Vatikanstadt - Montag, 8. August 2022, 15:02 Uhr.
Die Päpstliche Akademie für das Leben hat in einer Stellungnahme am Montag erklärt, Papst Johannes Paul II. habe die Enzyklika Humanae vitae, die sich auch mit dem Thema Empfängnisverhütung befasst, "während der 26 Jahre seines Pontifikats" nicht als unfehlbar definiert. Dies sei nicht geschehen, obwohl er als Erzbischof von Krakau Papst Paul VI. aufgefordert habe, dies zu tun.
Die Päpstliche Akademie, deren Präsident Erzbischof Vincenzo Paglia ist, verwies auf eine 2018 veröffentlichte "historische und theologische Rekonstruktion dieser Frage".
Ebenfalls 2018 hatte Vatikan-Experte Andrea Gagliarducci in einer Analyse für CNA Deutsch festgehalten, Kardinal Karol Wojtyla habe dem Papst eine fünfteilige Instruktion vorgeschlagen, die auch die Anmerkungen jener Bischöfe berücksichtigen solle, welche die Enzyklia von 1968 kritisiert hatten.
"Der Brief ist sehr präzise und rigoros abgefasst", so Gagliarducci. "Es ginge darum, so Kardinal Wojtyla, in Erinnerung zu rufen, dass die in der Enzyklika betonten Dinge Teil des ordentlichen Lehramtes der Kirche sind und dass dieses unfehlbar ist."
Wörtlich hieß es in dem Schreiben von Wojtyla an Paul VI.: "Die Enzyklika Humanae vitae ist kein feierliches Dokument des ex cathedra-Lehramts; sie enthält daher keine dogmatische Definition. Da es sich jedoch um ein Dokument des ordentlichen Lehramts des Papstes handelt, hat sie einen unfehlbaren und unwiderruflichen Charakter."
"Wenn man den Brief aufmerksam liest, dann versteht man, dass Kardinal Wojtyla Paul VI. nicht auffordert, deren Unfehlbarkeit zu erklären, sondern einfach zu betonen, dass sie Teil des ordentlichen Lehramtes der Kirche und somit unfehlbar ist", zitierte Gagliarducci Msgr. Livio Melina, den ehemaligen Vorsitzenden des Päpstlichen Instituts Johannes Paul II. für Studien für Ehe und Familie.
Während das von Papst Pius XII. feierlich definierte Dogma von der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel ein Beispiel für das außerordentliche Lehramt ist, so handelt es sich bei der Tatsache, dass die Kirche nur Männer zu Priestern weihen kann, um ein Beispiel für das ordentliche Lehramt.
Die Kontroverse um die Unfehlbarkeit von Humanae vitae wurde neu angestoßen durch einen kürzlich von der Päpstlichen Akademie für das Leben herausgegebenen Tagungsband – "Etica Teologica della Vita" –, worin sich etwa Äußerungen finden zugunsten der "möglichen Legitimität von Empfängnisverhütung in bestimmten Fällen", zugunsten der "Legitimität bestimmter homologer Techniken der assistierten Reproduktion unter bestimmten Bedingungen (ohne Verlust von Embryonen)" und zugunsten der "Nichtexistenz von in sich schlechten Handlungen".
Papst Franziskus selbst äußerte sich zu der Kontroverse auf seinem Rückflug von Kanada nach Rom. "Sie müssen wissen, dass das Dogma, die Moral, sich immer auf einem Entwicklungsweg befindet, aber in dieselbe Richtung", so der Pontifex.
"Zur Frage der Empfängnisverhütung weiß ich, dass es eine Veröffentlichung zu diesem Thema und zu anderen Fragen der Ehe gibt", sagte der Papst weiter. "Dies sind die Ergebnisse eines Kongresses, und bei einem Kongress gibt es Hypothesen, dann diskutieren sie untereinander und machen Vorschläge. Wir müssen uns im Klaren sein: Diejenigen, die an diesem Kongress beteiligt waren, haben ihre Pflicht getan, weil sie versucht haben, in der Lehre voranzukommen, aber in einem kirchlichen Sinn, nicht außerhalb."
Im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK 2399) heißt es eindeutig: "Auch wenn die Absicht der beiden Gatten gut ist, sind sie doch nicht berechtigt, sich sittlich unzulässiger Mittel zu bedienen (z. B. direkte Sterilisation oder Verhütungsmittel)."
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