Redaktion - Mittwoch, 6. September 2023, 13:28 Uhr.
Es ist in mehrfacher Hinsicht ein historisches Ereignis: Am 10. September spricht Kardinal Marcello Semeraro in einem kleinen Dorf im Südosten Polens eine ganze Familie selig — darunter ein neugeborenes Baby.
Die Familie Ulma wurde von den Nationalsozialisten ermordet, weil sie acht jüdische Mitmenschen, darunter ein dreijähriges Mädchen, in ihrem Haus versteckt hatte.
Am frühen Morgen des 24. März 1944 umstellte eine Nazi-Patrouille das Haus von Józef und Wiktoria Ulma am Rande des Dorfes Markowa im Südosten Polens. Die Patrouille entdeckte acht Juden, die auf dem Ulma-Hof Zuflucht gesucht hatten, und erschoss sie.
Anschließend ermordeten die Nazis Wiktoria, die im siebten Monat schwanger war, und ihren Mann Józef. Als die Kinder beim Anblick ihrer ermordeten Eltern zu schreien begannen, erschossen die Nazis auch sie: Stanisław (8), Barbara (7), Władysław (6), Franciszek (4), Antoni (3) und Maria (2) - sowie ein bislang namenloser, ungetaufter Sohn.
Es wird vermutet, dass Wiktoria ihr Kind während des Massakers zur Welt brachte. Ein Zeuge berichtete später, er habe ein neugeborenes Baby neben ihrer Leiche gesehen, so die Catholic News Agency.
Das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse hat in einer Erklärung vom 5. September die Gründe für die Seligsprechung des siebten Kindes erläutert.
"Tatsächlich empfing er die Bluttaufe zum Zeitpunkt des Martyriums seiner Eltern", erklärte das Dikasterium.
Das Dikasterium betont auf seiner Website, dass die Mörder der Familie Ulma nicht nur von Antisemitismus motiviert waren, sondern auch von einer "antichristlichen Abneigung", die "nicht nur theoretisch oder entfernt" gewesen sei.
Diese doppelte Motivation unterstreicht das komplexe Geflecht von Vorurteilen, das die Gräueltaten der Nazis schürte, und verleiht dem Martyrium der Familie Ulma eine weitere Ebene.
Papst Franziskus hat das Martyrium des Ehepaars und ihrer Kinder in einem im Dezember unterzeichneten Dekret offiziell anerkannt. Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem ehrte zudem die Ulmas für ihr Lebensopfer als Gerechte unter den Völkern.
Vatican News würdigte gestern den Fall: "Pater François-Marie Léthel, Berater des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, schrieb im L'Osservatore Romano, es handele sich um ein jüdisch-christliches Martyrium. Mit dieser Aussage wollte er unterstreichen, dass klar ist, dass unschuldige Menschen getötet wurden: die Familie Ulma und acht Juden, darunter Shaul Goldmann mit seinen vier Kindern, Lea Didner mit ihrer fünfjährigen Tochter Reshla und Golda Grünfeld".