Redaktion - Donnerstag, 28. Dezember 2023, 12:40 Uhr.
Bereits vor dem Tod von Papst Benedikt XVI. hat sein Nachfolger versucht, einen wesentlichen Teil des Vermächtnisses des deutschen Papstes auszulöschen: Diesen Vorwurf erhebt Peter Seewald in einem am 27. Dezember veröffentlichten Interview.
Im Gespräch mit der Seite New Daily Compass kritisiert Seewald auch den Umgang von Papst Franziskus mit Erzbischof Georg Gänswein und anderen Prälaten.
Benedikt habe Franziskus vertraut, so Seewald. „Aber er wurde mehrmals bitter enttäuscht.“ So habe Papst Franziskus zwar „nette Briefe“ an seinen Vorgänger geschrieben, und ihn als einen „großen Papst“ bezeichnet.
Aber: „Wenn man wirklich aus Überzeugung von einem 'großen Papst' spricht, sollte man dann nicht alles tun, um sein Erbe zu pflegen? So wie es Benedikt XVI. in Bezug auf Johannes Paul II. getan hat? Wie wir heute sehen können, hat Papst Franziskus in der Tat sehr wenig getan, um in der Kontinuität mit seinen Vorgängern zu bleiben“, stellt Seewald fest.
Der Südamerikaner und Jesuit habe vielmehr viel von dem auslöschen wollen, „was Ratzinger lieb und teuer war“, so der Benedikt-Biograf.
Als Beispiel nennt Seewald die Feier der traditionellen lateinischen Messe, die Benedikt mit Summorum Pontificum bestätigte und bekräftigte, die Papst Franziskus jedoch mit Traditionis Custodes wieder rückgängig machte.
Seewald wörtlich: „Ratzinger wollte in der Kirche Frieden stiften, ohne die Gültigkeit der Messe nach dem Römischen Messbuch von 1969 in Frage zu stellen. 'Die Art und Weise, wie wir die Liturgie behandeln', erklärte er, 'bestimmt das Schicksal des Glaubens und der Kirche'.“
Franziskus hingegen habe die traditionellen Formen der Messe als eine „nostalgische Krankheit“ bezeichnet.
Zudem sei „die Behauptung, die Mehrheit der Bischöfe habe in einer weltweiten Umfrage für die Aufhebung von Benedikts Summorum Pontificum gestimmt“, nach seinen Informationen nicht wahr, so Seewald weiter.
„Was ich besonders beschämend finde, ist, dass der emeritierte Papst nicht einmal über diesen Akt informiert wurde, sondern davon aus der Presse erfahren musste. Man hat ihm einen Dolchstoß ins Herz versetzt.“
Wie CNA Deutsch berichtete, hat Erzbischof Georg Gänswein gegenüber EWTN geschildert, wie Benedikt davon erfuhr: Gänswein las Benedikt aus der Zeitung des Vatikans vor.
Zum Umgang mit Gänswein durch Franziskus findet Seewald klare Worte:
„Es war ein beispielloses Ereignis in der Geschichte der Kirche, dass Erzbischof Gänswein, der engste Mitarbeiter eines hochverdienten Papstes, des größten Theologen, der je auf dem Stuhl Petri saß, schmählich aus dem Vatikan geworfen wurde. Er erhielt nicht einmal ein Wort des pro forma Dankes für seine Arbeit. Natürlich betraf die Säuberung in erster Linie den Mann, dessen Vermächtnis Gänswein vertritt, Benedikt XVI.“
Dabei sei Gänswein kein Einzelfall, stellt Seewald fest, „wenn ein Ratzinger-Anhänger wie der 75-jährige Kardinal Burke über Nacht ohne jede Erklärung seiner Wohnung und seines Gehalts beraubt wird, ist es schwierig, in all dem die christliche Brüderlichkeit zu erkennen.“