Vatikan veröffentlicht Dokument über Rolle des Papstes im Dienst der Einheit der Christen

Vatikanisches Dokument „Der Bischof von Rom“
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

„Der Bischof von Rom. Primat und Synodalität in den ökumenischen Dialogen und Antworten auf die Enzyklika Ut unum sint“ – so lautet der Titel des neuen und ausführlichen Studiendokuments, das der Vatikan am Donnerstag über die Rolle des Papstes, eine der größten Streitfragen unter den Christen, veröffentlicht hat.

Der Text fasst zum ersten Mal die Ergebnisse der ökumenischen Dialoge über das Amt des Papstes in den letzten 30 Jahren zusammen und stützt sich auf die Enzyklika von Johannes Paul II. aus dem Jahr 1995, die im Anschluss an die Entwicklungen des Zweiten Vatikanischen Konzils veröffentlicht wurde.

Papst Franziskus hat dies bereits deutlich gemacht: Am 2. Mai sagte er bei einer Audienz mit Anglikanern im Vatikan, dass „die Rolle des Bischofs von Rom ein kontroverses und spaltendes Thema unter den Christen bleibt“. Dabei nutzte er die Gelegenheit, um seine Rolle im Dienst der Einheit zu bekräftigen.

Er bete dafür, dass die Weltsynode zur Synodalität zu einem besseren Verständnis seiner Rolle führen möge. Die Frucht seines Wunsches ist dieser Text, der vom Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen verfasst wurde und 150 Seiten umfasst, die in vier Abschnitte unterteilt sind.

Was sind die Ziele des Dokuments?

Das Dokument schlägt unter anderem eine „erneuerte Lesart“ der petrinischen Texte vor, die historisch zu einem Hindernis für die Einheit der Christen geworden sind, und weist darauf hin, dass der Primat des Bischofs von Rom sowohl eine „Einrichtung göttlichen Rechts“ als auch menschlichen Rechts ist.

Es schließt mit einem Vorschlag des Dikasteriums, in dem die wichtigsten Anregungen „für eine erneuerte Ausübung des von allen Christen anerkannten Dienstes des Bischofs von Rom für die Einheit“ aufgeführt sind.

Die Enzyklika Ut unum sint bekräftigt, dass der Bischof von Rom als Nachfolger des Apostels Petrus die „besondere Pflicht“ hat, sich für die Sache der christlichen Einheit einzusetzen.

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Ohne den Begriff „Synodalität“ zu verwenden, schrieb Johannes Paul II.: „Als Bischof von Rom bin ich mir voll bewusst, wie ich in dieser Enzyklika bekräftigt habe, dass Christus von Herzen die volle und sichtbare Gemeinschaft all jener Gemeinschaften wünscht, in denen kraft der Treue Gottes sein Geist wohnt.“

Vorstellung des Dokuments in Rom

Der Text wurde am Donnerstagvormittag von Kardinal Kurt Koch, dem Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, und dem Generalsekretär der Synode, Kardinal Mario Grech, vorgestellt.

Der Vertreter der Armenischen Apostolischen Kirche beim Heiligen Stuhl, Khajag Barsamian, und der anglikanische Erzbischof Ian Ernest nahmen ebenfalls teil.

Koch betonte, dass das Dokument „die Frucht von fast drei Jahren ökumenischer und synodaler Arbeit“ sei und dass es etwa 30 Antworten auf Ut unum sint und 50 Dokumente des ökumenischen Dialogs zusammenfasse.

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Daran beteiligt waren nicht nur die Mitglieder des Dikasteriums, sondern auch „orthodoxe und protestantische Experten in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ökumenische Studien“.

Die wichtigste Schlussfolgerung, so betonte Kardinal Koch, ist, dass „alle Dokumente sich über die Notwendigkeit eines Dienstes der Einheit auf universaler Ebene einig sind, auch wenn die Grundlagen dieses Dienstes und die Art und Weise seiner Ausübung unterschiedlichen Interpretationen unterliegen“.

„Im Gegensatz zu den Polemiken der Vergangenheit wird die Frage des Primats nicht mehr nur als Problem, sondern auch als Gelegenheit zur Reflexion und Diskussion gesehen“, sagte er.

Kardinal Grech erinnerte seinerseits daran, dass man in kirchlichen Kreisen zwar immer noch vom Papst oder vom römischen Pontifex spreche, „aber der Titel Bischof von Rom wird heute als einziger Titel im Päpstlichen Jahrbuch verwendet, das die anderen als historische Titel aufführt“.

Darüber hinaus betonte er: „Wenn es einen Ort, einen Kontext gibt, der heute eine neue Art der Ausübung des Primats manifestieren kann – in der Tat manifestiert –, dann ist es gerade der synodale Prozess.“

Vorschläge des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen

Zum Abschluss des Dokuments bekräftigt das vatikanische Dikasterium, dass das Amt des Bischofs von Rom „nicht nur als Problem, sondern auch als Gelegenheit zum gemeinsamen Nachdenken über das Wesen der Kirche und ihre Sendung in der Welt gesehen werden sollte“.

Zu diesem Zweck schlägt das Dokument eine neue Auslegung der Lehren des Ersten Vatikanischen Konzils durch die katholische Kirche und eine „klarere Unterscheidung zwischen den verschiedenen Aufgaben des Bischofs von Rom“ vor. Es fordert auch eine stärkere Betonung der Ausübung des Papstamtes in der Diözese Rom.

Ferner bringt es zum Ausdruck, dass „die Zeit gekommen ist, neue Schritte in den ökumenischen Dialogen zu unternehmen“. Eine „bessere Verbindung zwischen den Dialogen“ sei notwendig, um Wiederholungen zu vermeiden und sich gegenseitig zu bereichern.

Der Text unterstreicht die Notwendigkeit einer „Klärung des von den Dialogen verwendeten Vokabulars“ und drängt auf eine Klärung der Bedeutung des Begriffs „Universalkirche“.

Das Dokument stellt fest, dass „die synodale Dimension der katholischen Kirche für ihr ökumenisches Engagement entscheidend ist“, ebenso wie „die Reform der Kurie“, wie sie von der apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium vorangetrieben wurde.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.