München - Donnerstag, 24. August 2023, 6:30 Uhr.
Bei den seit drei Monaten christenfeindlichen Ausschreitungen in der Region Manipur im Osten Indiens handle es sich um „ethnische Säuberungen“. Das erklärte der zuständige Erzbischof der Diözese Imphal, Dominic Lumon, in einem Schreiben an das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“. Misstrauen und Feindseligkeit in der Bevölkerung nähmen weiter zu. Die Lage sei „düster und angespannt“; aufgrund verhängter Internetsperren sei es schwer, Hilfe zu organisieren.
Der Erzbischof wirft der lokalen Regierung Untätigkeit vor: „Die Teilnahmslosigkeit und das Schweigen der Behörden halten an.“ Seit Mai seien unzählige Menschen vertrieben worden. „Kirche in Not“ vorliegenden Informationen zufolge wurden über 300 Gotteshäuser und kirchliche Einrichtungen zerstört, daneben auch zahlreiche Wohnhäuser von Christen.
Christenfeindliche Stimmung nicht weiter anheizen
Die katholische Kirche versuche aktuell, humanitäre Hilfe zu leisten, erklärte Erzbischof Lumon. Seelsorger, Ordensfrauen und Helfer verteilten Lebensmittel und Hygieneartikel oder betreuten die Bevölkerung medizinisch und seelsorgerisch. All diese Maßnahmen müssten jedoch mit größter Vorsicht erfolgen, um die christenfeindliche Stimmung nicht noch weiter anzuheizen. Die Kirche versuche auch, im Dialog mit Behörden und gemäßigten Hindu-Gruppen zu einem Ende der Gewalt beizutragen.
Der Erzbischof rief neben der Hilfe auch zum Gebet für die Unruheregion auf: „Wir brauchen Gebete für unsere Politiker und Entscheidungsträger, damit sie gütliche Lösungen herbeiführen können. Die Kraft des Gebetes kann die Gedanken der Menschen verändern, die von Hass und Intoleranz geleitet werden.“
Ethnischer Konflikt wurde zu Christenverfolgung
Im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, sind ethnische Spannungen zwischen der überwiegend hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den christlichen Stämmen der Kuki und Naga eskaliert. Letztere werden von der Regierung als „registrierte Stammesgemeinschaft“ anerkannt. Der Versuch der Meitei, ebenfalls in die Liste aufgenommen zu werden und daraufhin einsetzende Gegenproteste von Einwohnern, die eine weitere Diskriminierung der christlichen Minderheiten befürchten, schlugen in Gewaltexzesse gegen die Christen um. Mittlerweile sollen über 100 Angehörige der Kuki getötet worden und über eine halbe Million Menschen auf der Flucht sein.