Bischof Meier bei Europatagung: Nur Zusammenhalt eröffnet „Chance auf eine gute Zukunft“

Bischof Bertram Meier am 21. April 2024 in der Benediktinerabtei Ottobeuren
pba / Annette Zoepf

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat bei der Europatagung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in der Abtei Ottobeuren am Wochenende betont, nur Zusammenhalt mache stark und eröffne „die Chance auf eine gute Zukunft“.

In einem Impulsvortrag betonte Meier, der auch eine Messe aus Anlass der Tagung feierte: „Das gemeinsame ‚Haus Europa‘ ist heute wichtiger denn je!“

„Die heutige Europäische Union ist von ihrer historischen Wurzel, vom konkreten Anlass zu ihrer Gründung her keine Wirtschaftsorganisation gewesen“, erinnerte der Bischof. „Ihr primäres Ziel war von Anfang an eine Gemeinschaft zur Erhaltung des Friedens in Europa. Wer Europa verstehen und gestalten will, sollte also nicht nur an eine Währungs- und Wirtschaftsunion denken, sondern vor allem an eine Wertegemeinschaft.“

Tatsächlich sei auch aus historischer Sicht – das Fundament der heutigen Europäischen Union wurde mit der Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl im Jahr 1952 gelegt – die Wirtschaft „nur das Vehikel zur Erhaltung des Friedens“ gewesen, denn man habe verhindern wollen, „über die Grundgüter der Kohle- und Stahlproduktion“ einen Krieg zu beginnen.

Dennoch konstatierte Meier: „Aus dem Friedensprojekt war nach den Römischen Verträgen 1957 in der öffentlichen Wahrnehmung ein kaltes, bürokratisches Wirtschaftsprojekt geworden, das nach Kosten und Nutzen beurteilt wurde.“

In seiner Predigt am Sonntag ging der Bischof von Augsburg auf die Situation in der Gegenwart ein, in der alle Menschen „täglich herausgefordert“ seien, „Entscheidungen zu treffen, die über unser eigenes Schicksal und das anderer bestimmen. Aus aktuellem Anlass nenne ich die Stichworte Populismus, Extremismus und Nationalismus.“

Meier sprach von der Gefahr, „dass die Vielzahl von Krisen, die Deutschland und Europa derzeit erleben, zum Nährboden für die Erosion des zivilen demokratischen Bewusstseins und für das Anschwellen extremistischer Positionen werden“.

„Hier können das christliche Menschenbild und der Begriff des Gemeinwohls, der für die Kirche stets einen universalen Horizont hat, hilfreich sein“, zeigte er sich überzeugt. „Das bedeutet konkret den Schutz von politisch oder religiös Verfolgten und Kriegsflüchtlingen und ebenso ein Eintreten für multilaterale Zusammenarbeit und Solidarität – auf Ebene der Europäischen Union ebenso wie weltweit.“

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„Etwas niederschwelliger angesetzt kann das für den einzelnen auch heißen, im Alltag Mut zu zeigen und beispielsweise am Stammtisch oder im Freundeskreis klar Stellung zu beziehen gegen jede Form von völkischem Nationalismus oder Fremdenfeindlichkeit“, führte Meier aus.

Dann betonte er aber: „Kritik an existierenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen – etwa bei der Verwirklichung der sozialen Gerechtigkeit oder der Integration von Migranten – soll nicht kleingeredet oder ignoriert werden. Die entsprechenden Lösungsansätze aber müssen stets dem humanitären Ethos entsprechen, das im Christentum vor- und mitgeprägt ist und welches die Grundlagen unseres Staates und der Gesellschaft in Deutschland definiert.“

„Menschenwürde, Menschenrechte, besonders der Schutz des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod, sowie Solidarität sind dessen elementare Bestandteile“, betonte Meier. „Wir haben keine Hoheit über Leben. Leben ist Geschenk: Wir können es uns weder selbst geben noch dürfen wir es uns selbst nehmen. Gott bewahre uns vor der Hybris des Prometheus!“

„Europa ist nicht ohne die christlichen Wurzeln zu denken“, sagte der Bischof am Ende seiner Predigt. „Und Europa wird auch nur dann eine gute Zukunft haben, wenn es sich dieser Herkunft bewusst bleibt. Davon bin ich überzeugt.“

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