Redaktion - Mittwoch, 5. Juni 2024, 14:00 Uhr.
Mit Blick auf die Diskussion um das strafrechtliche Verbot von Abtreibungen in Deutschland hat Bischof Franz-Josef Overbeck erklärt: „Es ist dem Gesetzgeber dringend anzuraten, keine Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen vorzunehmen, weil diese sowohl Selbstbestimmung und Gesundheit der Frau als auch des ungeborenen Kindes schützen.“
Jedes Jahr fallen in Deutschland mehr als 100.000 ungeborene Kinder einer Abtreibung zum Opfer, werden also im Mutterleib getötet. Abtreibungen sind zwar grundsätzlich durch das Strafrecht verboten, allerdings gibt es zahlreiche Ausnahmen. Dennoch gibt es politische Bestrebungen, Abtreibungen nicht länger über das Strafrecht gesetzlich zu regeln – ein Vorstoß, gegen den sich die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) wehrt.
„In Bezug auf das Lebensrecht beobachte ich, dass es in der EU stark voneinander abweichende nationale Rechtslagen gibt“, erklärte Overbeck im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag. „Angesichts der hohen Hürden für die Einführung eines Grundrechts bin ich daher ausgesprochen skeptisch, ob dies für die EU überhaupt realistisch wäre.“
Overbeck, der Bischof von Essen, ist auch innerhalb der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) aktiv. „Deutschland ist ein Land, das wie vermutlich kein anderes von einem geeinten Europa profitiert“, sagte er in dem Interview, das im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament geführt wurde, die in Deutschland am Sonntag stattfinden.
Im Jahr 2022 finanzierte Deutschland den EU-Haushalt mit mehr als 30 Milliarden Euro und ist damit der größte Geldgeber. Frankreich steuerte 24 Milliarden Euro bei, gefolgt von Italien und Spanien mit rund 17 bzw. rund 12 Milliarden Euro.
„Es ist mir wichtig zu betonen, dass es bei dieser Wahl um eine grundlegende Entscheidung geht, wohin sich die EU entwickelt“, sagte Overbeck. „Die europakritischen bis -feindlichen Stimmen im Europäischen Parlament drohen noch stärker zu werden als sie es ohnehin schon sind. Auf diese sehr ernste Lage müssen wir aufmerksam machen.“
„Die EU hat sich Werte und Prinzipien zur Grundlage gemacht, die im christlichen Glauben vor- und mitgeprägt worden sind, wie die Achtung der Menschenwürde oder die Freiheit“, betonte der Bischof. „Es ist richtig, im politischen Handeln den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.“