Vatikanstadt - Mittwoch, 22. Februar 2023, 17:25 Uhr.
Zum Auftakt der Fastenzeit hat Papst Franziskus am frühen Abend des Aschermittwoch gesagt, die Vorbereitung auf Ostern sei „eine günstige Zeit, um sich auf das Wesentliche zu besinnen, um uns von dem zu befreien, was uns belastet, um uns mit Gott zu versöhnen, um das Feuer des Heiligen Geistes neu zu entfachen, das verborgen unter der Asche unseres schwachen Menschseins liegt“.
Der Pontifex predigte in der römischen Basilika Santa Sabina. Er forderte die Christen auf, „zur Wahrheit über uns selbst zurückzukehren und zu Gott und unseren Brüdern und Schwestern zurückzukehren“.
Mit Blick auf den ersten Punkt – zur Wahrheit über uns selbst zurückkehren – betonte Franziskus: „Wenn wir das Haupt in Demut neigen, um die Asche zu empfangen, wollen wir uns diese Wahrheit im Herzen einprägen: Wir sind des Herrn, wir gehören zu ihm.“ Der Mensch existiere nur, weil Gott ihm den Lebensatem eingehaucht habe.
„Die Fastenzeit ist also eine Zeit, in der wir uns daran erinnern, wer der Schöpfer und wer das Geschöpf ist, in der wir verkünden, dass Gott allein der Herr ist, in der wir uns von der Anmaßung befreien, uns selbst zu genügen, und von dem Drang, uns selbst in den Mittelpunkt zu stellen, die Klassenbesten zu sein, zu glauben, dass wir allein mit unseren Fähigkeiten Hauptakteure des Lebens sein und die Welt um uns herum verändern können“, fasste der Papst zusammen.
Den zweiten Punkt – zu Gott und zu unseren Brüdern und Schwestern zurückkehren – leitete Papst Franziskus mit einem Hinweis darauf ein, „dass unser Ich sich selbst nicht genügt“ und „dass wir nur dank unserer Beziehungen existieren“, nämlich „der Urbeziehung zum Herrn und der lebenswichtigen Beziehungen zu den Anderen“.
Der Pontifex ging auch auf den traditionellen Dreiklang der Fastenzeit ein: Almosen, Gebet und Fasten. Dabei warnte er vor rein äußerlichen Betätigungen: „Das Almosen ist keine schnelle Tat, um das Gewissen zu beruhigen, sondern es bedeutet, mit den eigenen Händen und den eigenen Tränen mit dem Leid der Armen in Berührung zu kommen; das Gebet ist kein Ritual, sondern ein Dialog der Wahrheit und der Liebe mit dem Vater; das Fasten ist nicht ein einfacher Verzicht, sondern eine starke Geste, die unser Herz an das erinnert, was zählt und was vergeht.“
„Im persönlichen Leben wie im Leben der Kirche zählen nicht Äußerlichkeiten, menschliche Urteile und das Wohlgefallen der Welt, sondern allein der Blick Gottes, der die Liebe und die Wahrheit darin erkennt“, mahnte Franziskus.
„Machen wir uns auf den Weg der Nächstenliebe“, so der Papst. „Uns sind vierzig günstige Tage geschenkt, um uns daran zu erinnern, dass die Welt nicht in den engen Grenzen unserer persönlichen Bedürfnisse eingeschlossen werden darf, und um die Freude nicht im Anhäufen von Dingen, sondern in der Fürsorge für die Bedürftigen und Bedrängten wiederzuentdecken.“
„Machen wir uns im Gebet auf den Weg“, sagte er weiter. „Uns sind vierzig günstige Tage geschenkt, um Gott wieder den Vorrang in unserem Leben zu geben, um mit ihm wieder in Dialog zu treten – von ganzem Herzen und nicht nur in der Zeit, die uns gerade übrigbleibt.“
Und schließlich: „Machen wir uns auf den Weg des Fastens: Uns sind vierzig günstige Tage geschenkt, um uns selbst neu zu entdecken, um die Diktatur der immer vollen Terminkalender, der der Erledigungen, der Ansprüche eines immer oberflächlicheren und sperrigeren Egos zu bremsen und das zu wählen, was zählt.“
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