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Vatikan: Missbrauchsbekämpfung nicht durch Suche nach Sündenböcken

Blick auf den Vatkan

An die Rolle von Papst emeritus Benedikt XVI. im Kampf gegen sexuellen Missbrauch hat der Vatikan am heutigen Donnerstag erinnert.

In einem Leitartikel, der auf der Webseite des Dikasteriums für Kommunikation des Vatikans in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, warnt Andrea Tornielli davor, "auf die Suche nach bloßen Sündenböcken" zu gehen und Pauschalurteile zu fällen.

"Die Worte, die im Rahmen der Pressekonferenz zur Vorstellung des Missbrauchsgutachtens in der Erzdiözese München und Freising gefallen sind, sowie die 72 Seiten des Dokuments, das dem kurzen Zeitraum gewidmet ist, in dem Joseph Ratzinger Erzbischof war, haben in der letzten Woche viele Zeitungsseiten gefüllt und einige sehr scharfe Kommentare hervorgerufen", schreibt Tornielli.

Er betont: "Der emeritierte Papst ist, unterstützt von seinen Mitarbeitern, den Fragen der Anwaltskanzlei nicht ausgewichen"; und Tornielli stellt fest: "Wie vorherzusehen war, beherrschten Ratzingers viereinhalb Jahre an der Spitze der bayerischen Erzdiözese die Kommentare."

Tornielli schreibt weiter: "Man darf nicht vergessen, dass Ratzinger in der letzten Phase des Pontifikats von Johannes Paul II. als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und enger Mitarbeiter des Papstes das Phänomen bereits bekämpft hatte. Und nach seiner Wahl zum Papst erließ er äußerst strenge Vorschriften gegen klerikale Missbrauchstäter, eigene Gesetze zur Bekämpfung der Pädophilie".

"Darüber hinaus bezeugte Benedikt XVI. mit seinem konkreten Beispiel die Dringlichkeit des Mentalitätswandels, der so wichtig ist, um das Phänomen des Missbrauchs zu bekämpfen: den Opfern zuzuhören, ihnen nahe zu sein und sie um Vergebung zu bitten."

Joseph Ratzinger war zudem "der erste Papst, der auf seinen Apostolischen Reisen mehrmals mit Missbrauchsopfern zusammentraf", so Tornielli.

"Es war Benedikt XVI., der inmitten des Sturms der Skandale in Irland und Deutschland, auch gegen die Meinung vieler selbsternannter »Ratzingerianer«, das Gesicht einer bußfertigen Kirche zeigte, die demütig um Vergebung bittet, die Bestürzung, Reue, Schmerz, Mitgefühl und Nähe empfindet."

Genau dieses Bild der Buße sei der Kern der Botschaft Benedikts. "Die Kirche ist kein Unternehmen, sie wird nicht allein durch gute Praktiken oder durch die Anwendung strenger und wirksamer Normen gerettet, auch wenn diese unerlässlich sind", betont Tornielli.

"Die Kirche muss den um Vergebung, Hilfe und Rettung bitten, der sie als Einziger geben kann: den Gekreuzigten, der immer auf der Seite der Opfer und nie auf der Seite der Henker stand."

Zum Abschluss betont der Autor: "Die Rekonstruktionen des Münchner Gutachtens, das wohlgemerkt keine gerichtliche Untersuchung, geschweige denn ein endgültiges Urteil darstellt, werden zur Bekämpfung der Pädophilie in der Kirche beitragen können, wenn sie sich nicht auf die Suche nach bloßen Sündenböcken und Pauschalurteilen beschränken".

Er fährt fort. "Nur wenn sie diese Risiken vermeiden, können sie zu einer Suche nach Gerechtigkeit in der Wahrheit und zu einer kollektiven Gewissenserforschung über die Fehler der Vergangenheit beitragen."

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