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Papst Franziskus betet für Ukraine, appelliert an Eltern: Verurteilt niemals ein Kind

Papst Franziskus begrüßt Besucher im Vatikan am 26. Januar 2022
Generalaudienz am 26. Januar 2022: Papst Franziskus in der Audienzhalle des Vatikans
Generalaudienz am 26. Januar 2022: Papst Franziskus in der Audienzhalle des Vatikans
Papst Franziskus trinkt einen Schluck Wasser bei der Generalaudienz am 26. Januar 2022

Gebet für die Ukraine und Ratschläge, die sich am heiligen Josef orientieren: Papst Franziskus hat am Mittwoch Eltern aufgefordert, ihre Kinder niemals zu verurteilen. Und er lud alle Zuhörer ein, "mit dem Vaterunser für den Frieden in der Ukraine zu beten und dies oft im Verlauf dieses Tages zu tun".

"Bitten wir den Herrn inständig, dass in diesem Land die Geschwisterlichkeit geweckt werde und die Verletzungen, Ängste und Spaltungen überwunden werden können." 

Bei seiner Generalaudienz am 26. Januar in der Audienzhalle des Vatikans ermutigte der Papst die Eltern, sich an den heiligen Josef zu wenden.

Er sagte: "Ich denke in diesem Moment an so viele Menschen, die von der Last des Lebens erdrückt werden und nicht mehr hoffen oder beten können. Möge der heilige Josef ihnen helfen, sich dem Dialog mit Gott zu öffnen, um Licht, Kraft und Frieden zu finden."

Aus dem Stegreif fügte er hinzu: "Und ich denke auch an die Eltern, die mit den Problemen ihrer Kinder konfrontiert sind: Kinder mit vielen Krankheiten, Kinder, die krank sind, sogar mit bleibenden Gebrechen - wie viel Schmerz ist da! - Eltern, die unterschiedliche sexuelle Orientierungen bei ihren Kindern sehen; wie sie damit umgehen und ihre Kinder begleiten und sich nicht in einer Haltung der Verurteilung verstecken."

"Eltern, die sehen, wie ihre Kinder wegen einer Krankheit die Schule verlassen, und auch - was noch trauriger ist, wir lesen es jeden Tag in den Zeitungen - Kinder, die Unfug machen und in einen Autounfall verwickelt werden. Eltern, die sehen, dass ihre Kinder in der Schule nicht vorankommen und nicht wissen, wie... So viele elterliche Probleme. Lasst uns darüber nachdenken, wie wir ihnen helfen können."

"Und diesen Eltern sage ich: Habt keine Angst. Ja, es gibt Schmerzen. Sehr viel. Aber denkt an den Herrn, denkt daran, wie Josef die Probleme gelöst hat und bittet Josef, euch zu helfen. Verurteilt niemals ein Kind."

Vatican Media

Der Papst widmete seine per Livestream übertragene Generalaudienz dem heiligen Josef, einem Mann, der 'träumt'", in der neunten Folge seines Katechese-Zyklus über den Ziehvater Jesu, den er im November 2021 begonnen hat.

"Josef zeigt, dass er es versteht, die nötige Stille zu kultivieren und vor allem die richtigen Entscheidungen zu treffen angesichts des Wortes, das der Herr innerlich an ihn richtet", sagte er.

Der Papst erzählte von den vier Träumen des heiligen Josef, die im Matthäus-Evangelium beschrieben werden. Im ersten sagte ein Engel dem Heiligen, er solle keine Angst haben, Maria zur Frau zu nehmen.

"Das Leben bringt uns oft in Situationen, die wir nicht verstehen und die keine Lösung zu haben scheinen", sagte er.

"In solchen Momenten zu beten, bedeutet, sich vom Herrn zeigen zu lassen, was zu tun ist. In der Tat ist es sehr oft das Gebet, das uns die Intuition für einen Ausweg gibt".

"Liebe Brüder und Schwestern, der Herr lässt nie ein Problem entstehen, ohne uns auch die Hilfe zu geben, die wir brauchen, um damit umzugehen."

Im zweiten Traum begriff Josef, dass das Jesuskind in Gefahr war und die Heilige Familie nach Ägypten fliehen musste.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Im Leben erleben wir alle Gefahren, die unsere Existenz oder die Existenz derer, die wir lieben, bedrohen", betrachtete der Papst. "In solchen Situationen bedeutet Beten, auf die Stimme zu hören, die uns den gleichen Mut geben kann wie Josef, um den Schwierigkeiten zu begegnen, ohne ihnen zu erliegen."

Im dritten Traum hörte Josef, dass es sicher sei, nach Hause zurückzukehren, und im vierten, dass er sich in Nazareth niederlassen solle, weg von Archelaus, dem Sohn des Herodes.

"Auch die Angst gehört zum Leben, und auch sie braucht unser Gebet", so der Papst. "Gott verspricht uns nicht, dass wir nie Angst haben werden, aber dass sie mit seiner Hilfe nicht das Kriterium für unsere Entscheidungen sein wird. Josef erlebt Angst, aber Gott führt ihn auch durch sie hindurch. Die Kraft des Gebets bringt Licht in Situationen der Dunkelheit.

