten, gemeinsamen Gestaltung von Frieden und Gerechtigkeit auf.

"Wir schauen heute mit 75 Jahren Distanz auf diesen Tag. Aus dem historischen Abstand beurteilen wir das Kriegsende und die sich daran anschließende Geschichte mit unterschiedlichen Gefühlen", so Kohlgraf, der auch Präsident der deutschen Pax Christi-Sektion ist.

"Zunächst können wir auf 75 Jahre Frieden zurückblicken. Es gab die hoffnungsvollen Erfahrungen von Versöhnung und neuen Partnerschaften zwischen einst verfeindeten Völkern. Dafür steht das vereinte Europa als das Ergebnis eines langen Friedensprozesses, auf den wir heute ebenfalls in Dankbarkeit schauen".

Das Ende des Zweiten Weltkriegs markiere außerdem den Zusammenbruch der Herrschaft des Nationalsozialismus, der durch Gewaltherrschaft und Unterdrückung, Krieg und Völkermord "unsägliches Leid verursacht hat", stellt der Mainzer Hirte fest.

Als Bischof könne er dies nicht nur als Außenstehender kommentieren, so Kohlgraf weiter.

"Es gab nicht nur Aufarbeitung"

Mit Blick auf das Dokument "Deutsche Bischöfe im Weltkrieg", das sich kritisch mit dem Verhalten vieler Hirten in der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus auseinandersetzt, bekräftigt der Bischof, dass die katholische Kirche in Deutschland "Teil der Kriegsgesellschaft" gewesen sei.

 Auch wenn die historische Beurteilung differenziert sein müsse, zeige sich "doch die Wirkung einer aus heutiger Sicht problematischen Theologie", die am Ende eine Mitschuld an den Kriegsereignissen darstelle, so der Bischof.

Er wolle auch an den Brief der polnischen Bischöfe an die Bischöfe in Deutschland vom 18. November 1965 erinnern, in dem diese die Hand ausstrecken: "Wir vergeben und bitten um Vergebung".

"Für derartige Gesten, die große Wirkung entfaltet haben, können wir nicht dankbar genug bleiben. Gelebtes Christentum konnte alte Feindschaften überwinden und neue Beziehungen wachsen lassen, über Grenzen und Nationen hinweg", so Kohlgraf.

"Am 8. Mai müssen wir daran erinnern, dass das Ende des II. Weltkriegs nicht für alle einen Weg in die Freiheit darstellte. Viele Überlebende von Krieg und Völkermord waren entwurzelt, zahllose Menschen verloren in ganz Europa durch Flucht und Vertreibung ihre Heimat, keineswegs nur in den damals deutschen Gebieten. Das Leid setzte sich fort, die Kriegsfolgen sind vielfach bis heute spürbar und sichtbar".

Aufarbeitung der Geschichte, aber auch Verdrängung und Nicht-Wahr-Haben-Wollen seien Teil der Nachkriegsgeschichte gewesen, fährt Kohlgraf fort, der auch an den ideologisch motivierten Terror des Kommunismus erinnert.

"Europa durchzog bald nach Kriegsende der 'eiserne Vorhang'. Während die einen die Hand zur Versöhnung ausstrecken konnten, währte gleichzeitig der 'Kalte Krieg', der durch eine Logik der Abschreckung und der Drohung gekennzeichnet war."

Das Gedenken am 8. Mai und die Erinnerung an 75 Jahre Kriegende lenke auch den Blick auf die Herausforderung nuklearer Abrüstung, so der Bischof – und die Coronavirus-Pandemie zeige "schmerzlich und überdeutlich", dass die Menschheit "als eine Familie ein gemeinsames Haus" bewohne, das in Verantwortung, Gerechtigkeit und Frieden zu gestalten und aufzubauen sei.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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