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Expertengremium für Muslimfeindlichkeit in Deutschland eingerichtet

Ein Muslim liest im Koran in einer Moschee.

Die Bonner Professorin für Islamwissenschaften, Christine Schirrmacher, ist nun Teil des "Unabhängigen Expertengremiums zur Muslimfeindlichkeit" (UEM). Das zwölfköpfige Team aus Wissenschaft und Praxis soll im Auftrag des Bundesinnenministeriums "sich wandelnde Erscheinungsformen von Muslimfeindlichkeit analysieren und auf Schnittmengen mit antisemitischen Haltungen sowie anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit hin untersuchen".

Nach Aussage des Innenministeriums versteht sich die Einrichtung "auch als eine Reaktion auf rassistische und muslimfeindliche Vorfälle sowie terroristische Anschläge beziehungsweise Anschlagsplanungen der vergangenen Monate". Bundesinnenminister Horst Seehofer dazu wörtlich:

"Muslimfeindliche Haltungen sind nicht nur eine Bedrohung für Muslime, sondern für den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt. Damit Staat und Gesellschaft besser und gezielter dagegen vorgehen können, rufe ich den Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit ins Leben. Durch seine Arbeit werden praxisorientierte Ansätze aufgezeigt, um Muslimfeindlichkeit zu identifizieren, zu bekämpfen und vorzubeugen."

Katholische und islamische Theologie unter einem Dach

Die Beschäftigung mit dem Islam wird auch an den Universitäten in Deutschland intensiviert – mit katholischer Unterstützung. So leben beispielsweise bereits seit einem Jahr an der Berliner Humboldt-Universität (HU) die katholische und die islamische Theologie gemeinsam unter einem Dach. Im Wintersemester 2019/20 starteten am dortigen Institut erstmals die Lehrveranstaltungen, insgesamt 55 Studenten hatten sich im Premieren-Semester eingeschrieben.

Insgesamt gibt es deutschlandweit neben Berlin sechs weitere Zentren für islamische Theologie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Frankfurt am Main, Münster, Osnabrück, Paderborn und Tübingen.

Die HU in Berlin bietet einen einen Bachelor- und einen Masterstudiengang in "Islamischer Theologie", sowie einen Lehramtsstudiengang und einen Master "Islam und Gesellschaft". Imame werden an der HU Berlin nicht ausgebildet, die Studenten qualifizieren sich mit dem Studienabschluss für den Schuldienst und für weitere Tätigkeiten in den Moscheegemeinden.

Nach dem Konzept des Instituts sind alle Professuren "einem vergleichenden Ansatz verpflichtet, der der Vielfalt religiöser Strömungen im Islam gerecht werden soll". Dabei sollen vor allem "die Einsichten und Traditionen von Sunniten- und Schiitentum in Forschung und Lehre angemessen zur Geltung kommen".

Schwieriger Start 

Der Berliner "Tagesspiegel" hatte berichtet, dass die Errichtung des Lehrstuhls "eine schwierige Geburt" gewesen sei. Die HU habe sich erst nach langem Zögern vom Berliner Senat überreden lassen, auch islamische Theologie ins Angebot aufzunehmen. Zum Streit kam es dann, als von den "fünf mitgliederstärksten und durchweg konservativ ausgerichteten" Islam-Verbänden lediglich drei ihre Mitarbeit zusicherten.

Medienberichten zufolge hatte im Akademischen Senat (AS) lediglich der studentische Vertreter gefordert, die noch unbesetzten Beiratssitze "progressiven Verbände" anzubieten. Sein Vorschlag wurde abgelehnt, unter anderem mit der Begründung, dass die HU rechtlich gebunden sei, "mit denen zu arbeiten, die wichtige Gruppen unter den Muslimen repräsentieren", so HU-Präsidentin Sabine Kunst. Wie der "Tagesspiegel" schreibt, habe man befürchtet, "dass die drei konservativen Verbände bei einer Einladung Liberaler wieder abspringen würden". Die Präsidentin der Universität stellte jedoch in Aussicht, dass man die Zusammenstellung nach drei Jahren "nachzusteuern" könne. Im Bericht des "Tagesspiegel" heißt es wörtlich:

