München - Donnerstag, 25. Januar 2024, 15:00 Uhr.
Kardinal Reinhard Marx hat gefordert, man müsse „alles tun, um Menschen aus der Armut herauszuführen und ihnen so ein Leben zu ermöglichen, das selbstbestimmter ist“. Konkret erwähnte der Erzbischof von München und Freising „Bildung und Arbeit und menschliche Begegnung“.
Marx sprach am Mittwoch bei der Katholischen Armutskonferenz. Es gelte, durch sozialen Zusammenhalt „in einer Gesellschaft wie der unseren, die grundsätzlich reich ist, Armut zu überwinden“.
Die Staatsverschuldung in Deutschland betrug Ende 2021 2,32 Billionen Euro, was bei einer Bevölkerung von 83,2 Millionen Menschen Ende 2021 umgerechnet fast 28.000 Euro Schulden pro Person – einschließlich kleiner Kinder – entspricht. Die Abgabenquote betrug zuletzt für ein Ehepaar mit Kindern mehr als 40 Prozent, für Alleinstehende sogar fast 48 Prozent.
Weil Armut „zum Himmel schreit, haben wir als Kirche die Aufgabe, mit hinzuhören“, sagte Kardinal Marx. „Bei uns wird keiner zurückgelassen. Wir werden nicht jemanden auf der Strecke liegen lassen.“
Marx forderte wirksame Beiträge zu einem menschenwürdigen Leben gerade in einer Zeit der höheren Armutsgefahr angesichts weiterhin steigender Inflation vor allem bei Lebensmittelpreisen, keine „politischen Trompetenstöße“.
Sozialstaat bedeute nicht bloß „Fürsorgestaat, der Geschenke verteilt“, erläuterte Marx. Letztlich gehe es um einen „Sozialstaat, der grundsätzlich Armut überwindet. Der ermöglicht, der Menschen in die Freiheit führt, in die Souveränität.“
Es sei „zu wenig“, sich lediglich um eine finanzielle und materielle Existenzsicherung zu kümmern. Wenn Geld verteilt werde, müsse man auch fragen: „Bewirkt es etwas? Sind auch Menschen da, die umsetzen, die begleiten, die Bildung und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben letztendlich ermöglichen?“