Vatikanstadt - Samstag, 27. April 2024, 9:00 Uhr.
Wenn die Kugeln aus der Waffe von Mehmed Ali Agca nur ein paar Millimeter genauer getroffen hätten, wäre Papst Johannes Paul II. schon am 13. Mai 1981 als Märtyrer gestorben. Doch der polnische Papst überlebte das Attentat; für ihn war es ein Wunder, das er der Muttergottes von Fatima zuschrieb. Noch heute ziert eines der Projektile die Krone der Marienstatue in Fatima.
Johannes Paul II. verstarb schließlich im Jahr 2005 im Alter von 84 Jahren. Auch wenn er das Attentat überlebt hatte, so wurden die letzten Jahre seines Pontifikats dennoch zum Martyrium. Von Krankheit schwer gezeichnet, musste der einst so wortgewaltige Papst zuletzt sogar auf seine Stimme verzichten. „Ich bin froh, seid ihr es auch“, waren seine letzten Worte, die er nur noch mühsam auf ein Blatt Papier schreiben konnte, bevor er am 2. April 2005 im Krankenhaus verstarb.
Vor zehn Jahren, am 27. April 2014, wurde der Pole gemeinsam mit Papst Johannes XXIII. von Papst Franziskus heiliggesprochen.
Warum war Johannes Paul II. heilig?
10 Jahre nach seiner Heiligsprechung fasziniert Johannes Paul II. noch immer. Einer, der über Jahrzehnte an der Seite des großen Papstes gewesen ist, ist der emeritierte Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanisław Dziwisz. Dziwisz diente seinem Landsmann während des gesamten Pontifikats als Privatsekretär. 2016 sagte der Kardinal in einem Interview mit EWTN Deutschland: „Die Leute fragen mich, wo ich die Heiligkeit des Papstes gesehen habe. Denn wir wissen, dass er ein wahnsinnig talentierter Mensch gewesen ist: Ein Schriftsteller, ein Poet, ein Redner, ein Schauspieler, aber vor allem war er ein Mensch großen Gebets.“
Schon als kleiner Junge in seinem Heimatdorf Wadowice habe Karol Józef Wojtyła (wie Johannes Paul II. mit bürgerlichem Namen hieß) die Wichtigkeit des Gebets entdeckt. Dies habe sich durch sein ganzes Leben gezogen, auch in den dunkelsten Momenten.
Kardinal Dziwisz erinnert sich dabei besonders an den Tag des Attentats: „Ich war an jenem Tag nicht nur auf dem Petersplatz. Ich war auf diesem Jeep mit dem Heiligen Vater, als er von der Kugel getroffen wurde. Seine Kräfte schwanden und ich stützte ihn. Ich bin unmittelbarer Zeuge dieses Attentats. Ich war mit ihm auch in diesem Krankenwagen. Als er noch bei Bewusstsein war, betete er schon für denjenigen, der das Attentat verübt hatte. Er kannte ihn noch nicht, aber schon damals vergab er ihm und opferte sein Leiden für die Kirche und für die Menschheit auf.“
Johannes Paul II.: Mehr als ein Politiker-Papst
Heute bleibt Johannes Paul II. bei vielen Menschen vor allem für seinen politischen Aktivismus im Gedächtnis. Unbestritten bleibt sein Beitrag, der zum Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur in Europa führte. Doch Johannes Paul II. war auch ein Papst der Jugend, für die er die alle paar Jahre stattfindenden Weltjugendtage aus der Taufe hob.
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Der 2017 verstorbene deutsche Kardinal Joachim Meisner war ein Freund des polnischen Papstes. Als Erzbischof von Köln war Meisner für die Vorbereitung des Weltjugendtags im Jahr 2005 zuständig, der in Köln stattfinden sollte. Johannes Paul II. lag bereits im Sterben, als Meisner ihn noch einmal in der Klinik besuchte.
„Dort hat er mich gefragt: ‚Rechnet ihr noch mit mir in Köln‘“, erinnerte sich der Kölner Erzbischof 2016 in einem Interview mit EWTN Deutschland. Er habe dann geantwortet, dass man selbstverständlich noch auf den Papst zähle. Meisner fuhr fort: „Dann habe ich mich so über ihn in seinem Krankenbett gebeugt und habe ihn an den Ärmeln gefasst und gesagt: ‚Heiliger Vater, ich lasse Sie erst wieder los, wenn Sie mir versprechen, dass Sie nach Köln kommen!’ Da hat er ein bisschen gelächelt und geantwortet: ‚Ich komme, aber wie genau, das bestimmt der da oben‘!“
Wenige Wochen später verstarb Johannes Paul II., sein Nachfolger wurde Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI., dessen erster Weltjugendtag nun in seinem Heimatland Deutschland stattfinden sollte. „Deswegen sage ich immer: Unser Kölner Weltjugendtag war der erste mit zwei Päpsten, einer hier unten und einer da oben“, sagte damals Meisner mit einem Schmunzeln gegenüber EWTN.
„Er riecht nach Gott“
Auf die Frage, woran man erkannt habe, dass Johannes Paul II. ein Heiliger war, sagte Kardinal Meisner vor acht Jahren: „Ich habe immer gesagt, Papa Wojtyła riecht nach Gott. Der hat eine solche Atmosphäre verbreitet, sodass man immer ganz bewusst in der Gegenwart Gottes gelebt hat. Immer, wenn ich von einem Besuch bei ihm zurückkam, wurde mir wieder bewusst, dass ich dabei Gott erfahren habe. Er hat Gott berührbar gemacht, hörbar gemacht.“
Der frühere Privatsekretär, Kardinal Stanisław Dziwisz, fügte gegenüber EWTN an: „Er war kein Schauspieler als Papst. Er war ein authentischer Hirte. Und das haben die Menschen gespürt, die Jugend hat das gespürt: Ein Hirte, der sich für seine Herde hingibt.“
Als Johannes Paul II. vor zehn Jahren schließlich zur Ehre der Altäre erhoben wurde, würdigte sein Nachfolger, Papst Franziskus, ihn aber nicht nur als einen Papst für die Jugend. „In diesem Dienst am Volk Gottes ist der heilige Johannes Paul II. der Papst der Familie gewesen“, sagte Franziskus damals in seiner Predigt.
Dann erinnerte er daran, dass der Heilige selbst zu Lebzeiten gesagt habe, als was er einmal in Erinnerung bleiben möchte: als Papst der Familie.