Wien, 30 März, 2021 / 8:46 AM
Kardinal Christoph Schönborn von Wien hat die Bestätigung des Vatikans, dass homosexuelle Verbindungen in der Katholischen Kirche nicht gesegnet werden können, als "Kommunikationsfehler" bezeichnet.
Der Wiener Erzbischof verschärft damit seine frühere Kritik an der von Papst Franziskus persönlich gut geheißenen Klarstellung aus Rom.
"Glücklich war ich nicht - weder über den Zeitpunkt noch über die Art der Kommunikation", sagte der Wiener Erzbischof am Sonntag in der ORF-Pressestunde.
Er bedaure, dass sich viele gleichgeschlechtliche Menschen und Paare durch die Aussagen verletzt fühlten - so Schönborn laut der österreichischen Agentur "Kathpress".
Kirche solle immer "mater et magistra" sein, also Mutter und Lehrerin; "zuerst kommt da die Mutter". Daher könne er verstehen, wenn sich gleichgeschlechtlich liebende Menschen nun fragten "Hat diese Mutter keinen Segen für mich?"
Gleichzeitig erklärte der Kardinal: "Wir sollten weniger über Sexualität reden und mehr über Liebe; mehr über gelingende Beziehungen und weniger über die Frage, was erlaubt ist und was nicht."
Tatsächlich hat der Vatikan einem "Segensritual" nicht nur erneut eine klare Absage erteilt, und die bisherige Lehre bekräftigt. Nach Einschätzung des Priesters und Kirchenrechts-Experten Professor Stefan Mückl von der Päpstlichen Universität Santa Croce ist dieses Nein "endgültig".
Wer gemeint habe, es handle sich um einen Beitrag zu einer Debatte, "der lediglich Lektüre und Diskussion verdiene, um danach unbeachtet zu den Akten gelegt zu werden, wird dem Dokument nicht gerecht", warnte Mückl in der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost".
Die Weigerung mehrer deutscher Bischöfe, dieses "Nein" auch als "Nein" zur Kenntnis zu nehmen, sorgte bereits vor der heutigen Aktion für weltweites Aufsehen. Neben Bischof Helmut Dieser haben Kardinal Reinhard Marx sowie die Bischöfe Franz-Josef Bode, Franz-Josef Overbeck, Georg Bätzing, Peter Kohlgraf und Heinrich Timmerevers sich für einen Segen für homosexuelle Partnerschaften ausgesprochen.
Andere Katholiken – darunter mehrere Kardinäle der Weltkiche und eine Zahl deutscher Bischöfe – haben das Schreiben des Vatikans dagegen ausdrücklich begrüßt und ihrerseits bestätigt, keine homosexuellen Verbindungen zu segnen. Dazu gehören Kardinal Rainer Maria Woelki von Köln und die Bischöfe Stephan Burger von Freiburg, Ulrich Neymeyer von Erfurt, Gregor Maria Hanke von Eichstätt, Wolfgang Ipolt von Görlitz, Stefan Oster von Passau, und Rudolf Voderholzer von Regensburg.
Hintergrund: Das "Nein" aus dem Vatikan
Die Glaubenskongregation hatte bereits im Jahr 2003 erklärt: "Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen".
Das Gemeinwohl verlange, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen, so die Kongregation in einem von Kardinal Joseph Ratzinger unterzeichneten Schreiben, und weiter: "Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören. Die Kirche kann nicht anders, als diese Werte zu verteidigen, für das Wohl der Menschen und der ganzen Gesellschaft."
Das nun erneut bekräftigte "Nein" des Vatikans am 15. März ist nicht nur einfach, trotz seiner differenzierten Erläuterung, sondern auch offiziell und formal gegeben: Es ist ein Responsum auf ein Dubium.
Als Dubia gestellte Fragen werden in der Regel mit einem "Ja" oder "Nein" beantwortet: Sie sollen helfen, kontroverse Fragen für alle Gläubigen orientierend zu klären, heißt es in einem erläuternden Text der Kongregation, der gleichzeitig veröffentlicht wurde. Dieser betont: Die Kirche liebe, wie Gott, jeden Menschen und lehne jede ungerechte Diskriminierung ab.
Allerdings sei eine Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in der Katholischen Kirche aus mehreren Gründen nicht möglich; einmal, weil ein Segen – als Sakramentalie – voraussetze, dass es nicht nur gute Absichten gibt, sondern dass auch die "zu segnende Wirklichkeit objektiv und positiv darauf hingeordnet ist, die Gnade zu empfangen und auszudrücken, und zwar im Dienst der Pläne Gottes, die in die Schöpfung eingeschrieben und von Christus dem Herrn vollständig offenbart sind."
(Die Geschichte geht unten weiter)
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"Aus diesem Grund ist es nicht erlaubt, Beziehungen oder selbst stabilen Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe (das heißt außerhalb einer unauflöslichen Verbindung eines Mannes und einer Frau, die an sich für die Lebensweitergabe offen ist) einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist."
"Das Vorhandensein positiver Elemente – die in sich betrachtet dennoch zu schätzen und hervorzuheben sind – in solchen Beziehungen ist trotzdem nicht in der Lage, diese zu rechtfertigen und sie daher rechtmäßig zum Gegenstand einer kirchlichen Segnung zu machen, weil diese Elemente im Dienst einer Verbindung stehen, die nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet ist."
Zudem führt die Glaubenskongregation einen weiteren Grund an: "Da die Segnungen für Personen in Beziehung zu den Sakramenten stehen, kann darüber hinaus die Segnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen nicht als zulässig angesehen werden, weil sie in gewisser Weise eine Nachahmung oder einen analogen Hinweis auf den Brautsegen darstellen würde, der auf den Mann und die Frau herabgerufen wird, die sich im Sakrament der Ehe vereinigen."
Es gebe jedoch "keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn".
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