Der Papst betonte, dass das Gebet eine aktive Praxis sei, die immer mit der Nächstenliebe verbunden sei.

"Das Gebet ist jedoch niemals eine abstrakte oder rein innere Geste, wie diese spiritistischen Bewegungen, die eher gnostisch als christlich sind. Nein, das ist es nicht", sagte er.

"Das Gebet ist immer untrennbar mit der Nächstenliebe verbunden. Nur wenn wir das Gebet mit der Liebe verbinden, mit der Liebe zu den Kindern, die ich gerade erwähnt habe, oder mit der Liebe zu unserem Nächsten, können wir die Botschaften des Herrn verstehen".

"Josef hat gebetet, gearbeitet und geliebt - drei schöne Dinge für Eltern: beten, arbeiten und lieben - und dadurch hat er immer das bekommen, was er brauchte, um die Prüfungen des Lebens zu bestehen. Vertrauen wir uns ihm und seiner Fürsprache an".

Nach der Ansprache wurde ein Auszug aus der Katechese des Papstes in sieben Sprachen verlesen und er begrüßte die Mitglieder jeder Sprachgruppe.

Einen herzlichen Gruß richtete er auch "an die Gläubigen deutscher Sprache. Das Vorbild des heiligen Josef lehre uns, die Stimme der Engel von der der bösen Geister zu unterscheiden, damit wir in unserem Leben immer den Willen des Herrn erkennen und tun können."

Papst Franziskus während seiner Generalaudienz in der Audienzhalle Paul VI. am 26. Januar 2022. Daniel Ibanez/CNA 


Der Papst teilte den Pilgern mit, dass er sich am Ende der Audienz wegen eines vorübergehenden "Problems mit meinem rechten Bein" nicht unter ihnen bewegen könne.

"Eine Sehne in meinem Knie ist entzündet. Aber ich werde herunterkommen und Sie dort [am Fuße der Bühne] begrüßen, und Sie werden vorbeigehen können, um Hallo zu sagen". Mit einem Lächeln fügte der 85-Jährige hinzu: "Man sagt, dass dies nur alten Menschen widerfährt, und ich weiß nicht, warum es mir widerfährt, aber... ich weiß es nicht."

Papst Franziskus leidet seit vielen Jahren an Ischiasbeschwerden. Kurz nach seiner Wahl im Jahr 2013 sprach er darüber und sagte, es sei "sehr schmerzhaft" und "ich wünsche es niemandem."

Ende 2020 und Anfang 2021 brach die Krankheit erneut aus und zwang ihn, öffentliche Auftritte abzusagen.

Der Papst wies heute auch auf den "Internationalen Holocaust-Gedenktag" hin, der am 27. Januar begangen wird.

Er sagte: "Es ist notwendig, sich an die Ausrottung von Millionen von Juden und Menschen verschiedener Nationalitäten und religiöser Überzeugungen zu erinnern. Diese unsägliche Grausamkeit darf sich niemals wiederholen".

"Ich appelliere an alle, insbesondere an Erzieher und Familien, in den neuen Generationen ein Bewusstsein für das Grauen dieser schwarzen Seite der Geschichte zu wecken. Sie darf nicht vergessen werden, damit wir eine Zukunft aufbauen können, in der die Menschenwürde nicht mehr mit Füßen getreten wird."

Dabei lenkte der Papst den Blick auf den Holodomor der 1930er Jahre, bei dem ebenfalls – wie im Nazi-Holocaust – Millionen Menschen starben: "Denkt daran, dass da Millionen von Menschen vernichtet worden sind. Es ist ein leidendes Volk; es hat Hunger gelitten, es hat viele Grausamkeit ertragen und verdient den Frieden", so der Papst über die Ukraine.

"Die Gebete und Anrufungen, die sich heute zum Himmel erheben, mögen den Geist und die Herzen der Verantwortlichen auf der Erde bewegen, dem Dialog den Vorrang zu geben und das Wohl aller den Teilinteressen voranzustellen. Bitte, niemals Krieg. Beten wir das Vaterunser um Frieden: Es ist das Gebet der Kinder, die sich an denselben Vater wenden, es ist das Gebet, das uns zu Geschwistern macht, es ist das Gebet der Geschwister, welche Versöhnung und Eintracht erbitten." 

Zum Abschluss seiner Generalaudienz sprach der Papst ein weiteres Gebet:

Heiliger Josef, Mann, der träumt,
lehre uns, das geistliche Leben wiederzuerlangen
als den inneren Ort, an dem Gott sich uns offenbart und uns rettet.
Lass uns nicht den Gedanken hegen, dass Beten nutzlos ist;
hilf uns, den Weisungen zu entsprechen, die der Herr uns gibt.
Lass unser Denken vom Licht des Heiligen Geistes durchdrungen sein,
lass unsere Herzen durch Seine Kraft ermutigt,
unsere Ängste durch seine Barmherzigkeit gerettet werden.
Amen.

 

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Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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