"Der Berliner Beirat ist – ebenso wie die anderen seit 2011 gegründeten Gremien – ausschließlich mit Vertretern konservativer Islam-Verbände besetzt. Liberale oder progressive Gruppierungen wurden nicht berücksichtigt. Begründet wird dies damit, dass sie noch nicht genügend Gläubige in der Stadt verträten und die Konservativen nicht in einem Beirat mit ihnen zusammenarbeiten würden. In der Konstituierungsphase zog sich dann mit der türkischen Ditib der größte Verband zurück, und auch der Verband der Islamischen Kulturzentren verabschiedete sich aus den Verhandlungen."  

CDU-Politikerin: Entwicklung eines "aufgeklärten Islam" in Deutschland

2011 erklärte die damalige Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) es zu ihrem "Hauptanliegen", "dass in den deutschen Instituten für islamische Studien so etwas wie islamische Gelehrsamkeit im europäischen Kontext entwickelt werden kann." Die katholische Politikerin warb damals in einem Interview mit der Berliner Tageszeitung "TAZ" für einen "langen Atem" bei der Entwicklung eines "aufgeklärten Islam". Schavan wörtlich:

"Die Erfahrung in Deutschland zeigt, dass Theologie einer Religion guttut, dass sie klärend wirkt, aufklärend. Glaube will nicht nur geglaubt werden – er muss auch gedacht werden."

Die CDU-Politikerin sprach sich damals auch für ein Kopftuch-Verbot bei islamischen Lehrerinnen aus. Erst kürzlich hatte in diesem Zusammenhang ein Gerichtsurteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) in Erfurt für Aufsehen gesorgt. Demnach ist das pauschale Kopftuchverbot gegen Lehrerinnen ein Akt der Diskriminierung.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Im Prozess hatte das Land Berlin auf das "Berliner Neutralitätsgesetz" verwiesen, wonach grundsätzlich das Tragen von religiösen Symbolen im Schulunterricht verboten ist. Dies stellt nach Ansicht des BAG jedoch "eine nicht hinzunehmende Diskriminierung wegen der Religion dar". Zuvor hatte bereits das Landesarbeitsgericht von Berlin-Brandenburg einer muslimischen Lehrerin eine Diskriminierungsentschädigung in Höhe von 5.159 Euro zugesprochen. Das Land Berlin war daraufhin gegen dieses Urteil in Revision gegangen.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hatte in einer Stellungnahme das Urteil begrüßt:

"Die Fragen nach religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit einerseits und der staatlichen Neutralität andererseits haben wir als Katholische Kirche bereits mehrfach erörtert und beraten, auch in einem international-vergleichenden Kontext. Zu diesen für unser friedliches Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft entscheidenden Fragen werden wir wie bisher auch künftig das Gespräch mit staatlichen Stellen suchen."

Islamische Fakultät in der Schweiz

Auch an der Schweizer Universität in Luzern plant man durch die dortige islamische theologische Fakultät "eine wichtige Säule im Aufbau eines komparativ-theologisch orientierten Zentrums für den interreligiösen Dialog" zu errichten.

Dort ist am 1. August Erdal Toprakyaran zum Professor für islamische Theologie berufen worden. Toprakyaran studierte Islamwissenschaft und Ethnologie an der Universität Heidelberg und bleibt trotz seiner Professur in Luzern auch weiterhin Professor für islamische Geschichte und Gegenwartskultur am Tübinger Zentrum für islamische Theologie. Dort ist er seit 2012 auch geschäftsführender Direktor.

An der Universität in Freiburg (Schweiz) befindet sich außerdem das "Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft" (SZIG). Dieses möchte nach eigenen Angaben die "wissenschaftliche Artikulation des Islams in die Schweizer Gesellschaft hinein" fördern. Zudem soll es dort "ausgehend von islamischen Wissensbeständen auch eine akademische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Fragen aus einer muslimischen Perspektive" geben.

Das "Schweizer Radio und Fernsehen" (SRF) berichtete im Jahr 2015, dass das SZIG "von katholischer wie auch protestantischer Seite unterstützt wird".

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