Amsterdam - Montag, 4. März 2024, 7:00 Uhr.
Bischof Johannes „Jan“ Hendriks von Haarlem-Amsterdam hat den deutschen Synodalen Weg mit einem niederländischen Pastoralrat kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verglichen: Auch dort sei über den Zölibat der Priester, über Sexualität und die Rolle der Frau in der Kirche diskutiert worden, so Hendriks in einem Interview mit dem Online-Portal „The Pillar“.
„Deshalb wurde das Konzil in vielerlei Hinsicht nie angenommen. Niemand hat die Dokumente studiert, [viele] sahen darin nur einen Vorwand, um einen neuen Startpunkt zu markieren“, erklärte Hendriks. Das Konzil wurde als Bruch und Neubeginn gesehen, so der Bischof. Er verglich dies mit einseitigen Interpretationen des umstrittenen vatikanischen Dokuments über Segnungen für homosexuelle Paare, Fiducia supplicans.
Im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil wurde ein niederländischer Pastoralrat einberufen, der eine sehr „liberale Atmosphäre“ schuf. Ähnlich wie auf dem deutschen Synodalen Weg – nur 50 Jahre früher – debattierte man über den Zölibat der Priester, über Sexualität und die Rolle der Frau in der Kirche.
Heute sind die Niederlande eines der am stärksten säkularisierten Länder. Nur zwei Prozent der Katholiken nehmen überhaupt regelmäßig an der Messe teil. Hunderte Pfarreien mussten zusammengelegt werden.
Einst waren die Niederlande ein missionarisches Kraftwerk, das rund zehn Prozent der Missionare weltweit stellte. In den 1950er Jahren halbierte sich die Zahl der Gottesdienstbesucher und ging nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil drastisch zurück.
„Die Liturgie wurde sehr liberal. Innerhalb weniger Monate ging man von der tridentinischen Messe zu sehr liberalen Experimenten über, bei denen die Eucharistiegebete nicht mehr als Gebete angesehen wurden“, sagt Hendrik. Das sei „schrecklich“ gewesen.
Mit dem wachsenden Wohlstand in den 1960er Jahren wollten die Laien in den Niederlanden „frei von der Hierarchie“ sein. Die Bischöfe beschlossen damals, die katholischen Schulen unabhängigen Laienorganisationen zu übergeben: „Sie schafften den Katechismus in den Schulen ab.“
Verwässerung des Evangeliums ist keine Lösung
Für Bischof Hendrik sei es keine Lösung, die Botschaft des Evangeliums an „zeitgenössische Denkweisen“ anzupassen: „Wir würden das Evangelium selbst und Jesus Christus verlieren.“
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Es gehe nicht um eine Anpassung an die Zeit, sondern um eine „Anpassung an Jesus Christus“. Man müsse der Botschaft des Evangeliums „treu bleiben“, denn sonst gebe es „keine andere Lösung“. Diese Botschaft solle mit „starker Überzeugung und Klarheit“ verkündet werden.
„Die Botschaft zu verwässern ist keine Lösung“, so Hendrik wörtlich.
Die Eucharistie spiele dabei eine wichtige Rolle: „Die Eucharistie ist für die Evangelisierung unverzichtbar. Sie erinnert uns daran, dass wir diese Veränderung nicht selbst herbeiführen können.“ Es brauche eine „übernatürliche“ Vision, um in der „Gegenwart des Herrn“ zu sein und ihn anzubeten.
Deshalb sei er sehr froh, dass vor fünf Jahren eine Initiative zur ewigen Anbetung ins Leben gerufen wurde, die seither fortgeführt wird, betonte Hendriks.
Kirche als Zeichen des Widerspruchs
„Zunächst einmal müssen wir akzeptieren, dass wir ein Zeichen des Widerspruchs sind.
Davor dürfen wir nicht zurückschrecken“, so der Bischof. Darüber hinaus sei es gerade für junge Menschen wichtig, „in Gemeinschaft zu leben, Gemeinschaft miteinander zu haben und Glaubenserfahrungen zu machen“.
Ein Schwerpunkt seiner Diözese sei dementsprechend das Jugendapostolat. Sein Bistum habe eine Missionsschule, die „aktiv und breit“ aufgestellt sei. Im Mittelpunkt stehe die Aufklärung der Jugendlichen über den „Glauben und ihre Sendung“: „Sie sollen stark im Glauben sein und ihren Glauben besser kennenlernen.“
Trotz allem sieht Hendriks eine gute Zukunft für die Kirche in den Niederlanden: „Ich bin voller Hoffnung, denn es ist nicht meine Kirche. Sie gehört dem Herrn.“