Redaktion - Dienstag, 25. Juni 2024, 11:00 Uhr.
Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat gemahnt, man müsse zwischen Nationalismus und Patriotismus „deutlich unterscheiden“: „Jeder Mensch hat und braucht eine Heimat. Zu der darf er auch stehen, ohne sich damit gegen andere zu richten.“
Im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das auf der Internetseite der Diözese Regensburg veröffentlicht wurde, sprach Voderholzer über den überzeugt katholischen Publizisten Fritz Gerlich, der vor etwa 90 Jahren als einer der ersten Gegner durch das noch junge Hitler-Regime ermordet wurde.
„Im Rückblick ist es immer schwierig, sich mit der Frage zu beschäftigen, was hätte passieren können und wie hätte das den Lauf der Geschichte verändert“, sagte der Bischof von Regensburg. „Gerlich hat mit seinem publizistischen Kampf gegen den Nationalsozialismus 1930 begonnen. Aber er hat nicht zum Erfolg geführt. Leider.“
Angesprochen auf die AfD sagte Voderholzer: „Ich glaube, Gerlich würde auch heute sehr wohl die Ideologien dahinter benennen. Eine Politik der Zehn Gebote, wie er es genannt hat, würde er stark machen, basierend auf dem Naturrecht. Er hätte die wirklich demokratischen Kräfte unterstützt und zum politischen Engagement ermutigt.“
Die AfD ist in den östlichen Bundesländern Brandenburg, Sachsen und Thüringen, wo in diesem Jahr noch Landtagswahlen stattfinden, laut Umfragen stärkste Kraft.
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„Völkisch-nationalistische Tendenzen in der aktuellen Politik beunruhigen mich sehr“, so der Bischof, weshalb er „zu jedem Wort“ stehe, „das wir deutschen Bischöfe dazu bei der jüngsten Frühjahrsvollversammlung in Augsburg geschrieben haben“. Allerdings: „Es wäre eine Überlegung wert gewesen, auch linksextreme Positionen explizit beim Namen zu nennen.“
Die deutschen Bischöfe hatten die AfD im Februar ausdrücklich als „nicht wählbar“ bezeichnet und dabei argumentiert: „Das Volk wird als ‚Ethnos‘ gedacht, als Gemeinschaft der ethnisch und kulturell Gleichen oder Ähnlichen. Dies ist die Ideologie des völkischen Nationalismus. Nach den Gräueln des Nationalsozialismus versteht unser Grundgesetz das Volk hingegen aus gutem Grund als ‚Demos‘, d. h. als Gemeinschaft der Gleichberechtigen, die auf der Grundlage der Menschen- und Bürgerrechte unsere Gesellschaft gemeinsam aufbauen und gestalten.“
Bereits ein Jahr zuvor, im Januar 2021, hatte die AfD erklärt: „Als Rechtsstaatspartei bekennt sich die AfD vorbehaltslos zum deutschen Staatsvolk als der Summe aller Personen, die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Unabhängig davon, welchen ethnisch-kulturellen Hintergrund jemand hat, wie kurz oder lange seine Einbürgerung oder die seiner Vorfahren zurückliegt, er ist vor dem Gesetz genauso deutsch wie der Abkömmling einer seit Jahrhunderten in Deutschland lebenden Familie, genießt dieselben Rechte und hat dieselben Pflichten. Staatsbürger erster und zweiter Klasse gibt es für uns nicht.“ Dennoch sei es „ein völlig legitimes politisches Ziel, […] das deutsche Volk, seine Sprache und seine gewachsenen Traditionen langfristig erhalten zu wollen“.
Voderholzer sagte, er hätte sich gewünscht, „dass wir Bischöfe Katholikinnen und Katholiken – ich spreche gerne von den ‚Weltchristen‘ – aufrufen, sich noch stärker in den demokratischen Parteien der Mitte zu engagieren, um den Geist des Evangeliums in Gestalt der katholischen Soziallehre in die Politik zu tragen. So sieht das schon etwas seltsam aus: Wir Bischöfe beschäftigen uns mit Parteipolitik, und die Reformgruppen versuchen sich an der Fortentwicklung der Sakramententheologie. Das scheint mir nicht die richtige Arbeitsteilung zu sein.“