Münster - Freitag, 24. Februar 2023, 14:45 Uhr.
Das Bistum Münster hat Diözesanbischof Felix Genn nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für das Bistum Essen verteidigt. Genn war von 2003 bis 2009 Bischof von Essen.
Zwar habe es in der Berichterstattung über die Missbrauchsstudie vom 14. Februar mancherorts geheißen, die Ergebnisse hätten „einen Schatten“ auf ihn geworfen, so das Bistum Münster am Freitag, in Wirklichkeit gebe es aber keine neuen Erkenntnisse.
Ausführlich geht das Bistum in der Stellungnahme auf den „Fall des Priesters R.W.“ ein, „der ein mindestens grenzüberschreitendes, unangemessenes Verhalten gegenüber dem Mädchen Anna K. gezeigt hat“.
In einem Brief im Juli 2008 habe Genn, so die Studie, seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, die Familie von Anna K. könne die eigenen „möglicherweise kleinen oder größeren Anteile am Zustandekommen der unguten Situation sehen und sich damit kritisch auseinandersetzen und dass Sie selbst auch Wege der Versöhnung suchen und gehen“.
„Hieraus leiten die Verfasser der Studie und einige Medien die Vermutung (!) einer ‚Schuldabwehr‘ und des Abschiebens von Verantwortung ab“, so das Bistum Münster. Tatsächlich widerspreche einer solchen Interpretation „schon die Tatsache – die in der Studie selbst genannt wird – , dass Bischof Genn schon im Mai 2007 im Blick auf R.W. deutlich gemacht hat, dass ‚dessen eigene Handlungen für die Situation verantwortlich‘ sind“.
Ferner stellte das Bistum klar: „Mit der Formulierung in dem Brief vom Juli 2008 ist lediglich gemeint, dass die Familie den Fall zunächst nicht beim Bistum Essen zur Anzeige gebracht hatte. Sie lehnte, so heißt es in der Studie, zunächst ‚auch die Mitwirkung an der kirchenrechtlichen Voruntersuchung ab‘. In keiner Weise ging es Bischof Genn darum, die Schuld auf andere abzuwälzen, schon gar nicht auf die Familie des Mädchens. Dies geht aus der öffentlich einsehbaren Studie klar hervor, die das detailreich belegt.“
„Die Studie liefert in diesem Fall keine Erkenntnisse für ein Fehlverhalten von Bischof Genn“, fasst die Stellungnahme zusammen. „Sie bestätigt mehrfach ausdrücklich, dass der Bischof äußerst konsequent vorgegangen ist. Dies gilt im Hinblick auf den Täter, dies gilt im Hinblick auf die Einsatzgemeinde, die mit größter Vehemenz den erneuten Einsatz des Beschuldigten forderte. Dies gilt im Blick auf die Familie, der Therapie und Begleitung angeboten wurde.“
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Mit Blick auf die Bischöfe der Diözese Essen hatte die Studie festgehalten: „Es war nicht die Aufgabe dieser Untersuchung, den jeweiligen Funktionsträgern im Bistum Essen eine persönliche Schuld beim Umgang mit den Tätern und Beschuldigten nachzuweisen. Strukturelle Verantwortung haben die Genannten aber in jedem Fall. In einer hierarchischen Organisation wie der Katholischen Kirche liegt die Gesamtverantwortung letztlich immer bei den Führungspersonen und bündelt sich in der zentralen (Macht-) Position des Bischofs.“
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