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Thomas Sternberg über "praktizierte Synodalität" und die Synode der Weltkirche

ZdK-Präsident Thomas Sternberg bei einer Pressekonferenz zum "Synodalen Weg".

Die Spannung steigt bereits: Am 30. September 2021 findet die zweite Synodalversammlung des "Synodalen Weges" in Frankfurt am Main statt. CNA Deutsch sprach mit dem dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, über den weiteren Weg des Prozesses und seine Einbindung in den "Synodalen Weg der Weltkirche".

Herr Dr. Sternberg, wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung des „Synodalen Weges“?

Thomas Sternberg: Ich setze weiterhin auf den guten Geist von Frankfurt, der schon bei der ersten Synodalversammlung spürbar war. Es gibt dieses gute, ja euphorische Gefühl, dass wir als Volk Gottes miteinander unterwegs sind, uns unabhängig von Hierarchien Gedanken darüber machen, wie diese Kirche wieder zu neuer Glaubwürdigkeit finden kann.  Schon jetzt hat es der Synodale Weg geschafft, die Blockaden, die im kirchlichen Sprechen und Handeln vorlagen, zu lösen. Es wird gesprochen, wo sonst nur zu oft geschwiegen wurde! Das ist die Voraussetzung dafür, dass nun wirkliche Reformen möglich werden. 

Welche Herausforderungen müssen noch bewältigt werden?

Bei der nun anstehenden zweiten großen Synodalversammlung in Frankfurt am Main geht es um inhaltliche Abstimmungen. Es liegen Texte aus allen vier Foren vor, die dort erarbeitet und abgestimmt wurden. Es sind Grundlagentexte, teils auch schon Handlungstexte. Man kann sie seit dem 30. August alle auf synodalerweg.de einsehen. An diesen Texten gilt es jetzt miteinander zu arbeiten. In Frankfurt werden Änderungsanträge zu behandeln sein, es wird daran gearbeitet, die Texte in einer ersten Lesung zu beraten, um sie dann in einer zweiten Lesung in einem halben Jahr finalisieren zu können. Die Arbeit, die in den Foren geleistet wurde, ist enorm. Jetzt kommt es auf Kompromissfähigkeit an und darauf, sich neuen Lesarten alter Lehrsätze zu öffnen. Das Forum „Leben in gelingenden Beziehungen“ zum Beispiel beschreibt, in welch vielfältiger Weise Beziehungen fruchtbar sind. Das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ beschreibt, wie innovativ „Leitung in der Kirche“ heute gedacht werden muss. Das Forum zur priesterlichen Existenz heute verlangt, der Priester möge sich als Amtsträger in einer synodalen Kirche verstehen, und das Forum zu Macht und Gewaltenteilung sagt klar: Wer das heutige Selbstverständnis der Menschen ignoriert, kriegt keine Sendung mehr hin, sondern sendet ins Off. Es gibt starke Aussagen, starke Texte, die nun in eine erste Lesung kommen. 

Welche Themenschwerpunkte sind für die zweite Synodalversammlung gesetzt?

Es sind alle vier Foren mit ihren jeweiligen Themen, die in Frankfurt eine Rolle spielen werden. Wo es die größten Debatten gibt, wird sich zeigen. Das kann man schwer voraussehen. Ich warne allerdings davor, den Synodalen Weg auf Reizthemen zu reduzieren. Es geht jetzt darum, Reformen zu ermöglichen. Da zählt jeder einzelne Schritt hin zur Veränderung der Kirche. Denken Sie daran, dass der Missbrauchsskandal Auslöser dafür war, dass die deutschen Bischöfe das ZdK darum gebeten haben, gemeinsam auf den Synodalen Weg zu gehen. Jetzt müssen wir es schaffen, Strukturen zu etablieren, die sexualisierte Gewalt in der Kirche künftig verhindern helfen. 

Welchen Einfluss wird die angekündigte Weltsynode über Synodalität auf den „Synodalen Weg“ in Deutschland haben - und umgekehrt?

Die jetzige Weltsynode bekommt - wie die vorigen über Familie und Jugend auch – einen Vorlauf in einer breiten Konsultation. Da werden sicher einige der Themen, die in unserem Synodalen Weg diskutiert werden, eine Rolle spielen. Es gibt Stimmen, die meinen, die Weltsynode mache den Synodalen Weg in Deutschland überflüssig. Es gibt auch einzelne Synodale, die ein Moratorium fordern. Die meisten Mitwirkenden auf dem Synodalen Weg sehen aber, dass die Weltsynode als reine Bischofssynode genau das diskutieren wird, was hier bei uns bereits geschieht: die Beteiligung der unterschiedlichen Glieder der Kirche. Der Synodale Weg in Deutschland bringt Kleriker und Laien an einen Tisch.  Ich freue mich, dass die Weltbischofssynode die Forderung des Papstes nach einer echten „chiesa sinodale“ aufgreift. Papst Franziskus hat, das zeigt sein so wichtiger Brief an uns im Sommer 2019, die Dringlichkeit von Reformen in der Zeitenwende erkannt. Ich verstehe den Synodalen Weg in Deutschland als praktizierte Synodalität mit thematischen Überschneidungen zur Weltbischofssynode. Der Heilige Vater hat schon zu Beginn seines Pontifikats deutlich gemacht, dass die Weltkirche vielfältig ist. Wie sich Einheit und Vielfalt in einer posteuropäischen Kirche zusammendenken lassen, wird in Rom sicher auch ein Thema sein. Wie ist die „heilsame Dezentralität“, von der er spricht, zu verwirklichen?  Wir verstehen uns deshalb auf dem Synodalen Weg vereint mit dem Papst und seinen Anliegen. Die Kirche braucht auch bei uns in Europa eine zeit- und menschengerechte Form. Wir müssen die am Rande Stehenden, die Zweifler und die Suchenden erreichen und der Verlockung zur kleinen Herde widerstehen. 

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