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Wie Christen und gemäßigte Muslime in Nigeria unter Druck geraten

Die katholische Kirche St. Leo der Große in Enugu, Nigeria, wurde am 4. November 2013 verwüstet.

Sie wollen das Kalifat für Nigeria: Boko-Haram-Unterstützer und islamistische Sympathisanten, die sich wünschen dass Nigeria ein islamischer Staat ist, bremsen den Kampf gegen radikal-islamische Gruppen in der westafrikanischen Nation – so Pater George Ehusani, ein Priester der Diözese Lokoja und Geschäftsführer der Lux Terra Leadership Foundation.

In einem Interview mit ACI Africa am 22. Juli erklärt der nigerianische Priester, dass Sympathisanten alle Bemühungen, die Terrorgruppen zu besiegen, vereiteln. Stattdessen leisten Unterstützer materielle Hilfe oder stechen wichtige Informationen über geplante Militär-Offensiven durch.

Im Gespräch mit der afrikanischen Partner-Agentur von CNA Deutsch, schildert der Geistliche, wie Schlüsselpositionen und Schaltstellen in Nigeria von solchen – manchmal versteckt agierenden – Unterstützern militanter Dschihadisten besetzt werden.

"Es gibt Menschen, die vielleicht nicht so radikal und brutal sind wie Boko Haram oder andere gewalttätige Banditen, aber die ihre Gesinnung teilen, die teilweise ihre ideologische Ausrichtung mittragen, die mit ihnen sympathisieren; Menschen, die glauben, dass Nigeria, oder zumindest der größte Teil von Nigeria, der nördliche Teil Nigerias, vollständig islamisch sein sollte", sagt Pater Ehusani.

Er fügt hinzu: "Es gibt Leute mit dieser Orientierung in der Regierung. Jeder weiß, dass es Leute mit diesen Sympathien an Schulen und Hochschulen gibt. Es gibt Leute mit dieser Gesinnung in den Streitkräften, in den Sicherheitskräften."

Weil die Sympathisanten Schlüsselpositionen in der Regierung und andere einflussreiche Positionen im öffentlichen und privaten Sektor besetzen, werden sie laut Pater Ehusani "mit Samthandschuhen" angefasst.

Oft werde die Inkompetenz der Regierung und des Militärs im Kampf gegen Terror-Gruppen beklagt, doch das eigentliche Problem sei ein anderes: Der schiere Unwille. 

Besonders rätselhaft findet der Priester, dass das nigerianische Militär in der Lage war, in den Nachbarländern derartige Gewalt zu befrieden, nur um dann von den Militanten im eigenen Land offenbar besiegt zu werden.

"Viele von uns sind ratlos", sagte Pater Ehusani und fragte: "Wie kann ein Land, das ein ausgebildetes Militär hat, eine ausgebildete Armee, Marine, Luftwaffe, das sich sehr gut in der internationalen Friedenssicherung bewährt hat, das sehr gut geholfen hat, die Krise in Sierra Leone und Liberia zu lösen ... sagen, dass es dieses Boko-Haram-Problem nicht lösen kann?"

Pater Ehusani sagt, dass islamistische Kämpfer weiter Territorium erobern, besonders im Norden des Landes.

"Während wir hier sprechen, sind weite Gebiete im Norden Nigerias für mich tabu; das heißt, weite Gebiete, in die ich als Priester, als Christ, nicht hineingehen kann, weil [Islamisten] diese übernommen haben; sie haben dort ihre eigene Flagge gehisst", sagte er.

Er erklärte, dass es zum Beispiel im Bundesstaat Borno weite Gebiete gibt, in denen die Bürger gezwungen sind, Steuern an Boko Haram und andere Gruppen zu zahlen – nur um ihrem Tagewerk als Bauern, Handwerker oder Händler nachzugehen.

Er sagt, dass obwohl viele der Getöteten Christen waren, und am Anfang auch und gerade Kirchen verwüstet wurden, längst auch Muslime Opfer der Gewalt werden.

Pater Ehusani sagt gegenüber ACI Africa, dass die Islamisten, die es zunächst nur auf Christen abgesehen hatten, im Laufe der Zeit begonnen haben, Muslime zu töten, wenn diese sich weigern, ihnen zu gehorchen und anzuschließen.

"Als es anfing, hatten selbst die gemäßigten Muslime entweder zu viel Angst, um sich zu äußern, oder sie sympathisierten vielleicht mit diesen Leuten. Also haben sie geschwiegen. Ein Teil der Art und Weise, wie diese Situation zu einem Flächenbrand wurde, ist also, dass zu Beginn in den Jahren 2009, 2010 und 2011 viele gemäßigte Muslime in Nordnigeria schwiegen", sagte er.

Pater Ehusani sagte in Bezug auf die Muslime: "Damals dachten sie, dass nur wir Christen die Opfer sein werden. Wenn man aber einen Flächenbrand ignoriert, wird er einen selbst verzehren."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Es geht nicht mehr nur um Christen", bekräftigte er und erklärte: "Heute werden sogar Moscheen geplündert. Islamische Schulen sind geplündert worden."

Dies gilt auch für Gewaltverbrechen wie Entführungen, betont der Geistliche. Eingangs hätten die Kämpfer die Passagiere in enführten Bussen nach ihrer Religion gefragt. Muslime wurden freigelassen, und mit christlichen Geiseln dann Lösegeld erpresst. Mittlerweile werden auch muslimische Bürger festgehalten und erpresst. 

Neben dieser Entwicklung stellt der katholische Priester eine weitere Eskalation fest: Die Dschihadisten haben Zugriff auf immer modernere Waffensysteme. 

"Erst vor vier Tagen haben die Kriminellen ein Flugzeug der Luftwaffe abgeschossen. Wir haben es also nicht mehr nur mit Bodentruppen zu tun. Wir haben es mit Personen zu tun, die imstande sind, entweder Granaten, Raketen oder etwas anderes einzusetzen, um einen Kampfjet zum Absturz zu bringen."

Die Führung Nigerias "in ihrer jetzigen Form" habe beim Schutz ihres Volkes versagt, konstatierte er und bemerkte, dass das Volk im Augenblick nur auf Gott vertrauen könne.

"Gott allein ist unser Vertrauen, weil die Regierung in ihrer jetzigen Form nicht einmal ihre eigenen Regierungsbeamten schützen kann, ganz zu schweigen vom Schutz der Christen", sagte er und fügte hinzu: "Christen sind jetzt am meisten gefährdet, da die meisten dieser Banditen entschlossen sind, eine islamische Herrschaft zu errichten."

"Als Christ, der heute in Nordnigeria lebt, habe ich nichts, zu dem ich aufschauen könnte, als dass irgendetwas von der Regierung käme, um mich zu schützen", sagte Pater Ehusani.

"Wir haben auch die internationale Gemeinschaft um Hilfe angefleht, weil die Regierung nicht um Unterstützung bittet. Schauen Sie sich die Zahl der Menschen an, die getötet wird: Können Sie sich vorstellen, dass jeden Monat über 1.000 Menschen umgebracht werden – und das soll kein Krieg sein?"

"Es gibt keinen offiziell ausgerufenen Krieg. Aber Konflikte 'niedriger Intensität' und Konflikte 'hoher Intensität' nennt. Wenn über tausend Menschen jeden Monat getötet werden, dann ist das nicht mehr niedrige Intensität. Es ist ein Konflikt hoher Intensität."

In Nigeria, so der Priester, beten die Christen: "Herr, hilf uns, denn die aktuelle Regierung kann uns nicht helfen."

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